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Kultur in Rhein-BergAusnahme-Pianist und Vielfalt im Kino

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Kaan Baysal machte großen Eindruck mit seinem Programm im Bergischen Saal von Schloss Eulenbroich.

Rhein-Berg – Jede Woche sprechen Alina Bremer, Niklas Pinner und Thomas Rausch über das Kulturleben im Rheinisch-Bergischen Kreis. Was war diese Woche ein Highlight oder hat überhaupt nicht gut funktioniert? Wie verändert sich die Kulturlandschaft in Bergisch Gladbach und den Kommunen im Kreisgebiet? Worauf können sich kulturinteressierte Bürgerinnen und Bürger in Zukunft freuen? Im Wechsel beantworten unsere Autoren diese Fragen und geben Tipps fürs Wochenende.

Kultur-Highlight der Woche

Bei dem Klavierkonzert mit Kaan Baysal im Schloss Eulenbroich in Rösrath stand das Publikum schon bald unter dem Eindruck, einen der großen Virtuosen der Zukunft hören zu dürfen. Erst 19 Jahre alt ist Baysal, geboren in Istanbul und Erster bei internationalen Musikwettbewerben. Am Sonntag glänzte er beim Konzert in der Reihe “Weltklassik am Klavier“.

Mit heiterem Spiel beginnt Kaan Baysal Beethovens Sonate Nr. 11 B-Dur opus 22, kostet die feine innere Dynamik aus und lässt beim zweiten Satz schon die Musiksprache Wagners anklingen. Immer der Stimmung der Komposition nachspürend. Im letzten Satz, einem Rondo, vermittelt er mit feinem Anschlag den melodischen Fluss, leitet über zum zweiten und dritten Thema, das durch die besondere „Beethovensche“ Unruhe gekennzeichnet ist – kontrapunktisch, mit vielen schnellen Zweiunddreißigstel-Noten. Egal, ob im Pianissimo oder im Fortissimo, er streichelt anscheinend die Tasten, aber auch die Seelen seiner Zuhörer.

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Alle Beethoven-Sonaten einstudiert

In Coronazeiten hat der junge Pianist in stillen Stunden alle Beethoven-Sonaten einstudiert: „Nicht einfach schnell spielen, sondern analysieren, lernen und tief in die Kompositionen einsteigen“, ist sein Credo. Der Eindruck bleibt auch bei Mozarts vertrauter Fantasie d-Moll KV 397 – wie aus Träumen auftauchend beginnt er leise, jedem Ton nachspürend. Ein Klangerlebnis.

Doch Baysal kann auch richtig zugreifen: Mit Beethovens Rondo „Die Wut über den verlorenen Groschen“ kostet er die musikalische Dichtung mit dem Hin und Her des Suchens, den Ärger und die Wut voll aus – bei ihm klingt das Werk in einer intensiven Bildersprache, aber nie im absoluten Fortissimo. Voluminöse Klänge entwickelt der junge Pianist in der Fantasie h-Moll von Skrjabin – sie fordert ihn heraus mit vollgriffigen Akkorden, großen Intervallsprüngen und rauschenden Arpeggien – Extremlagen für das Instrument und eine Herausforderung für den Pianisten mit mehreren Stimmen übereinander, angelegt wie für eine Orgel. Baysal überzeugt auch mit diesem Werk, steigt tief ein in die Seele des hochsensiblen Komponisten.

Von Lang Lang gefördert

Frenetischer Beifall belohnte den Pianisten nach dem Konzert, da kam der unbedingte Wunsch nach einem Wiedererleben auf. Der weltberühmte Lang Lang hat Baysal gefördert, trat mit dem damals Elfjährigen gemeinsam auf – der große Pianist hat sofort erkannt, dass er in Baysal ein absolutes Ausnahmetalent entdeckt hat.

Was gibt es Neues?

Um Migration und Integration, um Identität und Menschen mit Behinderung geht es bei dem Filmfestival „Nahaufnahme – In Vielfalt leben“, zu dem die Stadt Bergisch Gladbach seit 2011 einlädt. In diesem Jahr ist das Programm in der Woche vom 7. bis 11. November zu sehen, Aufführungsorte sind das Kinocenter Schlosspassage und der Bergische Löwe. Alle gezeigten Filme werden mit Diskussionsrunden ergänzt. Die Filme sollen die Festival-Themen kritisch beleuchten, aber auch unterhalten.  Bei den Film-Vorführungen werden Technologien eingesetzt, die Barrieren für Menschen mit Sinnesbehinderung abbauen – unter anderem Gebärdendolmetscher und Untertitel.

Eine Reihe von Partnern arbeiten mit der Stadt bei dem Festival zusammen. Die Kultur- und Umweltstiftung der Kreissparkasse Köln, die Bensberger Bank und die Stadtverkehrsgesellschaft Bergisch Gladbach fördern die Veranstaltungsreihe.

Auftakt mit der Komödie „Contra“

Eröffnet wird das Programm am Montag, 7. November, 19.30 Uhr, im Bergischen Löwen mit der Komödie „Contra“ von Sönke Wortmann, die sich um das Thema Fremdenfeindlichkeit dreht.  Nach der Vorführung sprechen Bürgermeister Frank Stein und VHS-Fachbereichsleiterin Cornelia Dick mit Moderatorin Doro Dietsch. An den nächsten Tagen folgen die Filme „Belfast“ (8. November, 15 Uhr, Schlosspassage), „Glück auf einer Skala von 1 bis 10“ (9. November, 19.30 Uhr, Schlosspassage), „From Here“ (10. November, 19.30 Uhr, Schlosspassage) und „Warum ich euch nicht in die Augen schauen kann“ (11. November, 19.30 Uhr, Schlosspassage). Der Eintritt zu den Filmen kostet jeweils sechs Euro.

Kultur-Gesichter der Woche

Ein Lieblingskunstwerk wählen konnten die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung „Rösrather Künstler“ im Werkstattgebäude von Schloss Eulenbroich. Am Ende wurden insgesamt 280 Stimmen gezählt,  ein beträchtliches Publikumsinteresse. Auf den ersten Platz schaffte es dabei Lukrezia Krämer mit einem Ölgemälde, das eine junge Frau auf einem Feld zeigt. „Winden“ heißt der Titel der Arbeit. Der Betrachter sieht die junge Frau von hinten und mag sich fragen, wohin sie ihr Weg führt. In den aktuellen Krisenzeiten lässt sich Hoffnung mit dem Bild verbinden, aber auch Ungewissheit.

Mit Lukrezia Krämer konnte sich eine junge Künstlerin beim Publikum durchsetzen, die schon viel Beachtung fand, unter anderem mit einer Einzelausstellung in der Galerie Schröder und Dörr in Bergisch Gladbach. Auf Platz zwei bei dem Publikumspreis schaffte es Vorjahressiegerin Anne Klußmann mit ihrem Ölbild „Bildungswerkstatt abends am Schloss“. Dritte wurde Martina Spiller mit ihrem Porträt „Frau, rauchend“, das die Mutter der Künstlerin zeigt.

Neunte Auflage der Publikumspreise

Bereits zum 42. Mal hatte die Stadt Rösrath zu der Ausstellung „Rösrather Künstler“ eingeladen, die Publikumspreise wurden zum neunten Mal vergeben – auf Initiative der Dr.-Jürgen-Rembold-Stiftung, die die Preisgelder von 500, 300 und 200 Euro zur Verfügung stellte.

Wohin geht's am Wochenende?

Kabarett-Star Arnulf Rating

Mit seinem Programm „Zirkus Berlin“ ist Kabarett-Altstar Arnulf Rating in der Reihe „Kabarett an der IGP“ in der Aula der Gesamtschule Paffrath in Bergisch Gladbach zu Gast. Am Freitag, 4. November, 20 Uhr, nimmt er sich die Artisten im Berliner Politzirkus vor. Bei der Veranstaltung gibt es diesmal wieder das Catering ab 19 Uhr und in der Pause. Kartenvorverkauf in der Stadtteilbibliothek Paffrath, an der Theaterkasse Bergischer Löwe und weiteren Vorverkaufsstellen.

Konzert mit ukrainischer Pianistin

„Perlen der ukrainischen Musik“ heißt ein Konzertprogramm der ukrainischen Pianistin Violina Petrychenko am Freitag, 4. November, 19.30 Uhr, im Pfarrsaal Herz Jesu, Altenberger-Dom-Straße 140, in Bergisch Gladbach-Schildgen. Der Eintritt ist frei, eine angemessene Spende ist erbeten (eine Orientierungsgröße sind zehn Euro). Eine Online-Anmeldung ist möglich, angemeldete Personen haben Vorrang beim Einlass.

Tschechow-Stoff im Theas-Theater

In Anlehnung an Kurzgeschichten von Anton Tschechow ist das Theaterstück „Lass mich nicht alleine, Tschechow“ von Achmad Kachkara gestaltet. Es ruft alle unterdrückten Völker auf, sich zu erheben. Es spielt das Ensemble „Die Gesichter“ (Faces). Premiere ist am Freitag, 4. November, 20 Uhr, im Theas-Theater in Bergisch Gladbach. Weitere Aufführungen folgen am Samstag, 5. November, 20 Uhr, und Sonntag, 6. November, 18 Uhr. Eintritt: zehn Euro, ermäßigt acht Euro. Kartenreservierung unter (02202) 92 76 50 15 oder per Mail unter theater@theas.de.

Konzert mit Pütz und Bänd

„Auf die Liebe“ heißt ein Programm der Gruppe Pütz und Bänd, das am Samstag, 5. November, 20 Uhr, in der Kirche St. Engelbert in Bergisch Gladbach-Rommerscheid zu erleben ist. Die Veranstaltung wird präsentiert vom Bürgerverein Rommerscheid. Kartenvorverkauf am Kiosk Imran, Rommerscheider Straße 8.

"Escht Kabarett"

In der Reihe „Escht Kabarett“ stehen am Sonntag, 6. November, ab 17 Uhr Kabarettistin Vera Deckers sowie die Kabarettisten Henning Schmidtke und Vladimir Andrienko auf der Bühne in der Gnadenkirche, Hauptstraße 256, in Bergisch Gladbach. Durch das Programm führt Bühnenköbes Christian Bechmann. Einlass: 16 Uhr. Eintritt 13 Euro. Kartenreservierungen per E-Mail unter info@quirl.de ist möglich.

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