Stephan Schütte ist einstimmig zum Vorsitzenden des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge gewählt worden. Hans Peter Lindlar ist nun Ehrenmitglied.
NaturschutzVVS-Mitglieder wählen in Königswinter Stephan Schütte einstimmig zum Vorsitzenden

Der bisherige VVS-Vorsitzende Hans Peter Lindlar (r.) mit Thomas Deckert (l.) und Stephan Schütte.
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Einstimmig haben rund 150 Mitglieder des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS) den Forstexperten Stephan Schütte (66) zum neuen Vorsitzenden gewählt. Er ist Nachfolger von Hans Peter Lindlar, der den 1870 gegründeten Traditionsverein, dem rund 850 Hektar Wald im Naturschutzgebiet Siebengebirge gehören, 13 Jahre lang geführt hat.
Die Mitgliederversammlung am Donnerstagabend (16. Oktober) ernannte den ehemaligen Regierungspräsidenten und Landtagsabgeordneten Lindlar wegen seiner Verdienste zum Ehrenmitglied. Von 1800 auf 2048 ist die Zahl der Mitglieder in Lindlars Amtszeit gestiegen. 1298 davon sind nach Angaben von VVS-Geschäftsführer Werner Stieber „Hauptmitglieder“, 750 „Familienmitglieder“.
Von 1958 bis 2018 managte der VVS den Naturpark Siebengebirge
Wirtschaftlich steht der Verein, dem unter anderem das Gasthaus auf dem Oelberg und das Forsthaus am Lohrberg gehören, gut da. Laut Rechnungsprüfung hat das Jahr 2024 mit einem Jahresüberschuss in Höhe von 258.000 Euro abgeschlossen, allerdings schlugen da auch Sondereffekte (Auflösung von Rücklagen) zu Buche.
Ebenfalls einstimmig wurde Thomas Deckert zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden gewählt, der die Nachfolge von Gerhard Müller antritt. Deckert ist wie Schütte studierter Forstwirt, beide waren lange für regionale Forstbehörden tätig und sind sei Jahren im VVS und im Siebengebirge engagiert.

Ehrung: Stephan Schütte (l.) und Hans Peter Lindlar.
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Lindlar erinnerte in seinem Rückblick unter anderem daran, dass der VVS von 1958 bis 2018 den Naturpark Siebengebirge ehrenamtlich gemanagt hat, diese Arbeit dann aber nicht mehr leisten konnte. Der Rhein-Sieg-Kreis übernahm. Insgesamt mehr als 100.000 Euro musste der Verein 2013 im Zusammenhang mit dem Bau der Schutzzäune oberhalb der Rhöndorfer Weinberge aufbringen. Wegen Steinschlags war der Weinbau im Siebengebirge damals in akuter Gefahr.
Schon im Vorfeld der Versammlung hatte Lindlar gegenüber dieser Zeitung daran erinnert, dass das Forsthaus Lohrberg, Sitz der Geschäftsstelle des VVS, in seiner Amtszeit für rund 350.000 Euro restauriert wurde. In das Gasthaus auf dem Oelberg habe man rund 250.000 Euro investiert und zuletzt die Terrasse komplett erneuert.
„Die Arbeit ist nicht getan“, gab Lindlar seinem Nachfolger am Donnerstagabend mit auf den Weg. Eine neue Naturschutzverordnung für das Siebengebirge, die gerade erarbeitet wird, müsse den Einsatz von Rangern vorsehen. Alle Verbote und Regeln im Naturschutzgebiet Siebengebirge nützten nichts, wenn sie nicht kontrolliert würden.
Die Zukunft der Antennenlage auf dem Oelberg, das Löschwasserkonzept für das Restaurant auf der Bergspitze, der Rechtsstreit mit dem Finanzamt wegen der Parkplatzbewirtschaftung auf der Margarethenhöhe und die Zukunft des Wildnisgebietes seien weitere aktuelle Themen.
Stephan Schütte will sein Augenmerk vor allem auf die Klimaanpassung, das Artensterben und die Besucherlenkung im intensiv als Erholungsraum genutzten Siebengebirge richten. Es sei ein „einmaliger Landschaftsraum“, dem die Menschen „emotional sehr verbunden“ seien.
Angesichts des zunehmenden „Erholungsdrucks“ sei eine „kluge Besucherlenkung“ nötig, hatte Schütte schon im Vorfeld seiner Kandidatur gesagt. Wilde Pfade, wie zuletzt einer am Drachenfels entstanden sei, müsse man mit Stämmen oder Ästen blockieren können. Vor allem plädiere er in dem Zusammenhang auch für das Freischneiden und Freistellen von Aussichtspunkten. Und die ehrenamtlichen Naturschutzwächter, die im Siebengebirge nach dem Rechten sehen, müssten weiter die Menschen vor Ort ansprechen und sensibilisieren.
Deckert sieht eine seiner Kernaufgaben in den Wildnisgebieten, für die der VVS 500 Hektar seines insgesamt 850 Hektar großen Waldbesitzes an das Land NRW verpachtet hat. Auf diesen Flächen wurde die Bewirtschaftung eingestellt. Ein Monitoring solle die Entwicklung aufzeigen, die die Wildnisgebiete genommen haben, in denen man „seit 15 Jahren die Motorsägen ruhen lässt“.