Sanierung notwendigBahnhof Au steht zum Verkauf

Lesezeit 3 Minuten

Windeck – Das einstmals strahlende Rot der Fassade ist zu einem scheußlichen Rosa ausgeblichen. Die Fenster im Obergeschoss sind gegen Vandalismus mit Stahlplatten gesichert. Die Gaststätte ist längst geschlossen. Wie zum Trotz geht die Uhr im Giebel noch genau. Der Bahnhof in Au, ganz im Osten des Kreises macht einen jämmerlichen Eindruck. Das soll sich ändern. Susanne Huhn jedenfalls strahlt Optimismus aus, wenn sie von der Immobilie spricht, die sie im Auftrag der Bahnflächen-Entwicklungs-Gesellschaft NRW (BEG) für 68.000 Euro Verhandlungsbasis veräußern soll.

Die BEG mit Sitz in Essen ist eine gemeinsame Tochter von Land und Deutscher Bahn. Seit 2002 vermarktet sie Flächen und Gebäude, die die Bahn nicht mehr benötigt und verkaufen will. Ziel sei es, nicht in erster Linie Kapital aus den Immobilien zu schlagen, erklärt Huhn. Vielmehr gelte es, die zentral gelegenen Gebäude im Sinne der Kommunen zu sanieren und neu zu nutzen.

Schladern als Beispiel

Als gelungenes Beispiel in der Region verweist die Geografin auf das alte Empfangsgebäude Windeck-Schladern. Der etwas verkommene Bau wurde über die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Gemeinde an einen Investor verkauft, umfassend saniert und größtenteils wieder vermietet. Mit inzwischen vergrößertem Café und Tourismusbüro im Erdgeschoss gilt er als Anziehungspunkt weit über Schladern hinaus. Dass es im ebenfalls verkauften Bahnhof Herchen bislang nicht so rund läuft, liege allein an der ausstehenden Baugenehmigung, berichtet Huhn.

Für Au fallen der Projektleiterin einige Varianten ein. Vor allem kann sie einem Investor Mieter und damit Einnahmen garantieren. Die Deutsche Bahn-Töchter Regio, Netz und Systel unterhalten an der Grenze zu Rheinland-Pfalz unter anderem einen Stützpunkt für Lokführer. Die Westerwaldbahn, die zurzeit noch die Strecke Au-Altenkirchen-Limburg betreibt, unterhält in Au den einzigen Servicepunkt mit Beratung im weiten Umkreis. Laut Huhn will sich die Privatbahn erweitern und – womöglich mit einem Kioskbetreiber – weiteren Service anbieten.

Insgesamt bietet der 1860 gebaute und bis 1937 ständig erweiterte Bahnhof 1100 Quadratmeter Nutzfläche, von denen mehr als ein Viertel vermietet ist. Dass wenigstens Untergeschoss und Fassade innerhalb von zwei Jahren saniert werden, will Susanne Huhn im Kaufvertrag festschreiben. Über die von potenziellen Käufern vorgelegten Konzepte lässt sie die Gemeinde Windeck mitentscheiden. Ohne die örtliche Verwaltung laufe nichts. Für das in Teilen denkmalgeschützte Gebäude gebe es Zuschüsse, versichert Windecks Bürgermeister Hans-Christian Lehmann. Die Obergeschosse mit immerhin 755 Quadratmetern Fläche seien dann eher etwas für Idealisten, räumen er und Huhn ein. Da lässt die BEG dem zukünftigen Besitzer weitere drei Jahre Zeit zum Arbeiten.

Als Haltepunkt für das 2,2 Kilometer entfernte Hamm (Rheinland-Pfalz) konzipiert, war der Bahnhof Au mit Abzweig in den Westerwald für das damals 16 Einwohner zählende Dorf der Anschub für den Weg in die Neuzeit. Heute passieren täglich 2800 Fahrgäste die frisch umgebauten Bahnsteige auf dem Weg Richtung Köln, Siegen oder Altenkirchen, darunter viele aus Rheinland-Pfalz und dem Oberbergischen Kreis.

www.beg-nrw.de

KStA abonnieren