EnergiekriseWerk Niederdollendorf von RHI Magnesita will auf Flüssiggas umstellen

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Bei bis zu 1700 Grad werden in dem 110 Meter langen Tunnelofen die Steine gebrannt. 

Königswinter – Das Werk Niederdollendorf von RHI Magnesita, das seine Anfänge im Jahr 1886 als Dampfziegelei hatte, das später lange als Didier-Werke firmierte und das heute rund 32 000 Tonnen feuerfeste Produkte im Jahr produziert, muss auf die Energiekrise reagieren. „Wir wollen auf Flüssiggas umstellen“, sagte Werkgruppenleiter Markus Pung. Die Anträge für den Bau einer LPG-Anlage liegen demnach zurzeit bei der Bezirksregierung in Köln, dort habe man auch einen vorzeitigen Baubeginn beantragt.

Rund 75 Prozent des Gasbedarfs für das Werk Niederdollendorf, in dem etwa 220 Mitarbeiter hochspezielle feuerfeste Steine in nahezu jedweder Form herstellen und brennen, könnten auf diese Weise gedeckt werden. Das sagte Markus Pung im Rahmen einer Betriebsbesichtigung, die von der SPD Königswinter organisiert worden war. Etwa drei Lastwagenfahrten pro Woche wären für den Transport des Flüssiggases nötig.

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Feuerfeste Steine in nahezu jeder Form und bis zu 500 Kilogramm schwer werden in dem Werk produziert. 

Einfluss der Entwicklung von Strom- und Gaspreisen

Als Produktionsleiter Christoph Klein die schwere Stahltür zum 110 Meter langen „Tunnelofen“ öffnet, in dem Temperaturen von bis zu 1700 Grad erzeugt werden, der rund um die Uhr im Einsatz ist und den die Steine in etwa drei Tagen langsam durchfahren, da bekommt auch der Laie einen ersten Eindruck davon, wie wichtig das Thema Energie für das Werk Niederdollendorf von RHI Magnesita sein dürfte.

Die Entwicklung der Gaspreise sei enorm, noch schlimmer für das Unternehmen seien aber die Strompreise, sagte Werkgruppenleiter Markus Pung. Ohne Erdgas indes stünde die Produktion still. Mit Blick auf die Versorgungssicherheit habe man daher die Pläne für eine LPG-Anlage auf dem Werksgelände erarbeitet. Er hoffe, dass sie Ende des ersten Quartals 2023 in Betrieb gehen könne. Künftig wolle RHI Magnesita zudem das Thema Photovoltaik angehen, erste Projekte seien gestartet.

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Rund 115 000 verschiedene Produkte werden im Niederdollendorfer Werk hergestellt, Hauptabnehmer sind die Glasindustrie (55 Prozent) sowie die Zement- und Energieindustrie. Seine Rohstoffe bezieht das Werk laut Christoph Klein aus der ganzen Welt. Das Besondere am Standort Niederdollendorf: Es sei ein „Kompetenzzentrum für Holz- und Metallformen“, so Markus Pung. Mit den verschiedenen vor Ort gefertigten Formen können feuerfeste Steine beispielsweise sogar mit Nut und Feder oder Wölbungen hergestellt werden, je nachdem was die Kunden brauchen. Aber auch aus dem 3 D-Drucker kommen inzwischen Formteile für die Steine.

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Als „Kompetenzzentrum für Holz- und Metallformen“ gilt das Werk Niederdollendorf von RHI Magnesita.

Nachbearbeitet werden die bis zu 500 Kilogramm schweren Feuerfeststeine beispielsweise durch Fräsen, Schleifmaschinen, Bohrern oder Sägen, deren Diamantsägeblätter allerdings ein Vielfaches des Durchmessers einer handelsüblichen Kreissäge haben. In dem Werk verbinden sich mithin Handwerk, maschinelle Fertigung und hochmoderne Computertechnik.

Während die Backsteingebäude auf dem Dollendorfer Werksgelände auf den Außenstehenden zum Teil ein wenig in die Jahre gekommen wirken, bescheinigt der Werkgruppenleiter dem RHI Magnesita-Standort Königswinter eine „gute Substanz“. Markus Pung: „Für sein Alter sieht das Werk fantastisch aus.“ Zwar sei der Platz in Niederdollendorf unter anderem durch die Bahntrasse und die Bundesstraße 42 begrenzt, „aber das ist kein Nachteil für die Zukunft des Standortes“.

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