Shell-Pläne in WesselingDie Angst vor den Kesselwagen

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Wesseling-Berzdorf – Der Sprecher von Shell, Dr. Jan Zeese, hatte es nicht leicht, am Donnerstagabend in Berzdorf die Pläne der Rheinland-Raffinerie für eine neue Verlade-Anlage für Diesel auf dem Wesselinger Werksgelände darzulegen. Zu viel Wut herrscht bei den Anwohnern über den mit dem Projekt „Pilot“ (Projekt für innovative Logistik und Transport) verbundenen Kesselwagen-Zugverkehr quer durch Wesseling. Noch mehr Belastungen durch Lärm, Vibrationen und auch die Gefahren des Transportes von Diesel und Heizöl durch Wohngebiete wollen sie nicht hinnehmen. Entsprechend lautstark machten die Berzdorfer ihrem Ärger Luft.

Zahlreiche Gespräche

Eigentlich hatte die CDU in das Haus der Dorfgemeinschaft eingeladen, um über das Genehmigungsverfahren und die Einspruchsmöglichkeiten zu informieren. Doch schon bei der Begrüßung durch den Berzdorfer Ortsbürgermeister Theo Engels gab es Zwischenrufe. „Es geht hier heute nicht um eine Anklage, sondern um eine Information zum Projekt“, versuchte CDU-Stadtverordneter Ralf Daniel die rund 200 Berzdorfer zu beruhigen. „Wir arbeiten sehr gut mit Shell zusammen und hatten in den letzten Wochen zahlreiche Gespräche“, betonte er.

Und tatsächlich hatte Zeese einige Verbesserungen gegenüber den ursprünglichen Planungen zur Abwicklung des Schienenverkehrs durch Wesseling „im Gepäck“. So will die Shell vertraglich festlegen, dass der Netzbetreiber HGK auf der Strecke ausschließlich moderne Kesselwagen mit „leisen Laufsohlen“ einsetzt. Das würde die Mehrbelastung von rund zwei Dezibel auf 0,5 Dezibel reduzieren.

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Bei der Vorstellung des Projektes durch Dr. Jörg Dehmel vor dem Stadtentwicklungsausschuss im November 2014 hatte das noch ganz anders geklungen. Damals hatte der technische Leiter der Raffinerie erklärt, Shell könne nicht garantieren, dass das beauftragte Logistikunternehmen nur modernste Kesselwagen einsetze. „Wir haben erneut mit der HGK verhandelt und setzen nun eine eigene Flotte ausschließlich mit geräuscharmen Wagen ein“, sicherte Zeese am Donnerstagabend zu. Zusätzlich soll die Trasse als „besonders überwachtes Gleis“ (BüG) eingerichtet werden. Eine Maßnahme, die durch einen besonderen Schliff und regelmäßige Überprüfung zum Beispiel auf Unebenheiten ebenfalls zu einem leiseren Laufgeräusch beiträgt. „Damit machen wir alles, was von unserer Seite in Bezug auf aktiven Lärmschutz möglich ist“, sagte Zeese.

Schallschutzwände angeregt

Auch die Forderung der Anwesenden nach der Installation von Schallschutzwänden würde geprüft. Allerdings sei Shell nicht Besitzer der Trasse und könne auch nicht Probleme an der Strecke lösen. Shell sei in intensiven Gesprächen mit der Stadt Wesseling, Umweltverbänden und Schallschutzgutachtern. Gleichzeitig machte Zeese deutlich, dass Shell ein Wirtschaftsunternehmen sei, das im Wettbewerb stehe. Man habe den Bau eine Verladestation auf dem Werksgelände bei der Bezirksregierung in Köln beantragt. Der Transport verlaufe auf einer genehmigten Güterverkehrsstrecke. Die Shell habe sich bewusst für ein öffentliches Antragsverfahren entschieden, um mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen und so weit wie möglich Verbesserungen zu ermöglichen.

Dieser „gute Wille“ des Unternehmens stieß allerdings bei zahlreichen Berzdorfern nicht auf offene Ohren. Sie glauben nicht, dass die in Aussicht gestellte Flotte moderner Kesselwagen tatsächlich zu weniger Lärm führt. „Es ist schon jetzt ohrenbetäubend, wenn ein Güterzug vorbeifährt“, klagte eine Anwohnerin der Gleise. „Wo bleibt die Lebensqualität, wenn jetzt noch mehr kommt?“

Weiterhin kritisierten die Berzdorfer den geplanten Zugbetrieb auch an Sonn- und Feiertagen. Nach Plänen von Shell sollen täglich zwischen 6 und 22 Uhr bis zu acht Züge durch Wesseling rollen, mit einer Länge von bis zu 450 Metern. Unerträglich für viele Anwohner. Neben Lärm und Schmutz sorgen sie sich auch um die Sicherheit der Gefahrentransporte. Zwar betonte der Shell-Sprecher die Sicherheit der modernen Kesselwagen, doch zahlreiche Bürger haben dennoch Angst und fühlen sich gegenüber Shell hilflos.

Daniel und Vertreter von Politik und Verwaltung machten deutlich, dass die Bürger bis 26. Februar im Rathaus Wesseling oder bei der Bezirksregierung in Köln ihre Einwände einreichen können. „Kommen keine Einwände, kann die Bezirksregierung auch auf nichts Rücksicht nehmen“, sagte der erste Beigeordneter Gunnar Ohrndorf. Die Stadtverwaltung habe ihre Stellungnahme abgegeben, mehr könne sie nicht tun.

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