Behörden-Mitarbeiter unter DruckMafia-Verdächtiger mit besten Kontakten zur Polizei

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Symbolbild

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  • Mitarbeiter von Polizei und Ordnungsamt im Rhein-Erft-Kreis sollen Infos an einen mutmaßlichen Drogen-Dealer mit Mafia-Kontakten weitergegeben haben.
  • Serkan B., der sich als türkischer Unternehmer ausgab, soll die finanziellen Transaktionen zu den Mafiosi gelenkt haben.

Köln – Die verdeckten Ermittlungen gegen einen Drogenring um Schlüsselfiguren der kalabrischen N’drangheta führen in den Rhein-Erft-Kreis. Monatelang haben die Strafverfolger Verdächtige im Raum Wesseling überwacht, die offenbar eng mit dem deutschen Ableger der derzeit mächtigsten Mafia-Organisation in Süditalien Geschäfte machte.

Es ging um Kokainhandel im großen Stil, in den mutmaßliche Straftäter wie Serkan B. und seine Bekannten Hunderttausende Euro steckten. Nach außen hin gab der türkische Unternehmer den seriösen Betreiber einer Kfz-Werkstatt und Tankstelle ab, in Wahrheit aber soll er die finanziellen Transaktionen zu den Mafiosi gelenkt haben.

Dubiose Beziehungen zu Beamten

Anders aber als seine italienischen „Geschäftspartner“ benutzte B. keine Handys mit einer Verschlüsselungs-Software. Dadurch lieferte der Werkstattbetreiber der zuständigen Staatsanwaltschaft Duisburg Hinweise auf den gesamten Drogenring. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ flogen dadurch auch seine dubiosen Beziehungen zu Polizeibeamten, Ordnungsamtsmitarbeitern und städtischen Bediensteten auf. Offenbar verfügte Serkan B. über ein gutes Informationsnetzwerk innerhalb der Behörden.

Die Ermittler wurden hellhörig, als Serkan B. im vergangenen Jahr mit seiner Freundin telefonierte. Die Mutter der Anruferin arbeitete bei der Kölner Polizei. Sie hatte sich Sorgen über den Umgang ihrer Tochter mit dem türkischen Kfz-Betreiber gemacht und daraufhin den Polizeicomputer nach Vorstrafen durchforstet. Dabei war sie auf einige Einträge gestoßen, von denen sie der Tochter erzählte.

Glücksspiel-Razzia im Café

Dabei ging es unter anderem um eine Kontrollaktion der Ordnungsbehörden in einem türkischen Café in Wesseling. Dabei sollen etwa 60.000 Euro in bar auf dem Tisch gelegen haben. Seither werde wegen illegalem Glücksspiels ermittelt, berichtete die Mutter ihrer Tochter. Im Umfeld des Lokals habe man die Kennzeichen der geparkten Autos aufgenommen und überprüft, ließ sie wissen.

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Dabei sei Serkans Kennzeichen aufgefallen. Die Tochter jedoch trennte sich nicht von Serkan B., sondern stellte ihn telefonisch zur Rede. Der Werkstattbesitzer bestritt, kriminell zu sein. Rief kurz nach dem Gespräch aber eine Bekannte aus dem Ordnungsamt in Wesseling durch.

Übermitteln sensibler oder personengeschützter Daten ist strafbar

B. erkundigte sich bei der Außenmitarbeiterin, ob sie Näheres über die Geschichte mit dem illegalem Glücksspiel wisse. Freimütig lieferte die Frau dem mutmaßlichen Drogen-Dealer weitere Informationen zu den Umständen der Kontrollaktion in dem Café. Auch gab sie ihm den Rat, vorsichtig zu handeln, da die Ermittler jetzt sein Kennzeichen hätten.

Das Übermitteln sensibler oder personengeschützter Daten aus dem Polizei- oder Ordnungsamtscomputer ist strafbar. Vor dem Hintergrund ermittelt die Staatsanwaltschaft Duisburg jetzt gegen die Polizistin und Ordnungsamtsmitarbeiterin wegen Geheimnisverrats. Dabei scheint es bisher wenig wahrscheinlich, dass die beidem Frauen von den Mafia-Verbindungen wussten.

Ähnliches trifft auf einen Polizeibeamten aus Wesseling zu, der für Serkan B. bisweilen die Halter von Fahrzeugen herausfand. Allzu oft prellten Autofahrer die Zeche an der Tankstelle des Werkstattbetreibers.

Hinweise aus dem Polizei-PC

Die Fahnder überwachten das Telefon, als Serkan B. seinen Spezi auf der Wache fragte, ob er ihm wieder einmal helfen würde, einen Benzindieb ausfindig zu machen, dessen Kennzeichen die Überwachungskamera aufgezeichnet hatte. Die Staatsanwaltschaft stelle die Verfahren wegen der geringen Geldsummen regelmäßig ein, beschwerte sich B. 

Mit Hilfe des Polizisten betrieb er deshalb sein eigenes Inkasso. Der jedenfalls besorgte den Namen und die Adresse des Autohalters schon nach kurzer Zeit. Und die Ermittler fragen sich jetzt, welche Information er noch zur Verfügung gestellt hat. 

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