Erftstadt – Viel Lob gab es am Freitag im Anneliese-Geske-Musik-und Kulturhaus vor allem für Helga Berbuir, Monika Kessler und Monika Theisen sowie für Unterstützer an ihrer Seite. Denn seit 30 Jahren engagieren diese sich für die Integration von Migranten. Sie koordinieren Termine, führen Beratungsgespräche, helfen bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche, organisieren Begegnungstreffs und führen Erftstädter und Geflüchtete bei Festen und Diskussionen zusammen.
Berbuir leitet dabei den ökumenischen Arbeitskreis Pro Asyl mit Sitz in Lechenich, Kessler und Theisen sind federführend im ökumenischen Arbeitskreis für Flüchtlingshilfe mit Sitz in Liblar. Beide Organisationen gründeten sich 1991, ihr 30-jähriges Bestehen wurde am Freitagabend gefeiert.
Erftstadt: „Menschen müssen Menschen kennenlernen"
In ihrer Begrüßungsrede dankte Bürgermeisterin Carolin Weitzel den ehrenamtlichen Akteuren für ihr Engagement, „das großen Respekt und Anerkennung verdient“. Sie verwies darauf, dass in den letzten 30 Jahren rund 1500 Migranten in Erftstadt geblieben seien.
„Mir geht das Herz auf, wenn ich sehe, welche Freundschaften aus Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturkreisen entstanden sind“, so Berbuir. „Menschen müssen Menschen kennenlernen, dann werden Ängste und Vorurteile abgebaut“, ist sie überzeugt. Zu den schönen Erfahrungen gehöre, „dass immer Menschen da waren, die geholfen haben“, ergänzte Kessler. Beide Frauen blickten darauf zurück, dass über mehrere Jahre die Kirchengemeinden in Lechenich Räume für das Kirchenasyl zur Verfügung stellten und dankten stellvertretend den Pfarrern Winfried Jansen, Wilhelm Hösen sowie Helmut Schneider-Leßmann für die Unterstützung
Erzählungen von Vertreibung, Flucht und Neuanfang
Ferner erinnerten sie an das Engagement der Erftstädter Bürger, als die Asylunterkunft am Kölner Ring angegriffen wurde. Über ein Jahr fanden Nachtwachen zum Schutz der Migranten statt. Mit dabei war damals der Journalist Dr. Ulrich Harbecke, der dazu das Gedicht „Nachtwache“ sowie weitere Texte eindringlich vortrug. Nachzulesen sind diese in der aktuell erschienenen Festschrift mit dem Titel „Aus Fremden werden Freunde“.
Zum Programm, durch das der Moderator Martin Mölder führte, gehörten auch Auftritte von Kerim Sexo, der mit einer Langhalslaute in orientalische Klangwelten entführte. Zudem erzählten Migranten von Vertreibung, Flucht und Neuanfang. So kann sich Ferdi Begani, der als Kind mit seiner Familie vor den Grauen der Jugoslawien-Kriege Anfang der 1990er-Jahre aus dem Kosovo floh und schließlich in Erftstadt landete, noch gut erinnern: „Der erste Mensch, der uns in Deutschland anlächelte, war Monika Kessler.“ Das gab ihm das Gefühl, willkommen zu sein.
Er lernte schnell und gut Deutsch, half Eltern und Sozialarbeitern immer wieder beim Übersetzen und arbeitet heute als Migrationshelfer bei der Stadt. „Erftstadt ist meine zweite Heimat geworden“, sagte Nazliye Yesilmen, deren Familie im Osten der Türkei ein Café betrieb und aufgrund ihrer kurdischen Herkunft immer wieder von der Polizei attackiert wurde.
Nach ihrer Flucht lebte die Familie sechs Jahre im Kirchenasyl in Lechenich, bevor sie eine Bleibe fanden. Das sei nicht immer leicht gewesen, aber mit dieser Hilfe gelang es, ein neues Leben zu beginnen, so Yesilmen. Ihr Sohn Ekrem arbeitet heute als Elektriker bei der Bundeswehr.