ÜbersichtGestrandete Pendler, wartende Taxifahrer – So lief der Streiktag in Rhein-Sieg

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Pendler stehen an einem Bahnstreik.

Auf ein Ende des Streiks spekulierten die Fahrgäste in Hennef ab 11 Uhr. Doch es dauerte, bis der Verkehr sich normalisierte.

Durch den Streik wurde der Bahnverkehr in Rhein-Sieg am Vormittag lahmgelegt. Wie Pendler, Taxifahrer und Abiturienten durch den Tag kamen.

Für Bahnreisende endete die Woche mit einer Herausforderung: Aufgrund des bundesweiten Warnstreiks, zu dem die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufgerufen hatte, wurde der Bahnverkehr im Rhein-Sieg-Kreis vollständig lahmgelegt. Weder die S-Bahnlinien noch der RE 9 fuhren von 3 Uhr bis zum späten Vormittag. So lief der Streiktag in der Region.

Streik in Rhein-Sieg: Leere Bahnsteige und hoffende Pendler

Ein einsamer Mitarbeiter der Deutschen Bahn war der einzige Mensch, der am Freitagmorgen an den sechs Gleisen   des Siegburger Bahnhofs zu sehen war. Mit einem Hochdruckreiniger säuberte er die Bahnsteige – und nutzte damit die Gelegenheit, die sich am Freitag durch den Streik bot. Davon abgesehen schienen die Informationen zum EVG-Streik die allermeisten Pendlerinnen und Pendler erreicht zu haben.

Etwas ratlos hingegen stand Lorenz Silva vor der   Anzeigetafel am Eingang des Bahnhofs. Die zeigte gegen 10 Uhr nur einen Zug an – die S 12 nach Horrem, 11.18 Uhr. „Ich hatte absolut keine Ahnung, dass die Bahnen heute nicht fahren“, gibt der 35-Jährige zu. Silva zog erst in dieser Woche von Eupen nach Siegburg. Trotz der   langen Wartezeit ließ er sich die Laune nicht verderben: „Ich nutze die Zeit und schaue mir mal den Bahnhof an. Dann geht es heute eben erst später nach Köln.“

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Ein leerer Bahnhof.

Der Siegburger Bahnhof war am Vormittag des Streiks verwaist.

Ein ähnliches Bild zeigte sich am Hennefer Bahnhof. Kurz vor 11 Uhr kamen dann doch Fahrgäste, die auf das Ende des Streiks spekulierten. Auf den Anzeigen wurden zwar neben den Informationen zum Ausstand Züge aufgeführt. Doch immer, wenn die Abfahrtszeit verstrichen war, sprang das Display um und wies die nächste Verbindung aus. Die Folge: „Gleishopping“ von Gleis 3 um 11.13 Uhr zu Gleis 1 um 11.42 Uhr – doch auch die S 12 fuhr nicht ein.

Michael Stroß aus Eitorf nahm es gelassen. Er hatte sich in Eitorf in den Bus gesetzt, war in Uckerath umgestiegen und in Hennef erstmal gestrandet. „Ich will nach Köln, aber ich muss keinen Flug erreichen und habe keine Geschäftstermine.“ Mit den anderen Reisenden machte er die typische Bewegung: alle paar Minuten ein Blick aufs Handy. Zwei Berufsschüler strickten sich eine Verbindung per Bus nach Siegburg. Das hatte am Morgen schon geklappt. Das dauere zwar 20 Minuten länger, aber sie kämen nur wenig zu spät. Statt 21 Schülern kamen nur sieben pünktlich an.

Nach dem Chaos: Abiprüfungen liefen trotz Warnstreik und Zuckerfest

Kritik hatte am Mittwoch die Entscheidung des Schulministeriums geerntet, die ausgefallenen Abi-Prüfungen am Freitag nachzuholen. Grund dafür war außer dem Zuckerfest der EVG-Streik und die damit verbundene Befürchtung, dass es einzelne Schüler nicht zur Prüfung schaffen könnten.

Zumindest am Troisdorfer Gymnasium Zum Altenforst traf dies jedoch nicht ein. „Unsere Schülerinnen und Schüler sind mittlerweile streikerfahren – alle haben es pünktlich zur Abiprüfung geschafft“, sagte Schulleiter Reinhard Schulte am Vormittag auf Anfrage der Redaktion. Und auch die Prüfungsunterlagen konnten im Gegensatz zum Chaos am Mittwoch problemlos heruntergeladen werden.

Ähnliches war aus anderen Kommunen zu hören: „Die Durchführung der Abiturklausuren hat der Streik nicht berührt: Alle Schülerinnen und Schüler waren anwesend, und die Prüfungen konnten wie geplant beginnen und durchgeführt werden“, sagte Sebastian Patt vom Antoniuskolleg Neunkirchen.

 Taxifahrer am Bahnhof Siegburg auf der Suche nach Beschäftigung

Am ICE-Gleis des Bahnhofs haben Adnan Hamzacebioglu und Aziz Igret einen Mülleimer zu einem Tisch für ihr Backgammon-Spiel umfunktioniert. Die beiden fahren Taxi – zumindest normalerweise. „Heute ist wegen des Streiks überhaupt nichts los“, sagt Adnan Hamzacebioglu.

Zwei Taxifahrer am Bahnhof Siegburg.

Die Taxifahrer Adnan Hamzacebioglu (l.) und Aziz Igret.

Ohne Geschäftsleute und Pendler breche der Großteil des Geschäfts ein – und die seien heute anscheinend selbst mit dem Auto unterwegs oder im Homeoffice geblieben. „Uns bleibt nichts anderes übrig, als abzuwarten. Vielleicht zieht das Geschäft ja wieder an, wenn der Bahnverkehr läuft.“ Ihre Kollegen in Hennef bestätigten das, der Streik hatte ihnen keine zusätzlichen Fahrten beschert.

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