LKA-DatenDiese Geldautomaten sprengten Diebe im Rhein-Sieg-Kreis – eine Stadt oft im Visier

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Wie gewaltig die Sprengkraft sein kann, zeigt sich beim Blick auf das Trümmerfeld an der Raiffeisenbank in Sankt Augustin (l.).

Wie gewaltig die Sprengkraft sein kann, zeigt sich beim Blick auf das Trümmerfeld an der Raiffeisenbank in Sankt Augustin (l.).

Von 2019 bis 2023 wurden im Rhein-Sieg-Kreis vergleichsweise wenige Geldautomaten gesprengt. Eine Stadt wurde besonders oft zum Tatort.

Ein Geldautomat wird im Durchschnitt jeden Tag in Deutschland gesprengt. Die Entscheidung von Täterinnen und Tätern für eine Bankfiliale oder eine alleinstehende Maschine erfolgt selten willkürlich. Oftmals wird die Nähe zur Autobahn gesucht, in der Region rund um Köln passiert viel im ländlichen, unbeobachteten Bereich.

Der Rhein-Sieg-Kreis wurde von 2019 bis 2023 fünfmal zum Tatort. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum wurden im Rhein-Erft-Kreis ganze 31 Geldautomaten gesprengt. Der Rheinisch-Bergische Kreis wurde von 2019 bis 2023 siebzehnmal zum Tatort.

Troisdorf viermal Tatort einer Automatensprengung

Eine Vielzahl von Bargeldquellen wurden in den letzten Jahren im Rhein-Sieg-Kreis von Banken entfernt, häufig in kleinen Ortschaften. Die Kreissparkasse hatte 2019 noch 122 Geldautomaten im Rhein-Sieg-Kreis. Ende 2023 waren es rechts- und linksrheinisch noch 105, teilte Pressesprecher Christoph Hellmann dieser Zeitung mit. In 2023 verschwand die Technik aus Troisdorf-Bergheim, Windeck-Schladen und Bornheim-Sechtem.

Im Hit-Markt in Troisdorf-Sieglar wurde Ende 2022 ein Geldautomat gesprengt. Der Seiteneingang am Blumenladen war nicht mehr nutzbar.

Im Hit-Markt in Troisdorf-Sieglar wurde Ende 2022 ein Geldautomat gesprengt. Der Seiteneingang am Blumenladen war nicht mehr nutzbar. (Archivbild)

Die folgende Grafik zeigt die fünf im Rhein-Sieg-Kreis erfolgten Automatensprengungen. In Troisdorf wurden im Jahr 2019 und in den Jahren 2020 bis 2022 insgesamt vier Geldautomaten gesprengt. Zwei davon gehörten zur Sparkasse, die anderen beiden zur Volksbank. 

Der Fall um die Volksbank-Filiale in Troisdorf Ende 2020 konnte vom Landeskriminalamt NRW aufgeklärt werden, hierbei wurde keine Beute erlangt. Die anderen vier Sprengungen (drei in Troisdorf, eine in Sankt Augustin) sind aus Polizeisicht noch ungeklärt. Zweimal konnte Beute gemacht werden (2019 und 2022), beide Male traf es die Sparkasse.

Alle Geldautomaten in NRW gegen Gasangriffe geschützt – daher Sprengstoff

Die laut LKA über 10.000 Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen sind alle gegen Gasangriffe, bei denen Kriminelle Gas in die Automaten leiten, gesichert. Sprengstoff wurde also für die Diebe das Mittel der Stunde, um an Bargeld im Inneren der Automaten zu gelangen.

Zwei Personen schauen sich am Tatort einer Geldautomatensprengung in einer Raiffeisenbank in Sankt Augustin um. (Archivbild)

Oftmals wird das gesamte Gebäude um den Geldautomaten herum in Mitleidenschaft gezogen. (Archivbild)

Die Explosionen gefährden neben Unbeteiligten und Einsatzkräften auch die Täter und Täterinnen selbst. Das LKA NRW spricht von Lebensgefahr. Der Sprengstoff beschädigt nicht nur die Gebäude der Bankfilialen, auch umliegende Wohnhäuser werden in Mitleidenschaft gezogen. Oft seien Automaten in die Wände von Wohnhäusern eingebaut, was eine besondere Gefahr für die Bewohnerinnen und Bewohner bedeute, teilten Kreissparkasse Köln und die VR-Bank Rhein-Sieg als Grund für die Schließung einiger Standorte mit.

So verhält man sich bei einer Automatensprengung richtig

Wie das LKA auf Anfrage mitteilte, werden die Tatgelegenheiten wegen des gut ausgebauten Autobahnnetzes und der hohen Abdeckung an Geldautomaten – auch im ländlichen Raum – begünstigt. Zeuginnen und Zeugen sollten sich, wenn sie zufällig an einem Sprengstoff-Anschlag vorbeikommen, unverzüglich in Sicherheit bringen und die 110 wählen.

Nicht selten lassen Täter und Täterinnen Sprengstoffreste am Tatort zurück. Daher sollten sich auch Anwohnerinnen und Anwohner dem Tatort unter keinen Umständen nähern. Aufgrund der geschilderten Gefahren greift die Polizei inzwischen auf professionelle Bombenentschärfer zurück, um eventuelle Sprengstoffe unschädlich zu machen.

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