Das Stahl'sche Stift steht seit 2019 leer. Die Ortsbürgermeisterin Elisabeth Hülsewig will, dass dort neuer Wohnraum entsteht.
Stahl'sches StiftImposantes Altersheim in Bergheim wird zum Lost Place

Das Stahl'sche Stift wurde 1910 als Altersheim erbaut.
Copyright: Rafael Greboggy
Das Stahl’sche Stift verkommt zum Lost Place. Kaputte Fenster, ein „ACAB“-Graffito, ein überwucherter Garten, dessen Pflanzen sich am Gebäude hochschlängeln und auch an der Grundstücksgrenze zu den Nachbarn keinen Halt machen. „Das war ein wunderschöner Garten“, sagt Elisabeth Hülsewig, Ortsbürgermeisterin von Fliesteden, nicht ohne Wehmut.

Graffiti, eingeschlagene Fenster oder Schlingpflanzen sind die ersten Verschleißerscheinungen des Stahl'schen Stifts.
Copyright: Rafael Greboggy
Denn mit dem Altersheim bleiben 4900 Quadratmeter ungenutzt. Laut der Ortsbürgermeisterin besteht hier klarer Handlungsbedarf. Hatte doch der alteingesessene Fliestedener Gottfried Stahl 1887 sein Vermögen hinterlassen, damit arbeitsunfähige oder kranke Menschen aus dem Ort auch in Fliesteden wohnen bleiben können. Damit entstand ein Altersheim, das 1910 fertiggestellt wurde. Es lag über Jahrzehnte in der Hand verschiedener Orden, ab 1984 übernahm die Caritas.
Bergheim: Stahl'sche Stift 1910 als Altersheim erbaut
„Unsere Fliestedener konnten hier alt werden und es war auch ein Arbeitgeber für uns, mitten im Dorf“, sagt Elisabeth Hülsewig. Zwischenzeitlich habe das Haus 79 Heimplätze angeboten. Noch heute ist die schiere Größe des Gebäudes imposant. „Das ist eigentlich unser Herz gewesen“, sagt die Ortsbürgermeisterin. Doch trotz einiger Umbauten sei zu einem Sanierungsstau gekommen.
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Der Garten ist ein überwucherter Urwald und schlingt sich allmählich am Gebäude hoch.
Copyright: Rafael Greboggy
Die hundertjährige Geschichte des Altenheims nahm 2011 ein Ende, als die Caritas es aus wirtschaftlichen Gründen schloss. Und auch wenn die Gold-Kraemer-Stiftung das Gebäude einige Jahre mietete, steht das Haus seit 2019 endgültig leer.
Caritas immer noch im Besitz der Immobilie
Die Caritas habe irgendwann eine gemeinsame Bürgerwerkstatt angeboten, erzählt Hülsewig. „Das Ergebnis der Fliestedener war, dass sie altersgerechtes Wohnen wollen, gerne auch Mehrgenerationenwohnen.“ Seit dem Auszug der Gold-Krämer-Stiftung tue sich allerdings wenig. „Wir packen gerne selber an, aber hier sind uns die Hände gebunden“, sagt Hülsewig.
Die Häuser in der Gegend seien alle gut gepflegt, sagt Anwohner Rolf Dunkel. „Die Kommune erwartet ja auch, dass man den Bürgersteig sauber hält. All das passiert hier nicht.“ Stattdessen gibt es weiteren Verfall. 2023 brannte der Dachstuhl des Stahl'schen Stifts und brachte 84 Einsatzkräfte auf den Plan. „Wir hatten mehrere Einbrüche, Drogen, alles, was sich so anbietet in einem leerstehenden Objekt“, sagt Rolf Dunkel. Niemand beaufsichtige das Gebäude.
Caritas ist bemüht, das Gründstück gepflegt zu halten
Aktuell wuchert der Garten des Stahl'schen Stiftes auch auf die Nachbargrundstücke hinüber. Auf Nachfrage erklärt die Pressestelle der Caritas Rhein-Erft: „Das Grundstück und Gebäude werden monatlich von Mitarbeitern der Caritas geprüft. Für den Rückschnitt der Begrünung ist ein Landschaftsgärtner beauftragt, der in der Regel alle zwei bis drei Monate tätig ist.“
Darüber hinaus gebe es eine Absprache mit der Ortsbürgermeisterin, dass sie sich direkt an die Caritas wenden könne, sollte ihr etwas auffallen oder von Anwohner zugetragen werden. „Wir sind stets bemüht, das Grundstück in einem gepflegten Zustand zu halten. Gerade in der warmen Wachstumszeit kann es jedoch vorkommen, dass Pflanzen kurzfristig schneller sprießen.“
Aktuelles Interesse von Investoren
Die Optik ist aber nur ein Aspekt. „Würde das einem wirtschaftlichen Unternehmen oder einem Privatmann gehören, wartet der ja nicht 14 Jahre, bis er das hier weitergibt“, sagt Dunkel. „Der Caritas geht ein wirtschaftliches Denken ab.“ Es sei unverständlich, dass das Objekt einfach liegengelassen werde.
Die Pressestelle der Caritas Rhein-Erft antwortet auf Nachfrage, dass es aktuell konstruktive Gespräche mit mehreren potenziellen Interessenten gebe. „Es gibt Angebote. Diese decken sich aber bislang nicht mit dem Wert, den der Verband dem Objekt beimisst. Die Caritas ist an einer nachhaltigen Lösung interessiert. Wir sind zuversichtlich, dass sich eine solche Lösung finden wird.“ Über den Preis oder weitere Konditionen für den Verkauf wollte die Caritas keine Aussagen machen. Die Zusammenarbeit mit einem Makler sei zwischenzeitlich wieder beendet worden.
Auch die Ortsbürgermeisterin ist optimistisch, dass sich endlich etwas tun könnte. Hülsewig merkt allerdings auch an, dass es interessierte Investoren immer wieder gegeben habe, es aber bisher nie zum endgültigen Verkauf kam. „Was diesen Ort so besonders macht, ist das hohe Engagement, das die Bürger hier einbringen“, sagt Rolf Dunkel. Es gibt einen Jugendtreff, den Bürgerbus, einen Bürgertreff, einen Kultur- und Heimatverein, eine eigene Zeitung, die viermal im Jahr erscheint. „Daher kommt dieser großer Wunsch: Wir würden auch gerne im Alter, in der Pflegebedürftigkeit hier wohnen. Diese Chance sehen wir hier einfach nicht wahrgenommen.“