Experte zum PhantasialandThemenwelten „echter als die realen Orte“

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Die Luftraumfahrt im Stil der 1920er Jahre ist Thema.

  • Moderne Themenparks wie das Phantasialand in Brühl gibt es seit den 1950er-Jahren.
  • Zum großen Teil geht es bei dem Besuch um die Gelegenheit, an Orte zu reisen, die anders sind.
  • Im Interview anlässlich der neuen Phantasialand-Themenwelt zur Luftfahrt sagt Experte Florian Freitag:
  • Stereotype sorgen für ein Erlebnis, das sich authentisch anfühlt.

Brühl – Professor Florian Freitag ist Professor für Amerikanistik an der Universität Duisburg-Essen. Eines seiner Spezialgebiete sind die Themenwelten in Freizeitparks, über die er gerade gemeinsam mit Kollegen aus 15 Ländern ein wissenschaftliches Buch verfasst. 

Seit wann gibt es Themenparks?

Freitag: Moderne Themenparks gibt es seit den 50er-Jahren. Als Paradebeispiel ist Disneyland in Kalifornien zu nennen, das 1955 eröffnete. Aber viele der Elemente, derer sich Themenparks bedienen, sind bereits in antiken Kulturen zu finden. Schon im antiken Griechenland kannte man von der Umwelt abgegrenzte Räume, die einen anderen Ort nachahmten oder darstellten. In traditionellen chinesischen Gärten lassen sich diese Strukturen ebenfalls erkennen.

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Prof. Dr. Florian Freitag forscht über Themenwelten in Freizeitparks wie dem Phantasialand. 

Warum sind Themenparks wie das Phantasialand so erfolgreich?

Freitag: Natürlich spielt der Spaßfaktor eine Rolle. Aber nur zum Achterbahnfahren kann man auch auf den Rummel gehen. Zum großen Teil geht es bei dem Besuch eines Themenparks um die Gelegenheit, an Orte zu reisen, die anders sind – ob im örtlichen oder zeitlichen Sinne oder beides.

Dadurch ist das Erlebnis gleichzeitig exotisch, weil man woanders ist, und vertraut, weil man wiedererkennt, wo man ist. Denn die Themen in den Parks sind immer sofort erkennbar, und das müssen sie auch sein.

Stereotype sorgen für ein Erlebnis, das sich authentisch anfühlt

Paris in einem Themenpark wird immer so aussehen wie Paris aus einem Reisekatalog. Es wird immer einen Eiffelturm geben. Dank der Stereotype bekommt der Besucher ein Paris-Erlebnis, das sich für ihn authentisch anfühlt. Das ist aber auch wichtig. Themenparks haben nur begrenzt Zeit, den Besucher in ihren Bann zu ziehen. Er muss sofort wissen, wo er ist. Dafür muss der Park alle Register ziehen.

Ist es das, was die Besucher an den Themenparks fasziniert?

Freitag: Ganz genau. Man geht an Orte, die sich oftmals echter anfühlen als die realen Vorbilder, und das kompakt und mit einem geringen Zeitaufwand. Nach dem Besuch in Paris kommt gleich der in China und danach geht es ins Mittelalter – das alles an einem Tag oder gar in ein paar Stunden.

Es werden auch immer mehr Filme in Parks umgesetzt, wie beispielsweise Harry Potter, Avatar oder zuletzt Star Wars, wodurch die Besucher die Möglichkeit haben, Harry Potter Hallo zu sagen.

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Das neue Hotel von außen.

Was ist das Besondere am Brühler Phantasialand?

Freitag: Es hat vergleichsweise wenig Fläche zur Verfügung und hat kreative Mittel und Wege gefunden, den kleinen Raum optimal zu nutzen. Warteschlangen, Fahrgeschäfte und Besucherwege sind zum Teil auf mehreren Ebenen ineinander verschlungen.

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Zudem haben die Betreiber es sehr gut geschafft, das Eintauchen in die Welt des Parks zu ermöglichen. Der Besucher muss am Eingang eine Treppe hinunter gehen. Damit taucht er wortwörtlich in eine andere Welt ab als die reale, die vor den Türen des Parks existiert. Andere Parks nutzen dafür Bepflanzung.

Das Gespräch führte Jennifer Seidel.

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