Das Wetter war ideal zum Wandern und auch das Interesse am Volkswandetag war riesig: 1950 Teilnehmende machten sich auf den Weg.
Sieben auf einen Streich“ Teilnehmende umlaufen alle Gipfel des Siebengebirges

Mit Hut, mit Hund oder barfuß: Verschiedene Gruppen von Menschen waren im Siegengebirge unterwegs.
Copyright: Marius Fuhrmann
Mancher Wegweiser wird schon mal übersehen beim Volkswandertag im Siebengebirge – und die Wanderinnen und Wanderer laufen einen Kilometer mehr. Zum 52. Mal organisierte der Ski-Club Bad Honnef „Sieben auf einen Streich“, bei dem die Teilnehmenden alle Gipfel des Siebengebirges umlaufen.
Die Begeisterung sei so groß gewesen wie noch nie, berichtet Matthias Hupperich, 1. Vorsitzender des Ski-Clubs. In Zahlen gemessen seien das 1950 Teilnehmende – und die seien kaum zu halten gewesen. „Die ersten standen um 6.45 Uhr hier. Und zum offiziellen Start um 8 sind schon 900 Leute unterwegs gewesen – da waren die Streckenposten kaum an ihren Plätzen“, schildert er.
Abwandertruppe aus Studierenden erfüllt Aufgaben eines Räumdienstes
„Das Wetter ist zum Wandern ideal, es gehen viele junge Leute und Familien mit. Sie haben Lust auf Natur und gehen in den Wald. Wir glauben, Corona hat da eine nachhaltige Rolle gespielt“, sagt Hupperich. Früher hätten er und sein Team den Maifeiertag und Rhein in Flammen gefürchtet, weil die Menschen dann womöglich etwas anderes an dem langen Wochenende vorgehabt hätten. „Wir haben hier aber eine andere Klientel, viele kommen von außerhalb, aus ganz Deutschland verstreut. Die nutzen dann den Tag, um sich zuzuhören, das ist einfach toll“, schwärmt er.
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Trotzdem wolle der Ski-Club die Veranstaltung nicht zu groß werden lassen. „Wir wollen keine Massenveranstaltung im Wald. Für ein paar Stunden kann man das machen, so viele Leute da durchzuschleusen, andernfalls würde er Schaden nehmen.“ Eine „Abwandertruppe“, bestehend aus Studierenden, sei so etwas wie der Besenwagen bei einem Radrennen. „Die nehmen die Schilder wieder ab und treiben die Langsameren vor sich her. Es ist wichtig, dass wir als Letzte rausgehen, womöglich bleibt jemand erschöpft liegen und wir finden ihn nicht.“
Siebengebirge: Menschen sind mit Hund und Familien unterwegs
60 Helferinnen und Helfer seien im Siebengebirge und im Tal postiert, Feuerwehr und Malteser Hilfsdienst kümmerten sich um Menschen, die Hilfe benötigten. „Wir haben jedes Mal schlaflose Nächte bei der Planung, aber die Leute sind gut drauf und freuen sich, in die Natur zu kommen – dafür machen wir's“, sagt Hupperich.
Dutzende von Wandersleuten laufen die matschigen Wege entlang, eine Modenschau der Funktionsjacken. Einige Trägerinnen und Träger sind mit Hund unterwegs, andere mit Hut: Dabei ist mancher bloß ein Exemplar des kommunalen Energieversorgers, der als Hauptsponsor fungiert, anderer ist eine selbstgebastelte Kopfbedeckung mit Federschmuck. Vereinzelt laufen Menschen sogar ohne Hut und ohne Schuhe.
Die Aussicht vom Ölberg genießt die Sechsergruppe um Hans Stocksiefen aus Bonn und Uwe Scholz aus Köln. „Wir laufen einfach den Leuten hinterher. Einmal sind wir mit ihnen falsch abgebogen, das hat uns einen Extra-Kilometer eingebracht“, sagt Stocksiefen. Früh um 8 Uhr seien sie gestartet und hätten auf dem Ölberg nun schon den fünften Kontrollpunkt passiert. „Es ist erstaunlich, wie fit viele Leute sind, von denen man das gar nicht denkt – uns hat ein über 80-Jähriger überholt“, berichtet Scholz anerkennend.

Pause auf dem Oelberg: Die Gruppe um Hans Stocksiefen (2.v.l.) und Uwe Baum (li.) genießt die Aussicht.
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Hoch zum Drachenfels geht es über die Löwenburg zurück ins Tal
Vom Startpunkt an der Endhaltestelle der Linie 66 geht es hoch zum Drachenfels, von dort zum Milchhäuschen. Wer eine kürzere Route als die 26 Kilometer lange Strecke gehen möchte, spart Petersberg, Stenzelberg und Ölberg aus und läuft mehr oder minder direkt zum Forsthaus an der Margarethenhöhe, wo der Ski-Club die Wanderwilligen mit Erbsensuppe und Siedewürstchen verköstigt. Über den Lohrberg und die Löwenburg geht es wieder ins Tal an den Rhein.
Vier Stunden und 15 Minuten haben Christian Radünz und Martina Weiler für die Strecke gebraucht. Im Ziel schießen sie ein Foto mit ihren goldenen Medaillen – die gibt es für den längeren Weg. „Wir haben immer mal wieder darüber gesprochen, dass wir mitlaufen, dieses Jahr hat es endlich geklappt – und das trotz Fersensporn“, sagt Weiler. „Wir wandern gern in Bayern und Österreich, daher sind wir die Anstrengung gewohnt – den Berg rauf, die Hütte, das ist alles, was wir brauchen“, ergänzt Radünz.