Bergisch GladbachGang durch die "verbotene Stadt" des Zanders-Areals

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Führungen durch die alten Industriehallen auf dem Zanders-Areal.

Bergisch Gladbach – In der „Altstadt“ mit seinen ehemaligen Lager- und Sortierhäusern sind die toten Fassaden zu neuem Leben erwacht: Gäste sitzen in Cafés, Biergärten und Bars, nutzen die großen Hallen für Sport und Freizeit. Das neue Bergisch Gladbach, mit einem veränderten Stadt- und einem ganz neuen Nachtleben spielt sich bisher allerdings nur vor dem inneren Auge des Betrachters ab:

Zu Zukunftsvisionen war am Freitag und Samstag beim Blick in die normalerweise „verbotene Stadt“ Gelegenheit. Das sonst abgesperrte Zanders-Gelände war geöffnet.

Blicke hinter die Fassaden

Am Freitag stellte die Stadt den entwickelten Strukturplan vor. Zudem waren an beiden Tagen die Ausstellung „Strukturplanung“ und „Visionen für das Zanders-Areal“ geöffnet. Doch der Einblick der Extraklasse bot sich Besuchergruppen am Samstag bei drei Führungen über das 37 Hektar große Gelände der ehemaligen Papierfabrik.

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Neue Ideen für eine versunkene Welt.

Die Projektgruppe Zanders-Areal, das Planungsbüro Karres en Brands und das für Öffentlichkeitsbeteiligung zuständige Architekturbüro nonconform informierten über die Denkmäler auf dem Gelände, über Nutzungen der bestehenden Gebäude und Freiräume. Einiges ist dem Blick auch noch verborgen, wie die Strunde, die bisher unterirdisch unter dem ehemaligen Fabrikgelände verläuft.

Die Ideen der Bürger sollen in die Planung einfließen

Dabei wurden die Besucherinnen und Besucher auch zum Träumen eingeladen: Auch ihre Vorschläge für das Areal waren gefragt. Aufbauend auf Ideen, die vor eineinhalb Jahren ebenfalls von Bürgern der Stadt mit in die Planung aufgenommen worden seien, sollen auch die nun gesammelten Wünsche in die zukünftige Gestaltung mit einfließen, erklärte Torsten Klafft von nonconform.

Die Führung „Freiraum und Strunde“ führte zu dem Geländeteil, das bereits 2024 für die Öffentlichkeit geöffnet werden soll: dem sogenannten „Gleispark“. Er befindet sich hinter dem Parkplatz An der Gohrsmühle. Die Freifläche besteht derzeit teils aus Wiese, teils aus Beton und lud zum Träumen von einem schönen Stadtpark ein.

Ein autoarmer neuer Stadtteil

Der Verkehr im geplanten Stadtteil solle möglichst auto-arm gestaltet werden, so Sarah Brouwers aus der Planungsabteilung der Projektgruppe Zanders-Areal. Hauptsächlich zu Fuß und auf dem Rad sollen die Menschen unterwegs sein. Trotzdem müssten alle Punkte für Rettungsdienste und die Müllabfuhr erreichbar sein.

Durchgangsverkehr solle es jedoch keinen geben. Zumindest keinen für Autos. Die Besucher waren sich einig, dass eine Fahrradstraße her muss.

Die Strunde soll aus ihrem Rohr befreit werden

Konsens gab es auch über den verrohrten Bachlauf der Strunde. In Zukunft soll das Gewässer wieder sichtbar werden. Jedoch müsse an der Umsetzung noch gearbeitet werden, da der Bach teilweise bis zu acht Meter unter der Oberfläche dahinplätschert, klärte Inge Zielonka von Karres en Brands über die Herausforderungen auf.

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Ein Einblick der Extraklasse bot sich Besuchergruppen am Samstag bei drei Führungen.

In den alten Industriegebäuden steckt erhebliches Potenzial. Eine Halle mit Säulen wurde in der Fantasie mancher zur Tanzschule, andere sahen eine Markthalle mit der Möglichkeit, die frischen Zutaten in den angrenzenden Restaurants zuzubereiten. Wellblech-Gebäude wurden plötzlich zu öffentlichen Gewächshäusern. Maschinenhallen mit verstärkten Böden und großen Fenstern wurden in den Vorstellungen von Literaturfans zu Büchereien.

Die Wünsche können teuer werden

Es solle Räume für Initiativen und Vereine geben, die Künste und Kultur sollen bei Zanders einziehen. Wunderschöne Bilder entstanden in den Köpfen der Menschen.

Doch manch ein Besucher betrachtete das „Wunschdenken“ auch mit Skepsis. Der erste Entwurf eines Eigenheims sei immer gewaltig. Bis der Architekt die Kosten offenlege. Dann würde wieder gestrichen. Man könne über alles nachdenken, aber besonders die Folgekosten sollten nicht außer acht gelassen werden, mahnte ein Besucher.

Die romantisch roten Backsteine der alten Industriebauten inspirierten aber in jedem Fall. Das Projekt wurde als Möglichkeit und Chance für Bergisch Gladbach wahrgenommen und bis jetzt scheinen die Vorstellungen der Planer und Bürgerinnen und Bürger übereinzustimmen. Ob all die Ideen und Träume auf die versprochene innovative und nachhaltige Art und Weise – und in einem bezahlbaren Rahmen – umgesetzt werden können, wird die Zukunft zeigen.

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