KinderbetreuungRösrath bezahlt vereinbarte Miete für Tageseltern nicht

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Kinder von Tagesmüttern in Rösrath mussten drei Wochen lang mit alten Tests getestet werden.

Kinder von Tagesmüttern in Rösrath mussten drei Wochen lang mit alten Tests getestet werden.

Rösrath – „Wir hoffen sehr, dass jetzt etwas ins Rollen kommt“, sagt Tanja Böttcher, Sprecherin der IG Kindertagespflege, Zusammenschluss von 26 Tagespflegepersonen aus Rösrath. Die Tagesmütter und -väter fühlen sich von der Stadt im Stich gelassen. Die Stadt zahlt seit einem halben Jahr den vereinbarten Mietkostenzuschuss nicht. Auch auf die neuen, sichereren Corona-Schnelltests mussten die Tagespflege-Einrichtungen drei Wochen lang warten.

„Das ist nicht in Ordnung. Wir riskieren unsere Gesundheit, da müssen wir uns optimal schützen können“, sagt Tanja Böttcher. Die neuen Antigen-Schnelltests sollen sensitiver auf die Omikron-Virusvariante anschlagen. Angekommen ist die Lieferung des Landes NRW in Rösrath bereits am 10. Januar, sogar in einer größeren Anzahl als bisher: Denn auch die Kinder in Kindertagespflegen sollen sich statt bisher zwei Mal nun drei Mal in der Woche testen lassen können.

Tagesmütter müssen in Vorkasse gehen

„Obwohl wir wussten, dass die alten Tests nicht gut anschlagen, mussten wir sie weiter verwenden und hatten für drei Testungen pro Woche zu wenige davon“, berichtet Tanja Böttcher, die zusammen mit ihrem Mann neun Kinder in einer Großtagespflege betreut. „Wir lieben unsere Arbeit. Aber da bleibt ein ungutes Gefühl zurück und die Sorge, dass wir bald alle erkranken.“ Endlich vor drei Tagen, am Mittwoch, seien die neuen Tests dann in den Kindertagespflegen eingetroffen. In Rösrath werden insgesamt 125 Kinder von Tagesmüttern betreut, darunter sind fünf Großtagespflege-Gruppen und eine Kindergruppe in städtischer Trägerschaft.

Alles zum Thema Jochen Ott

Anfrage

Die Stadt Rösrath hat angekündigt, ab dem 14. Februar das Testverfahren in den Kitas auf PCR-Pooltests umzustellen. Ein Labor aus Düsseldorf stellt die erforderlichen Kapazitäten zur Verfügung. Vor diesem Hintergrund erkundigte sich die SPD-Stadtratsfraktion im Jugendhilfeausschuss, warum die Kindertagespflege-Einrichtungen, die sich gerne an den Pool-Testungen beteiligt hätten, diese Möglichkeit nicht erhalten hätten. Eine Antwort konnte die Stadtverwaltung in der Ausschuss-Sitzung zunächst nicht geben, die vorab verschickte Anfrage der SPD lag ihr nach eigenen Angaben nicht vor. (tr)

Und es gibt noch ein weiteres gravierendes finanzielles Problem: Die Stadt bezahlt den Mietkostenzuschuss schon seit einem halben Jahr nicht. Betroffen sind fünf Großtagespflegestellen. Ihnen steht laut Satzung der Stadt Rösrath seit dem 1. August 2021 ein Zuschuss von 50 Euro pro Rösrather Kind pro Monat zu. Tanja Böttcher zum Beispiel, die externe Räume angemietet hat, muss mit monatlich 450 Euro in Vorkasse gehen.

SPD kritisiert Corona-Politik der Landesregierung

„Als Begründung wurde uns beim Jugendamt gesagt, es gebe noch kein entsprechendes Formular für die Anträge“, berichtet die Tagesmutter, „das ist ein Unding. Die Stadt muss ihren Verpflichtungen nachkommen. Von uns wird schließlich auch erwartet, dass wir unsere Leistung erbringen.“ Verlassen muss sie sich auf die Zusage der Stadtverwaltung, die Zuschüsse rückwirkend zu erstatten.

„Tagesmütter, Kinder und Eltern müssen genauso geschützt werden wie Kitas und Schulen“, betont Tülay Durdu, SPD-Kreistagsmitglied und Landtagskandidatin in einer Pressekonferenz. „In der chaotischen Situation mit der Testerei an den Schulen, hat man die Tagespflege-Mütter komplett vergessen.“ Dies habe eine Abfrage ergeben, die Durdu in den Städten und Gemeinden des Kreises gestartet habe. „Uns erreichen aber auch täglich Beschwerden von Grundschulleitungen, Lehrern und Eltern mündlich und schriftlich“, kritisiert sie die Corona-Politik der Landesregierung.

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„Überall im Land gibt es großen Unmut“, bestätigt Jochen Ott, Bildungspolitischer Sprecher der SPD im Landtag, „dabei brauchen wir doch besonders in Krisenzeiten Orientierung und Stabilität.“ Gerade Schulleitungen und Lehrerkollegien seien diejenigen, „die das Chaos ausputzen müssen.“ Ihnen könne man nicht genug danken.

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