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„Planespotting“Warum diese Fotografen bei Kerpen hinter dem Zaun des Fliegerhorsts stehen

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt „Planespotter“ am Fliegerhorst Nörvenich.

Ohne Leiter geht es nicht mehr, seit der neue engmaschige Zaun zum Teil mit Sichtschutz installiert wurde

Sie brauchen teure Objektive und Durchhaltevermögen für ungewöhnliches Hobby: Die „Planespotter“ am Fliegerhorst Nörvenich.

Eigentlich heißt es ja „Lieber mittendrin als nur daneben“. Doch es gibt Menschen, die gern auch daneben stehen, um vom Geschehen etwas abzubekommen und ihrem Hobby nachzugehen. Dazu gehören beispielsweise die „Planespotter“, also diejenigen, die sich mit ihren Kameras an den Rand von Flugpisten, auf den Dächern von Parkhäusern in der Nähe von Flughäfen oder auf den Besucherterrassen der Airports versammeln, um mit großer Brennweite die ein- und ausfliegenden Flugzeuge im Bild festzuhalten.

Da werden keine Mühen, keine Strapazen gescheut, um an das beste Foto zu kommen oder um selten auftauchende Maschinen zu fotografieren. „Ich bin um sechs Uhr in Brüssel losgefahren, um hier pünktlich anzukommen“, erzählt Jean-Luc. Auf dem Weg zum Fliegerhorst Nörvenich nahm er unterwegs noch zwei Freunde, den letzten in Lüttich, auf. Bepackt mit schweren Objektiven und ausklappbaren Leitern haben sie am Zaun Position bezogen, um die Maschinen beim Start zu erwischen.

Kerpen: Von der Naturfotografie zu den Flugzeugen

Wie wird man eigentlich Planespotter? Die Wege sind wohl – wie beim Zugang zu jedem Hobby – ganz unterschiedlich. Eigentlich interessiert sich der Pulheimer Gerd B. für die Naturfotografie und Bilder rund ums Wetter. Dazu gehören eben auch Unwetter und Blitze, bei denen man bekanntermaßen auch schnell sein muss, will man sie einfangen. Und schnell muss man nicht nur beim Ablichten von Blitzen oder Vögeln sein, auch beim Fotografieren von Flugzeugen gilt dies.

„Ich habe mir die Jets einmal angeschaut und war direkt begeistert“, erzählt Gerd. Und so ist er seit einigen Wochen Stammgast am Zaun in Nörvenich, wartet auf die Starts und Landungen der Eurofighter und Tornados. Und das nicht nur mit der Fotokamera, Gerd filmt die Flugbewegungen auch.

Das Foto zeigt einen Jet beim Start.

Display-Pilot „Bambam“ hat die Nachbrenner gezündet

Die Brüder Colin und Luke aus Frechen sind aber nicht nur auf Militärmaschinen fixiert. Sie trifft man in ihrer Freizeit oder am Wochenende auch schon mal auf den internationalen Flughäfen in der Region und dem benachbarten Ausland an. Inzwischen kennen sie auch die besten Fotostandorte in Düsseldorf (Dach vom Parkhaus 7) und vielen andern Flughäfen, um Maschinen aus aller Welt im Bild festzuhalten.

Das gilt auch für die beiden 16-jährigen Colin und Eyman aus Kerpen-Brüggen. Eigentlich hätten die zwei Realschüler in der vergangenen Woche vormittags noch etwas büffeln müssen, weil später eine mündliche Prüfung in der Schule anstand. Doch Colins Oma fuhr die beiden schnell nach Nörvenich, weil ein sogenanntes „Flying Display“- eines Eurofighters Typhoon anstand. Das sind zum Teil atemberaubende Choreographien, bei denen die Piloten das Maximale aus ihren Maschinen bei Rollen, Steil- und Spiralflügen herausholen und deren Leistungsfähigkeiten demonstrieren.

Das Foto zeigt einen jungen Mann hinter der Kamera mit Teleskop-Objektiv.

Mit einem 600er-Objektiv fängt Colin S. die fliegenden Motive ein.

Die deutsche Luftwaffe hat zwei Display-Piloten, die diese Kunststücke mit dem Eurofighter fliegen. Hauptmann „Noble“ ist beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg an der Donau stationiert, sein Kollege beim Boelcke Geschwader hört auf den Spitznamen BamBam.

Wenn in Nörvenich geflogen wird, vollzieht sich das Planespotten nach einem ziemlich gleichen Rhythmus: Früh morgens stehen alle Fotografen direkt an dem im vergangenen Jahr errichteten neuen hohen Zaun. Da der jetzt durch die eingezogenen Sichtschutzmatten blickdicht geworden ist, muss unbedingt eine Leiter her. Ein eng „umkämpfter Platz“ ist auch am Tor, weil man die Maschinen dann seitlich auf der Bahn erwischt.

Stammgast ist Peter aus Lüxheim, der seit über zehn Jahren regelmäßig hier und auf anderen Fliegerhorsten zu sehen ist., „Ich habe ungefähr 3500 Maschinen im Fotoarchiv“, erzählt Marc Rosenbaum aus Vettweis, der wie sein Freund Peter dem Freundeskreis Luftwaffe angehört. Er hat auch schon mal zwei Wochen Urlaub geopfert, um eine bestimmte Maschine in Sonderlackierung in Griechenland vors Objektiv zu bekommen. „Leider vergeblich, sie ist in der Zeit nie geflogen“, lacht er. Das aber kann einen echten Planespotter nicht erschüttern.