Bewohner im Brühler Stadtteil Eckdorf halten neuen Parkplatz des Freizeitparks für Ursache des Problems.
Sorge vor ÜberflutungAnwohner fordern Phantasialand und Stadt Brühl zum Handeln auf

Bei starkem Regen läuft Wasser vom Busparkplatz des Phantasialands auf den Wirtschaftsweg und weiter bergab.
Copyright: Wolfram Kämpf (Repro)
Auf den Smartphones und Tablet-Computern haben die Anwohner der Eckdorfer Kuhgasse inzwischen viele Fotos und Videos gespeichert, die das Problem einfangen. Sobald es stärker regnet, fließt reichlich Wasser den Hang in Richtung Bebauung an Kuhgasse und Spielmannsgasse hinunter. Ausgangsstelle, auch das dokumentieren die Aufnahmen, ist unter anderem ein vor wenigen Jahren eingeebnete Fläche unweit der Autobahn, die der Freizeitpark Phantasialand als Parkplatz für Reisebusse und Mitarbeiterfahrzeuge nutzt.
„Das war früher definitiv nicht so“, sagt Dieter Schmidt, der seit mehr als drei Jahrzehnten an der Kuhgasse zu Hause ist. Erst seit das einstige Grün dem Parkplatz habe weichen müssen, sorge er sich bei jedem stärkeren Niederschlag um sein Haus. „Früher konnte das Wasser dort oben versickern. Heute ist der Boden verdichtet und die einstige Senke im Gelände eingeebnet“, erklärt er. Drei seiner Nachbarn stimmen zu. Sie wollen namentlich nicht in der Zeitung genannt werden, teilen aber Schmidts Sorgen, das Wasser könne die Häuser in Mitleidenschaft ziehen.
50 Meter lange Mauer soll die Häuser vor Überflutungen schützen
Im Juli 2021, als das Starkregenereignis gewaltige Schäden an Ahr und Erft anrichtete, liefen auch an der Kuhgasse Keller voll. Einer der Anwohner berichtet von einer sechsstelligen Schadenssumme. Diese habe zwar die Versicherung beglichen, ob diese nochmals zahlen würde, wisse er aber nicht. Der Eckdorfer hat daher sein Grundstück auf rund 50 Metern Länge mit einer Mauer geschützt. Rund 50 Zentimeter hoch ist diese. „Bis auf die halbe Höhe hat das Wasser bereits gestanden“, sagt der Mann. 15.000 Euro habe er dafür investiert.
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„Von dieser Mauer profitieren hier alle“, sagt Schmidt, denn das Wasser werde zurückgehalten und fließe schließlich auf die Straße. „Aber wenn es nochmal richtig starken Regen gibt, läuft das Wasser von der Straße in die Keller“, ist ein weiterer Anwohner überzeugt.
Die Eckdorfer sehen das Phantasialand und die Stadt am Zug. Mehrfach habe man die Sorgen und Anliegen dort vorgetragen. Die bisher ergriffenen Maßnahmen seien aber unzureichend. Dies gelte für den vom Phantasialand angelegten kleinen Wall am Rande des Parkplatzes genauso wie für den mit einem Ablaufgitter versehenen, im Mai installierten Kanal am Übergang von Wirtschaftsweg und Straße. „Der läuft bei Regen direkt voll und kann kein weiteres Wasser mehr aufnehmen“, so Schmidt. Seiner Einschätzung nach bräuchte es ein Rückhaltebecken, „denn die Wetterextreme kommen immer häufiger“.
Unterstützung erhält er vom Verein Bovivo, der ebenfalls Schutzmaßnahmen einfordert. Schließlich sei die Baugenehmigung der Stadt für den Parkplatz unter der Auflage erteilt worden, dass das anfallende Regenwasser künftig auf dem Gelände versickere. Dies geschehe aber nicht in ausreichendem Maß.

Am Rande des Busparkplatzes hat das Phantasialand einen kleinen Wall als Sperre für das Regenwasser angelegt.
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Parkdirektor Ralf-Richard Kenter ist gegenteiliger Meinung. Er erklärt, man habe außerdem die Schwelle am Parkplatzrand zuletzt von der nicht mehr benötigten, unschönen Plane befreit und dabei nochmals ertüchtigt. Diese werde noch abschließend mit einem Vlies und einer Kiesschüttung überdeckt und damit geschützt. Er könne sich nicht vorstellen, wo Wasser übertreten könnte. Die Stellungnahme eines Fachbüros bestätige diese Beurteilung. „Wenn es eine Stelle geben sollte – uns ist keine bekannt – , die noch zu einem Abfluss führt, würden wir sie selbstverständlich beseitigen“, kündigt Kenter an.
Der Verein Bovivo berichtet derweil, die Aufnahmen seien erst nach der Ertüchtigung entstanden, die Schwelle also nach wie vor unzureichend. Die Anwohner der Kuhgasse glauben derweil, dass selbst eine noch höhere Schwelle keinen endgültigen Schutz bewirkt, weil das Wasser sich dann andere Wege suchen werde. Sie fordern die Stadtverwaltung zum Handeln auf.

Dieter Schmidt sorgt sich vor erneuten Schäden an seinem Haus, bislang schützt ihn die Mauer eines Nachbarn.
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Danach sieht es aber nicht aus. Man halte an den bisherigen Aussagen fest, heißt es aus dem Rathaus. Kein Starkregenereignis gleiche dem anderen, der Bauherr habe nach den gesetzlichen Vorgaben in jedem Falle die Niederschlagswasserbeseitigung des Parkplatzes sicherzustellen. „Das bedeutet nicht, dass dort kein Wasser mehr fließen wird, Maßnahmen (städtische und private) die getroffen werden können, sind nicht für diese Starkregenereignisse ausgelegt“, so die Stadt.
Wasser eines Normalregenereignisses müsste jedoch auf der Parkplatzfläche verweilen und dort versickern. Und weiter: „Bei Extremregenereignissen kann es weiterhin dazu kommen, dass Wasser sowohl von öffentlichen Flächen (wie Straßen und Wege) als auch privaten Flächen in Summe der Topographie folgend abfließt“, so die Stadt.