Muslime in BensbergAhmadi-Gemeinde fehlt Platz für Gebete

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  • Die Ahmadi-Gemeinde ist seit Jahrzehnten in Bergisch Gladbach-Bensberg zu Hause.
  • Doch verfügt die muslimische Gemeinde nur über zwei relativ kleine Räume für Versammlungen und Gebete.
  • Die Suche nach einem Grundstück ist schwierig.

Bergisch Gladbach – Es ist eng in den Gebetsräumen der Ahmadiyya Muslim Jamaat Bergisch Gladbach. Zwei Räume hat die muslimische Gemeinde in Bensberg angemietet. Die Einrichtung ist einfach. „Liebe für alle – Hass für keinen“, steht in großen Lettern auf einem Banner, das vor den Gebetsräumen hängt. Es ist das Motto der Ahmadiyyas.

Genügend Platz finden die rund 200 Gemeindemitglieder dort nicht. „Die Corona-Krise macht es uns noch schwerer“, sagt Faheem Lodhi, Vorsitzender der Gemeinde. Mit dem nötigen Abstand können im Gebetsraum für die Männer höchstens 15 Gläubige gleichzeitig beten. Im kleineren Gebetsraum für die Frauen noch weniger.

Gemeinsames Gebet im Stadion

Das gemeinsame Gebet zum Auftakt des Opferfestes Anfang August wurde ins Milchborntalstadion verlegt. Dadurch wurden die Platznot und die Suche nach einer neuen Bleibe besonders deutlich. „Wir haben die Räume in Bensberg mit einer Kündigungsfrist von sieben Tagen gemietet. Wenn hier jemand einziehen möchte, müssten wir innerhalb einer Woche raus“, so Pressesprecher Omar Khan.

Er und Lodhi wünschen sich eine eigene kleine Moschee für ihre Gemeinde. „Dann hätten wir nicht nur einen Ort, an dem wir uns alle versammeln und beten können, sondern wären auch für die Menschen in Gladbach präsenter. Wer uns kennenlernen möchte, kann einfach vorbeikommen. Hier weiß doch niemand, dass wir da sind“, so Khan.

Muslimische Reformbewegung aus Indien

1889 wurde die Ahmadiyya Muslim Jamaat von Mirza Ghulam Ahmad als Reformbewegung in Indien gegründet. Seit 1923 ist sie auch in Deutschland ansässig und zählt bundesweit 250 Gemeinden und 60 Moscheen.

Sie ist die einzige muslimische Gemeinde, die in Deutschland den Körperschaftsstatus des öffentlichen Rechts erhalten hat. Während andere Muslime noch auf den Messias warten, der den Kontakt zwischen den Menschen und Allah herstellen soll, sehen die Ahmadiyyas ihren Gründer als Messias an.

Mirza Ghulam Ahmad verstand sich als Nachfolger des Propheten Mohammed und als der angekündigte Mahdi der Endzeit. Ahmadiyyas gelten bei anderen Muslimen deshalb häufig als nicht dem wahren Islam angehörig und werden unter anderem in Pakistan verfolgt. (lth)  

Seit 1985 sind die Ahmadiyyas bereits in Bergisch Gladbach verankert. Die Gemeinde, die anfangs vier Familien zählte, ist mittlerweile auf 47 Familien angewachsen. Seit 1988 ist auch Faheem Lodhi Mitglied. Er erinnert sich an die ersten Treffen in seinem Wohnzimmer. „Wir haben uns jeden Monat getroffen, gemeinsam gebetet und uns ausgetauscht, bis es zu eng wurde. Vor zehn Jahren haben wir dann die zwei Räume in Bensberg angemietet“, erzählt er.

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Im Gebetsraum können aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nur wenige Gläubige gleichzeitig beten.

Für ihn sei es wichtig, dass die Mitglieder seiner Gemeinde einen Ort haben, an dem sie sich treffen können. „Das ist auch ein Treffpunkt für die Kinder. Sie lernen dort etwas über unsere Religion und auch die deutsche Sprache. Ich finde das sehr wichtig, damit sie nicht auf die schiefe Bahn geraten“, sagt Lodhi.

Gemeinde will transparent vorgehen

Aber viele Menschen hätten Vorurteile gegen Muslime, würden sie in die Nähe von Terroristen stecken. Auch deswegen gestalte sich die Suche nach einem Grundstück schwierig. „Wir möchten nicht einfach eine Moschee bauen, ohne dass die Nachbarn das wissen. Dann können alle Fragen beantwortet werden. Im persönlichen Gespräch lösen sich Vorurteile meist schnell auf“, sagt Khan.

Ein häufiger Kritikpunkt: die Trennung von Frauen und Männern beim Gebet. Die offizielle Begründung: „Das hat nichts damit zu tun, dass wir Frauen nicht respektieren. Beim Gebet soll man mit den Gedanken ganz bei Gott sein. Wir nehmen beim Beten verschiedene Haltungen an, zum Beispiel beugen wir uns oder knien uns hin. Das ist einigen Frauen in Gegenwart von Männern unangenehm“, erklärt Mahmood Ahmad Malhi, Imam in Köln und für die Gemeinde in Bergisch Gladbach zuständig.

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Für eine bessere Integration in die Gesellschaft veranstaltet die Gemeinde regelmäßig Aktionen, um mit den Menschen in den Dialog zu treten. An Neujahr beseitigen die Mitglieder die Überreste der Silversternacht, nehmen am Neujahrsempfang der Stadt teil, veranstalten interreligiöse Dialoge und sind einmal im Monat mit einem Infostand in der Fußgängerzone.

Kontakt zur Stadt wegen eines Baugrundstücks hat die Gemeinde noch nicht aufgenommen. Man wolle die Kommunalwahl abwarten und dann den nächsten Schritt wagen. „Das ist auch eine finanzielle Herausforderung für uns, wir finanzieren uns nur durch unsere Mitgliedsbeiträge“, sagt Khan. 800 Quadratmeter sollen es sein.

Vorstellbar sei auch, ein leer stehendes Gebäude umzubauen. „Da kommt dann einfach eine kleine Kuppel drauf, das würde uns reichen“, so Khan. Dann hätte die Gemeinde endlich genug Platz für ein richtiges Gemeindeleben und einen Ort für den Dialog – für alle, die die Ahmadiyyas genauer kennenlernen möchten.

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