Einrichtung für Menschen mit AutismusImpfaktion wurde in letzter Minute gestoppt

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Für Menschen mit Autismus und ihre Betreuer in zwei Einrichtungen wurden jetzt vorbereitete Impfaktionen abgesagt.

Für Menschen mit Autismus und ihre Betreuer in zwei Einrichtungen wurden jetzt vorbereitete Impfaktionen abgesagt.

Rhein-Berg – Eigentlich hätten heute die Bewohner und Mitarbeiter in Haus Hommeln gegen Corona geimpft werden sollen. Alles stand bereit: eine Ärztin, weiteres medizinisches Personal, die Eltern und Betreuer, um für die Impfung ihrer Kinder das Einverständnis zu geben.

Der Träger der Einrichtung für Menschen mit Autismus hatte alles organisiert, im Vorfeld auch mit einem „Terminkoordinator der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein“ Kontakt aufgenommen, wie Michael Laforce von der Schwestereinrichtung von Haus Hommeln in Bergisch Gladbach berichtet.

Laforce hatte sich um die Impftermine in den beiden Häusern gekümmert, nachdem beide Einrichtungen des Vereins Autismus Köln/Bonn e.V. im November vom Rheinisch-Bergischen Kreis angeschrieben worden waren, um Bewohner- und Mitarbeiterzahlen sowie weitere Daten zur Vorbereitung möglicher Impfaktionen zu erfassen.

Impfaktion wurde fristgerecht vorbereitet

Als er dann erst einmal nichts mehr von offizieller Seite hörte, habe er zum Jahreswechsel selbst nachgefragt und erfahren, dass zunächst nur die Einrichtungen angeschrieben worden seien, die in der ersten Gruppe der von der Bundesregierung vorgegebenen Impfreihenfolge an der Reihe waren, also Senioren- und Pflegeheime.

Laforce wollte in Absprache mit dem geschäftsführenden Vorstand des Trägers trotzdem weiter vorarbeiten, um dann parat zu stehen, wenn auch die Einrichtungen zur Eingliederungshilfe an der Reihe wären. Beim Kreis habe er erfahren, dass die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein für die Impfaktionen zuständig sei.

Impflage in Rhein-Berg

2385

der bislang für Rhein-Berg zugewiesenen 2555 Impfdosen sollen laut Kassenärztlicher Vereinigung Nordrhein bis Freitag, 15. Januar in insgesamt 13 Einrichtungen verimpft sein. In der bundesweit vorgegebenen Impfpriorität waren wie berichtet zunächst Impfungen Senioren- und Pflegeeinrichtungen vorgesehen.

Als nächste sollen die über 80-Jährigen angeschrieben werden und ein Impfangebot in den Anfang Februar öffnenden Impfzentren erhalten. (wg)

Dort habe er nach einigem Durchfragen von einem „Terminkoordinator“ die Informationen bekommen, welche Vorbereitungen vor einem Impftermin zu treffen seien und dass sich eine Einrichtung mindestens eine Woche vor dem Impftermin mit der KV Nordrhein abstimmen müsse, etwa damit der Impfstoff geliefert und für die Impfung aufbereitet werden könne.

„Ich habe alles fristgerecht gemacht“, sagt Laforce auf Anfrage. „Er hat sich da sehr eingesetzt“, sagt auch der Geschäftsführende Vorstand des Vereins Autismus Köln/Bonn, Ulrich Sickmann. Auch Eltern wie Britta Schulz, deren Sohn in Haus Hommeln lebt, freute das Engagement. „Unsere Kinder könnte man bei einem Corona-Fall nicht in Quarantäne stecken“, erläutert sie die Gefahr, dass Betroffene mit Autismus Einschränkungen wie eine Quarantäneanordnung nicht verstehen und in solchen Situationen für sich und andere zur Gefahr werden könnten. „Deshalb ist es ja so wichtig, dass auch dort rasch geimpft wird,“ sagt sie. Und die Impfbereitschaft sei auch unter den Betreuern sehr hoch. Michael Laforce spricht von 94 Prozent, die sich impfen lassen wollten.

Einrichtung steht nicht auf der Prioritätenliste für Impfungen

Dann jedoch kam am Dienstag die Absage des Termins für den heutigen Freitag in der Kürtener Einrichtung und für nächste Woche in der Gladbacher Einrichtung. Begründung der KV nach Angaben der Einrichtung: Haus Hommeln und die Schwestereinrichtung in Bergisch Gladbach stünden nicht auf der Liste mit der obersten Priorität bei den Impfungen, die der Kreis der KV als Grundlage für die Impfungen in Einrichtungen zusammengestellt habe. Warum die KV Nordrhein dennoch, wie die Einrichtungsvertreter berichten, einen Termin avisiert und dann abgesagt hatte? Dazu erklärte die KV Nordrhein auf Anfragen der Redaktion aus den vergangenen beiden Tagen gestern Nachmittag kurz: „Eine verbindliche Zusage der örtlichen Impfkoordinatoren für den kommenden Freitag lag noch nicht vor.“

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Warum die beeiden Einrichtungen nicht mit oberster Priorität auf der Liste standen, die vom Kreis an die KV Nordrhein ging, erläutert der Krisenstab des Kreises so: Laut Impferlass des NRW-Gesundheitsministeriums hätte der Träger dafür die Anwendung einer Allgemeinverfügung, die Pflege und Besuche in der Einrichtung regele, anerkennen müssen.

Ein neuer Termin soll gefunden werden

Da dies in diesem Fall nicht geschehen sei, seien die Einrichtungen nicht mit oberster Priorität für die Impfaktionen gemeldet worden. Einspruch eingelegt habe man jedoch keineswegs gegen den anberaumten Impftermin, betonte eine Sprecherin.

Eine schwierige Lage. In den betroffenen Einrichtungen kann man die Probleme, die zur Absage des vorbereiteten Impftermins führten, schwer nachvollziehen, will sich jetzt aber schnellstmöglich um einen neuen Termin bemühen. Immerhin habe man am Mittwoch von der Kassenärztlichen Vereinigung eine Möglichkeit zur Online-Anmeldung einen neuen Impftermins erhalten.

„Wir werden alles versuchen“, sagt Michael Laforce und hat vor allem Bewohner und Mitarbeiter im Blick. „Wir sind ja heilfroh, dass wir bislang noch keinen Fall bei uns hatten.“

„Der alternative Impf-Termin soll zeitnah erfolgen, entsprechende Gespräche führen unsere Kolleginnen und Kollegen bereits mit den Verantwortlichen unter anderem des Kreises und der Einrichtung“, so ein Sprecher der KV gestern Nachmittag.

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