NeustrukturierungSchilderchaos in Bergisch Gladbach soll ein Ende haben

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Bergisch Gladbach – Die Kreisstadt hat endlich ihre Stadtteile – nach 17 Jahren. Einstimmig vollzog der Stadtrat auf seiner jüngsten Sitzung die Beschlussempfehlung nach, die ihm der Hauptausschuss auf Vorschlag der Verwaltung ebenso einmütig präsentiert hatte: Es bleibt bei der bisherigen Einteilung in 25 Quartiere, doch diese heißen künftig nicht mehr Wohnplätze, wie 1975 direkt nach der Vereinigung von Alt-Gladbach und Bensberg festgesetzt, sondern Stadtteile – wie anderswo auch.

Damit haben Ausschuss und Rat darauf verzichtet, die Liste nochmals zu überarbeiten, wie 1998 und wieder am 24. März 2014 beschlossen. Die Verwaltung hatte das immer schon für nicht besonders sinnvoll gehalten und sich mit dieser Auffassung jetzt durchgesetzt: Schließlich habe man diese Gliederung 1975 nicht willkürlich vorgenommen, sondern sie sei in Zusammenarbeit zahlreicher Ämter und auf der Basis eines Erlasses der Bezirksplanungsbehörde ausgearbeitet worden. Zudem seien diese Areale die Basis sämtlicher statistischen Erhebungen und Datensammlungen der Stadt.

Das heißt, bei einer Änderung wären Datenfortschreibungen nur mittels komplizierter Umrechnung möglich und nicht unmittelbar nachvollziehbar. Die Planungsarbeit würde also unnötig erschwert. Vor allem sei eine neue Einteilung nach strukturellen, topographischen oder historischen Gesichtspunkt oder gar nach dem Zusammengehörigkeitsgefühl oder dem Identitätsbewusstsein der Bewohner erstens enorm aufwendig, zweitens fragwürdig, und drittens werde das Ergebnis aller Voraussicht nach umstritten sein.

Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob eine Straße noch nach Paffrath gehört oder schon zu Nußbaum. Es geht auch um vage definierte Ortsteile wie Bockenberg. Als der hochverdichtete Wohnpark aus den 70ern, ursprünglich unter dem Namen „Bensberg – Moderne Stadt“ vermarktet, in die Jahre kam, suchten die Statistiker nach einem „normalen“ Namen und wählten als Taufpaten eine am Besiedlungsrand liegende Erhebung. Aber inzwischen ist der Name seit Jahrzehnten eingeführt.

Es gibt durchaus alte Stadtteile wie etwa Gronau, die heute nicht mehr dort liegen, wo man sie vor hundert Jahren lokalisiert hat. Offengehalten hatte die Verwaltung die Möglichkeit, einige der 25 Ortsteile zusammenzulegen, etwa um Einheiten vergleichbarer Größe zu schaffen. Empfohlen wurde es aber nicht, und die Politik legte keinen Wert darauf: Der Bevölkerungsvorsprung des Stadtteils „Stadtmitte“, der mit 11 092 Bewohnern mehr als zehn Prozent der 110 000-Einwohnerstadt aufweist, lässt sich ohnehin nicht ausgleichen. Dahinter liegen Refrath (8833) und Hand (8577), gefolgt von Paffrath (7012), die zusammen fast ein Viertel der Bürgerschaft stellen. Schildgen (6241), Gronau (6183), Heidkamp (6133) und Hebborn (6090) bringen nochmals etwa ein Viertel zusammen. In diesen acht größten Stadtteilen ist mit 60 000 Menschen mehr als die Hälfte der Bevölkerung konzentriert. Etwas kleiner sind Bensberg (5468) und Frankenforst (5255), danach rangieren Katterbach (4717) und Moitzfeld (4560). Das restliche Viertel verteilt sich auf die 13 übrigen Stadtteile: der Größe nach Herkenrath, Lückerath, Kaule, Lustheide, Alt Refrath, Bockenberg, Kippekausen, Sand, Bärbroich, Nußbaum, Herrenstrunden, Asselborn und Romaney. Mit 900 und 659 Einwohnern schließen die beiden kleinsten Stadtteile die Treppe ab.

Kein Rechtschreibfehler

Die Schreibung Alt Refrath ohne Bindestrich ist übrigens kein Rechtschreibfehler, sondern wurde vom Rat mitbeschlossen. Und zwar auf Anregung von Stadtarchivchef Dr. Albert Eßer, um die Schreibung an den Straßennamen „Alt Refrath“ anzupassen.

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