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„Bläck Fööss"-SängerMit Kafi Biermann durch Frechen

Lesezeit 5 Minuten

Von seinem Lieblingsplatz unterhalb des Frechener Wasserturms aus kann Kafi Biermann bis zu den Spitzen des Kölner Doms blicken.

Frechen – Das Herz von Frechen schlägt am Klüttenbrunnen. Für den Frechener Kafi Biermann, Sänger der Bläck Fööss, zeigt dieses Denkmal den Ursprung der Klüttenstadt: „Früher waren hier drei Zechen, in denen die meisten, die hier wohnten richtig malocht haben“, sagt der 67-Jährige und beginnt seinen Stadtspaziergang genau hier. Er deutet auf die Cafés und Restaurants links und rechts von der Fußgängerzone, wo er gerne einkehrt, wenn er nach dem Markt etwas essen will. Am liebsten deftig, also in den Ratskeller, im Haus Durst oder Bei d’r Tant. „Ich liebe Wirsing, Königsberger Klopse oder Grünkohl“, sagt er. Zwar wohnt er ein bisschen weiter nördlich, also nicht direkt in der Frechener Innenstadt, aber hier ist er gerne unterwegs: „Wenn dann noch hier die Straßenbahn durchrollt, ist das wie in der Toskana.“

Zum ersten Mal nach Frechen ist er am Ende seines Studiums gezogen, weil es hier günstiger war. Anschließend zog er wieder nach Köln, nach Mülheim, „ganz kurz“ nach Pulheim und 2004 schließlich wieder hierher. „Inzwischen ist das meine Heimat“, sagt er. Was er besonders schätzt? „Viel Wald, viel Grün, weniger hektisch als in der Großstadt, gemütlicher“, er lacht. Und natürlich seien es immer auch die Menschen, die man treffe und kennenlerne, die es ausmachten. Deswegen habe er auch vor zwei Jahren ein Lied über die Frechener geschrieben: „Die Frechen us Frechen“ (siehe Ein Lied für Frechen), das von der örtlichen Band „Junge us em Levve“ gesungen und aufgenommen wurde. Darin heißt es unter anderem, dass die Frechener ihre Sorgen weglachen und für Blödsinn Zeit haben. Die Einnahmen der CD spendeten sie drei sozialen Einrichtungen.

„Leider schielen viele zu häufig nach Köln, obwohl sie hier das Gleiche auf die Beine stellen können“, bedauert Kafi Biermann einen Charakterzug der Bewohner und steuert eine seiner Ruheoasen an. Manchmal schwingt er sich auf sein Mountainbike und fährt die Anhöhe zur Grube Carl hoch. Unterhalb des Frechener Wahrzeichens, des Wasserturms, ist einer seiner Lieblingsorte. An der Straße Am Wasserturm öffnet sich ein weiter Blick über den Kirchturm St. Audomar und die Ebene bis hin zu den Spitzen des Kölner Doms. „Ich fahre hier nie hoch, ohne eine Pause einzulegen und die Aussicht zu genießen“, sagt er.

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Die Frechen us FrechenHe bei uns in Freischem, do wo mer och esu spreischen,Do hät sich jet jedonn, dat hammer jetz dovon.Do hät sich jet jedonn, dat hammer jetz dovon.

Die Frechen us Frechen, dat sin de richtije Lück.Die lachen sich ihr Sorje fott, un han für Blödsinn Zick.Die Frechen die brechen sich keine Zacke us der Krun,Un wer se einmol röf, der hät noch lang, lang jet dovon.Jo wer se einmol röf, der hät noch lang, lang jet dovon.

Schon om Weckeldesch weeste jefroch: He wat es, beste leev oder frech? Do häste direk jedaach: Schön frech, dat klingk echt!Met Ecke un met Kante, do weiß mer woran mer es.Statt leev un brav met de Fuß en de Täsch, dat es alles Dress.Statt leev un brav met de Fuß en de Täsch, dat es alles Dress.Un es dä Wäsch och noch voll Stein, un koss et och vill Zick,Du kanns dä eetste Schritt he dunn, für e iewisch Jlöck.

Für e läpsch- plätsch Wasserrühr, e paar Meter durch de Stadt.Do jonnt mer sich he vill mih Zick, als wies Kölle für sing U-Bahn hat.Die Zechen, ahl Jeschäfte un die Brauerei, die han se uns jekläut,Un e Stockche vun de Berliner Mur in Hüchelen opjebaut,Un e Stockche vun de Berliner Mur in Hüchelen opjebaut.Un es dä Wäsch och noch voll Stein, un koss et och vill Zick,Du kanns dä eetste Schritt he dunn, für e iewisch Jlöck.

Die Frechen us Frechen, dat sin de richtije Lück.Un hammer och ne decke Kopp, un hammer och kein Hoor om Kopp,De Haupsach es ne jecke Kopp, mer machen alles met!

Auch der Wasserturm birgt eine Geschichte: Hier wohnt eine Frau, die seine erste Studentin war, als er als Dozent an der Sporthochschule Köln angefangen hat. Tine Theune, damals noch um die 20 Jahre alt, trainierte er in Gymnastik – später ist sie Fußballspielerin und anschließend Bundestrainerin des Frauen-Nationalteams geworden. Er hat sie auch in ihrem Wasserturm besucht, nur so richtig wohl fühlte er sich nicht. „Früher war ich schwindelfrei, inzwischen ist das aber nicht mehr so“, bekennt er.

Danach gönnt er sich erst mal einen Latte Macciato in dem Café von Klein’s Backstube – das ist auch immer seine Station, wenn er hier mit dem Mountainbike unterwegs ist. Mit der Dame, Sonja Schmitz, 36, hintermTresen, – „Herr Biermann, wie immer?“ – fängt er sofort an zu scherzen. „Hallo, Funkemariechen, wo hast du den Sitzungspräsidenten gelassen?“ Draußen fängt er mit den Leuten am Nachbartisch ein Gespräch an und erzählt von Mallorca, wo er gerade mit seinen Bandkollegen eine „Kreativwoche“ verbracht hat – ein Lied sei auch dabei herausgekommen: „Mir wolle niemals erwachsen werden.“ Was ihn denn an der Jugend fasziniere? „Das Unbedarfte, das Verspielte, die Neugier, strahlende Augen und den Emotionen freien Lauf zu lassen“, zählt er, ohne zu überlegen auf. Auch er selbst hat nicht allein durch seine noch junge Stimme, sondern auch das neugierige und begeisterungsfähige Wesen etwas sehr Junges an sich.

Die letzte Station seines Spaziergangs, die aus Gründen der Privatsphäre geheim bleiben muss, zeigt eine neue Facette von Kafi Biermann: seinen Kleingarten samt opulenter Kaninchenzucht. Kafi Biermann züchtet nämlich Zwerg-Rexe mit der Färbung „dalmatiner dreifarbig“. „Ich bin Bauernsohn, alle meine Vorfahren waren entweder Bauern oder Gärtner. Wir hatten immer einen Garten und Tiere – Brieftauben, Kaninchen, Hühner und so weiter“, erzählt er, und schon leuchten seine Augen wieder. Nur sein Großvater sei etwas aus der Art geschlagen – er habe sich für Weinbau interessiert und arbeitete bei der Forschungsanstalt für Weinbau in Geisenheim. Kafi Biermann schließt eine der großen Hasenboxen auf und schnappt sich ein weißes Kaninchen mit dunklen Tupfern – Kaninchenzüchter Biermann, seine Liebe zum Land ist unübersehbar.