AktionstagMuseen aus Oberberg laden zu Zeitreisen mitten auf dem Waldbröler Markt ein

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Eine Drehorgel aus Marienheide.

Spinnräder aus Bergneustadt, Drehorgeln aus Marienheide: Der Aktionstag machte Lust, Oberbergs Museen zu entdecken.

In Waldbröl haben vier Museen sich und ihre vielfältigen Angebote gemeinsam vorgestellt. Viele Waldbröler schwelgen in Erinnerung.

Der Weg ist steil, aber kurz. Und er führt auf gerader Strecke in den Mäusehimmel. Hat der graue Nager, von Mehl angelockt, die erste Klappe hinter sich gelassen und danach die schmale Wippe überwunden, gibt es kein Zurück mehr: Die Maus sitzt in der Falle, am Ende erwartet sie ein großes Glas Wasser. „Seit 1970 streng verboten“, erklärt Walter Jordan, Leiter des Heimatmuseums in Bergneustadt, und ergänzt: „Aus Gründen des Tierschutzes natürlich.“

Die tödliche Falle aus Eisen, Holz und eben Glas ist von 1897, da erhält der Hersteller das Patent dafür. Und sie ist eines der Exponate, die Jordan am Donnerstag zum Waldbröler Vieh- und Krammarkt mitgebracht hat. Immer wieder ist er von Kindern dicht umringt, die wissen wollen, wie das Gerät funktioniert. Sie sind fasziniert.

Oberbergische Museen wollen Leute faszinieren und begeistern

Genau das wollen die vier oberbergischen Museen erreichen, die Posten bezogen haben an der zerstörten Markthalle: Zum ersten Mal machen sie gemeinsame Sache, bei dem Aktionstag mitten in Waldbröl stellen sie sich und ihre Arbeit vor. Seit 2019 gibt es das Netzwerk „Bergische Museen“, dem heute 28 Häuser angehören. Jordan: „Mit sieben Museen sind wir damals gestartet, bald werden es noch mehr.“

Während der Bergneustädter wieder und wieder die Geschichte der Falle erzählt, zückt Dietmar Häger das Handy: Enkel Anton (8) hat – freiwillig! – Platz genommen auf einer Schulbank, die das Lindlarer Freilichtmuseum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR) aufgebaut hat. Prompt greift der Junge zu Kreide und Schiefertafel, der Opa knipst. „Ich musste die lernen“, sagt der 73-Jährige und deutet auf ein Alphabet in geschwungener Sütterlinschrift.

Längst sei das Museum ein festes Ziel im Freizeitkalender von Enkelsohn und Großeltern, verrät der Derschlager. „Deswegen finde ich den Aktionstag toll: Hier erfahren wir mehr über andere Museen in der Nähe.“ Seine Ehefrau Brigitte (71) erinnert sich derweil an ihre Oma, die ihr einst Geschichten und Gebete vorgelesen hat: „Das Buch war ebenfalls in Sütterlin geschrieben, deswegen kann ich das noch lesen, zumindest Brocken davon.“

Zeitreisen, Drehorgeln und Federvieh – Aktionstag in Waldbröl

Das hören die Museumsvolontärinnen Maja Dachtera und Katja Kuhlmann immer wieder. Sie freuen sich, dass das Interesse an ihrem Stand so groß ist. Nebenan holt Dr. Ullrich Wimmer Schwung und bringt eine Drehorgel von 1880 in Bewegung. Ihm gehört das Bergische Drehorgelmuseum in der Marienheider Ortschaft Kempershöhe, einst war er Pfarrer in Waldbröl.

Das Netzwerk ist eine Bereicherung, weil vom riesigen LVR bis hin zum ganz kleinen, privatgeführten Drehorgelmuseum alles darin vertreten ist.
Dr. Ullrich Wimmer, Besitzer Drehorgelmuseum

Er freut sich aber nicht nur über alte Bekannte, sondern auch über den Zuspruch am allerersten Aktionstag: „Das Netzwerk ist eine Bereicherung, weil vom riesigen LVR bis hin zum ganz kleinen, privatgeführten Drehorgelmuseum alles darin vertreten ist – hier fallen wir gemeinsam auf, lernen uns kennen und können uns persönlich austauschen, und das auf kurzem Weg.“

Glück für die vier Museen: Zum ersten Mal seit dem vergangenen November dürfen auch Händler mit Federvieh wieder zum Markttag anreisen, zuvor war das wegen der Geflügelpest verboten. Nun aber lockt aufgeregtes Gegacker auf den Marktplatz und an die Halle. Dort lädt auch Schloss Homburg (Nümbrecht) zu Zeitreisen ein.

Das Team mit Silke Engel, Janina Leferink-Augustat und Robert Puppel hat historische Fotografien aufgestellt: Diese zeigen den Vieh- und Krammarkt anno dazumal. Sonst schlummern die Aufnahmen im Kreisarchiv. „Wir werden auf die Fotos oft angesprochen“, berichtet Museumssprecherin Leferink-Augustat. „Denn viele Waldbrölerinnen und Waldbröler erinnern sich, wie der Markt früher war.“

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