Bergisch Gladbach – In die Bensberger Gaststätte Gieraths hatte der Bürgermeister geladen. Karl Klee, von 1908 bis 1918 erster Bürger der Stadt Bensberg, wollte den wachsenden Wohnungsbedarf in der Schlossstadt nicht nur bedienen können. Er wollte auch dafür sorgen, dass Wohnraum für jeden Bürger bezahlbar bleibt. Also verkündete er seine Idee zu einem genossenschaftlichen Bauverein.
63 Bürger beschlossen dann am 13. Mai 1914 die Gründung des Bensberger Bauvereins, der jetzt sein 100-jähriges Bestehen feierte. Viel verändert hat sich in den zehn Dekaden seit der Gründung, das Ziel des Vereins ist aber das gleiche geblieben: „Die Förderung unserer Mitglieder durch genossenschaftliches Wohnen“, erklärt Helmut Schomburg vom Vorstand des Vereins.
Dazu gehört zum Beispiel ein lebenslanges Wohnrecht. „So steht es in der Satzung. Das Mietverhältnis ist einseitig von der Genossenschaft nicht kündbar“, sagt Schomburg, der vor 30 Jahren als Aufsichtsratsmitglied zum Bauverein kam und seit 25 Jahren dem Vorstand angehört.
Wenn Mieter die Häuser aus nicht änderbaren Gründen verlassen müssen, dann regelt der Bauverein auch das auf genossenschaftliche Art und Weise. „An der Friedrich-Offermann-Straße sind wir zu dem Schluss gekommen, die Objekte abzureißen“, berichtet Schomburg von einem der jüngsten großen Projekte des Vereins. Dort besitzt der Bauverein drei Mietobjekte aus den 50er-Jahren.
Bestandspflege hat Priorität
Schomburg: „Damals musste alles schnell gehen, und so war auch die Bausubstanz.“ Zu sanieren gab es hier nicht viel, also mussten sich die Mieter neue Wohnungen suchen.
Sie wurden aber nicht einfach vor die Tür gesetzt. „Wir haben ihnen unsere Ideen vorgetragen, nach Möglichkeiten gesucht, und so konnten wir gemeinsam alles sozialverträglich regeln. Das war alles auf eine gute Art zu lösen“, sagt das Vorstandsmitglied.
Die Bestandspflege hatte in den vergangenen 25 Jahren laut Schomburg die oberste Priorität des Vereins. Während an der Friedrich-Offermann-Straße der Abrissbagger anrücken musste, konnte am Schlossfeldweg aufgrund guter Bausubstanz energetisch saniert werden. Zusätzlich setzte man Dachwohnungen auf das vorhandene Objekt. Eine gewaltige Investition. „Wir sind eine Gesellschaft, die Gewinne machen muss. Wir werfen aber keine großen Gewinne aus, sondern wir investieren permanent in den Bestand“, betont Schomburg. Gemeinnützig sei der Verein. „Das hat zur Folge, dass wir als Vermietungsgenossenschaft keine Körperschaftsteuer zahlen müssen.“
Nur rund fünf Euro pro Quadratmeter zahlen die Genossenschaftsmitglieder an Kaltmiete für ihren Wohnraum. Das liegt deutlich unter den Bensberger Durchschnittsmieten. Bei so viel Gemeinnützigkeit ließ es sich auch die Politik nicht nehmen, dem Bauverein zum 100. Geburtstag zu gratulieren. Vom stellvertretenden Bürgermeister über den Landrat bis zum Landtagsabgeordneten kamen alle zur offiziellen Feier. Auch der Vorstand der Bensberger Bank, über die der Bauverein seine finanziellen Geschäfte erledigt.