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Neustart in WaldbrölNach dem „Kontaktpunkt“ bietet der „Zeitraum“ einen geschützten Ort

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Freuen sich auf den Neustart in Waldbröl: Aus dem „Kontaktpunkt“ wird der „Zeitraum“, die Sozialarbeiterin Kerstin Hartwich und Udo Schmidt, Bereichsleiter bei den Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven, sind gespannt, wer dorthin kommt.

Freuen sich auf den Neustart in Waldbröl: Aus dem „Kontaktpunkt“ wird der „Zeitraum“, die Sozialarbeiterin Kerstin Hartwich und Udo Schmidt, Bereichsleiter bei den Wohnhilfen Oberberg der Diakonie Michaelshoven, sind gespannt, wer dorthin kommt.

Am kommenden Dienstag, 5. August 2025, öffnet die neue Anlaufstelle für bedürftige Menschen der Diakonie Michaelshoven zum ersten Mal die Tür.

Ein langer Tisch, Stühle links und rechts. Eine Küchenzeile mit Tresen. Ein gemütliches Sofa in Dunkelgrün, eine knallrote Wand. Alles ist recht vertraut, aber irgendwie anders. Der Waldbröler „Kontaktpunkt“ an der Brölbahnstraße ist seit Ende des vergangenen Jahres Geschichte, mit dem „Zeitraum“ wagen die Diakonie Michaelshoven und die Wohnhilfen Oberberg an derselben Stelle und in denselben Räumen einen Neuanfang: Am kommenden Dienstag, 5. August, wird dieser offene Treff um 10 Uhr eröffnet. „Und wir sind sehr gespannt, wer kommt“, verrät Udo Schmidt, Bereichsleiter bei den Wohnhilfen.

Willkommen sind dort Menschen in schwierigen, herausfordernden Lebenslagen: Menschen, die zurzeit kein Obdach haben oder denen der Verlust des eigenen Heims droht. Menschen, die an einer Sucht leiden. Menschen, denen Schulden Sorgen bereiten. Oder auch Menschen, die einsam sind.

Menschen in schwierigen Lebenslagen sollen in Waldbröl einen geschützten Ort finden

„Wir wollen ihnen einen geschützten Raum bieten – um mit anderen ins Gespräch zu kommen, um die Tageszeitung zu lesen, einen Computer zu nutzen, um Anträge abzuschicken, Jobs zu suchen oder eine Wohnung oder ein wenig im Internet zu surfen“, erklärt die Ansprechpartnerin Kerstin Hartwich. „Oder um einfach mal in Gesellschaft auszuruhen und abzuschalten.“

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Die 57 Jahre alte Sozialarbeiterin hat ihr Büro gleich nebenan in der Beratungsstelle der Wohnhilfen. Die Tür zum gut 40 Quadratmeter großen „Zeitraum“ (plus Sanitärräume) öffnet sie immer dienstags und donnerstags. Und wer möchte, der kann da zudem seine Wäsche waschen und trocknen oder die Dusche nutzen. „Unser Anliegen ist es auch, die soziale Teilhabe zu stärken“, ergänzt der Diplom-Sozialwissenschaftler Udo Schmidt (54).

Seit 2005 hat es dort den „Kontaktpunkt“ gegeben, gegründet worden ist er aber bereits 1994 durch Pfarrer Jochen Gran (63) von der Evangelischen Kirchengemeinde am Wiedenhof, und getragen hat ihn danach der kirchliche Verein „Miteinander unter dem Regenbogen“. Richard Stahl, selbst Pfarrer im Ruhestand, und Ehefrau Hannelore sowie Jutta Schieder haben diese Waldbröler Institution mit viel Liebe, Feingefühl und Gespür für die Bedürfnisse der Menschen geleitet, immer hatten sie ein offenes Ohr für jeden.

Zwei Waldbröler Institutionen mussten den Gebäudekomplex an der Brölbahnstraße verlassen

Das werde sich nie ändern, betont Kerstin Hartwich, die mit dem früheren Berufsberater Hans Loeser bereits einen Helfer gefunden hat. Doch ob die Hilfesuchenden von früher dorthin zurückkehren, ist ungewiss: Denn mit der Tafel Oberberg-Süd und dem „Kaufhaus für Alle“ mussten liebe Nachbarn des früheren „Kontaktpunkts“ ausziehen und die Großimmobilie an der Brölbahnstraße 1-5 verlassen, heute ist die Tafel in Thierseifen beheimatet, das Kaufhaus in Hermesdorf.

Ins Untergeschoss des Hauses mitten in Waldbröl zieht gerade der „Mix-Markt“. Allein die Diakonie Michaelshoven und ihre Einrichtungen dürfen nach dem für Dezember 2027 geplanten Verkauf durch Eigentümer Bernd Roth bleiben. Für die frühere griechische Gaststätte „Athos“ sucht der Unternehmer weiterhin einen Pächter.

„Aber weiterhin ist der Busbahnhof gegenüber ein wichtiger Knotenpunkt in Waldbröl“, sagt Udo Schmidt und betont, dass nichts in Stein gemeißelt sei: „Wir können unsere Angebote im ‚Zeitraum‘ jederzeit ändern und anpassen, das gilt auch für die Öffnungszeiten.“

Bis zur Schließung war der „Kontaktpunkt“ immer auch Ort einer besonderen, längst Tradition gewordenen Weihnachtsfeier, die der Waldbröler Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) mit Geschenken und Pfarrer Gran, inzwischen im Ruhestand, mit Geschichten bereichert haben. Mit einem Weihnachtsessen hat sich der „Kontaktpunkt“ im Dezember verabschiedet. „Es ist schön zu wissen, dass die Bedürftigen in Waldbröl nicht in Vergessenheit geraten“, freut sich auch VVV-Vorsitzender Carsten Becker auf den Neustart – und er verspricht, dass sich sein Verein gerne an einer solchen Feier im Advent beteilige.


In Waldbröl gesucht: Helfende Hände

Der neue „Zeitraum“, Brölbahnstraße 1-5 in Waldbröl, öffnet immer dienstags und donnerstags von 9 bis 12 Uhr. Tee, Kaffee und Mineralwasser gibt es gratis, ein kleines Frühstück kostet einen Euro.

Leiterin Kerstin Hartwich und Bereichsleiter Udo Schmidt hoffen nun auf Menschen, die ein Ehrenamt suchen und in dieser Einrichtung helfen wollen. Das, sagt Hartwich, können auch Bewohner von Haus Segenborn in der Ortschaft Pulvermühle sein oder Menschen, die wieder in einen Tag mit festen Strukturen zurückkehren wollen.

Wer Interesse hat, der melde sich bei den Wohnhilfen Oberberg unter (02291) 91 80-0.

www.diakonie-michaelshoven.de