Corona in Rhein-SiegZahl der Bürgertests halbiert – Anbieter reduzieren Personal

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Nur kurzfristig gibt es noch mal Schlangen an den Testzentren, wie hier in Hennef.

Rhein-Sieg-Kreis – Die Zahlen zeichnen ein deutliches Bild: Den Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zufolge wurden in der vergangenen Woche 38 344 Corona-Tests im Rhein-Sieg-Kreis durchgeführt. Vier Wochen zuvor waren es noch 81 653 gewesen – ein Minus von mehr als 50 Prozent. Ende Juni waren die Test-Zahlen nochmal nach oben geschnellt, dann jedoch trat die geänderte Test- und Quarantäneverordnung des Landes NRW in Kraft.

Genau vier Wochen ist das nun her. Wer einen Bürgertest in einem der Zentren im Kreis machen will, kann das inzwischen nicht mehr kostenlos tun. In der Regel wird ein Eigenanteil von drei Euro pro Schnelltest fällig, der nur im Ausnahmefall erlassen wird.

Zahl der Teststellen im Rhein-Sieg-Kreis ist deutlich gesunken

Dass ein solcher Ausnahmefall vorliegt, hinterlegen die Kunden in den Teststationen von Medprodukt schriftlich. „Wir sind nicht in der Prüfpflicht“, betont Thomas Becker-Conrad, Personalleiter bei der Firma Medprodukt mit Sitz in Lohmar. Die Nachweispflicht bleibe beim Kunden, der mit Stichprobenkontrollen der Kassenärztlichen Vereinigung rechnen müsse.

Im Rhein-Sieg-Kreis seien von ursprünglich 397 Teststellen – dazu zählen auch Arztpraxen und Apotheken – noch 297 aktiv, teilt Pressesprecherin Daniela Blumenthaler von der Kreisverwaltung auf Anfrage mit. Ein signifikanter Rückgang sei seit Einführung der geänderte Test- und Quarantäneverordnung nicht erkennbar.

Welche Rolle die Teststellen überhaupt in der Pandemiebekämpfung spielten, könne – so Blumenthaler – vom Gesundheitsamt des Kreises nicht bewertet werden. Zu individuell sei die Entscheidung der Bürger, die Testmöglichkeiten zu nutzen. Eine Vorhaltung des Angebots sei weiterhin durch die Coronatest-Strukturverordnung geregelt. Aber: Neue Beauftragungen würden nicht mehr ausgesprochen.

Firma Medprodukt aus Lohmar registriert nur noch halb so viele Tests 

„Die Testzahlen sind wie erwartet deutlich zurückgegangen“, bestätigt Personalleiter Becker-Conrad. Im Vergleich zum Mai seien in den zehn Testzentren des Unternehmens nach der Einführung der Kostenpflicht nur noch etwa halb so viele Tests abgenommen worden. Derzeit seien es zwischen 1500 und 2000 pro Woche. Allerdings machten sich auch die Schulferien bemerkbar.

Nicht verstanden habe er im Frühsommer, „warum man in der Hochzeit der fünften Welle die Tests kostenpflichtig macht“, sagt Becker-Conrad. Auch für die Beschäftigten sei das „sehr unbefriedigend“, da sie nicht wüssten: „Wo geht das im Herbst hin?“

Teststellen-Betreiber hat Zahl der Mitarbeiter um zwei Drittel gesenkt

Um etwa zwei Drittel hat Medprodukt nach einer Spitze in der Weihnachtszeit die Zahl der Beschäftigten inzwischen gesenkt, aktuell arbeiten laut Becker-Conrad etwa 80 Vollbeschäftigte und rund 70 Minijobber in den zehn Testzentren des Unternehmens im Rhein-Sieg-Kreis und in Rösrath.

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Testzentren zu schließen, plane Medprodukt aber nicht, sagte der Personalchef. „Wir wollen das Testangebot erhalten“, vielleicht mit reduzierten Öffnungszeiten. Auch, so betont er, „um den Mitarbeitern eine Chance zu geben, Teil des Unternehmens zu bleiben“. Das sei im beiderseitigen Interesse: Den Fachkräftemangel spiegele auch die Situation bei Medprodukt, „obwohl wir gut bezahlen“. Derzeit gebe es aber Planungssicherheit weder für die Angestellten noch für die Arbeitgeber.

Keine langen Schlangen mehr bei Medicare in der Hennefer Innenstadt

Lange Schlangen bilden sich am Testzentrum von Medicare an der Frankfurter Straße in der Hennefer Innenstadt auch nicht mehr. „Es ist deutlich weniger geworden“, stellt ein Mitarbeiter fest. Doch arbeitslos ist er beileibe nicht. Kurzfristig stehen am Mittwochmittag vier Menschen vor seinem Schreibtisch. Zwei Hauptgründe für den Test führen die Besucher an. Drei sind positiv, bestätigt mit PCR-Test, und wollen sich nach sieben respektive acht Tagen freitesten lassen.

Anders sieht es bei einer jungen, schwangeren Mutter aus. Sie hat noch einen Arzttermin im Krankenhaus und muss dafür ein negatives Ergebnis vorweisen. Doch das ist schon das Ende des „Ansturms“ – danach wird es deutlich ruhiger, weitere Kunden bleiben für eine ganze Weile aus.

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