Bis zum 22. Dezember hat der mittelalterliche Weihnachtsmarkt täglich geöffnet.
Eröffnung am FreitagWie die Aussteller sich auf den Mittelaltermarkt in Siegburg vorbereiten

Der Aufbau des mittelalterlichen Markts in Siegburg folgt einem genauen Zeitplan.
Copyright: Jonathan Schmitt
Wenn 150 Leute auf dem Siegburger Markt mit anpacken, dann ist es wieder Zeit für das spezielle Mittelalter-Flair. Der beliebte Weihnachtsmarkt eröffnet in diesem Jahr schon einen Tag früher als gewöhnlich. Bereits am Montag kamen die ersten Wagen in der Kreisstadt an, am Mittwoch wurde dann mit dem Aufbau begonnen.
Damit nicht alle gleichzeitig aufbauen und der Markt von Fahrzeugen geflutet wird, gibt es einen Ablaufplan, der die Stände und ihre Aussteller in Zeitabschnitte einteilt. Unzählige Meter Stromkabel und Wasserleitungen werden verlegt, jeder der 43 Stände ist für seine Versorgung selbst verantwortlich.
Der Markt in Siegburg ist der längste und bestimmt auch der kälteste
An die Faustformel von jeweils 50 Metern für Strom, Wasser und Abwasser kann man sich dabei halten, wie Deniz Sahin berichtet, der auch auf Mittelalterfestivals über das Jahr verteilt vertreten ist. Der Aufenthalt in Siegburg sei der längste und bestimmt auch der kälteste.
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Von 14 Grad minus bis plus hat Kyra Greven schon alles erlebt. Um der Kälte standzuhalten, kauft sie viel in Wandergeschäften. Die Leiterin der Taverne setzt auf Thermo-Unterwäsche, aufwärmbare Einlegesohlen und ganz viel Merinowolle. Gewöhnliche Winterjacken sind beim mittelalterlichen Weihnachtsmarkt natürlich verboten, nur Gewänder.

Kyra Greven ist seit 16 Jahren beim mittelalterlichen Markt zu Siegburg dabei.
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Authentizität ist den Ausstellern sehr wichtig, Reißverschlüsse, Kapuzen, bunte und wärmende Jacken und Heizungen in den Buden sind tabu. „Wir frieren authentisch“, behauptet Greven. Die Aussteller sollen auch ihr Handy, so gut es geht, nicht herausholen, alles zu Gunsten der mittelalterlichen Illusion. „Wo das Wohl der Menschen anfängt, hört die Authentizität aber auf“, erklärt Deniz Sahin.
Durchlauferhitzer und Spülmaschinen im Hintergrund
Im Hintergrund laufen trotzdem Durchlauferhitzer und Spülmaschinen, um allen Hygiene- und Ordnungsvorschriften nachzukommen. Auch Kabel dürfen nicht zu sehen sein und künstliches Licht muss versteckt werden. Der Markt soll nur von Kerzenschein und Feuer beleuchtet werden, eine besonders gemütliche Atmosphäre ist die Konsequenz dieses Aufwands.
„Mittelalter war eigentlich gar nicht mein Ding“, gibt Kyra Greven zu. Sie ist mittlerweile aber seit 16 Jahren dabei und schwärmt von der familiären Atmosphäre unter den Ausstellern, man nehme viel Rücksicht aufeinander und halte zusammen. Außerdem gefällt ihr das Schauspiel bei der Arbeit. „Man kann laut sein und lockere Sprüche klopfen und wenn man dann sieht, wie sich die Leute freuen, macht es noch mehr Spaß“, freut sich Greven.
Holde, Recken und Taler statt Euros
Die Aussteller eignen sich nämlich eine Mittelalter-Sprache an. Was für Besucher-Neulinge zunächst befremdlich wirken mag und zu Berührungsängsten führen kann, ist alles Teil des Authentizitäts-Konzepts. Die Frauen sind die Holden, Männer sind die Recken und der Euro nennt sich Taler. Floskeln, wie „Seid gegrüßt“, „Kommt heran“ und „Gehabt euch wohl“ gehören zum Standard-Vokabular.
„Wir ihrzen und euchzen“, erklärt Greven. Auch Leute, die neu dabei sind, gewöhnen sich schnell an den Sprech. „Am Anfang fühlt sich vielleicht das Schreien komisch an“, gibt die Geschichtsstudentin zu, „denn man muss es aus voller Überzeugung tun.“ Wenn jemand extrovertiert sei, eigne er sich jedenfalls besonders gut für den Job.
Es ist also alles gerüstet für den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt. Ab heute kann nicht nur Speis und Trank verleibspeist werden. Auch zahlreiche Handarbeiten und potenzielle Weihnachtsgeschenke finden sich auf dem Markt. Für das Bühnenprogramm mit Musik, Tanz und Kinderbespaßung ist auch in diesem Jahr wieder das Mutter-Sohn-Duo Con Filius verantwortlich.
Öffnungszeiten: Am Freitag, 21. November, ist Eröffnung. Der Markt läuft bis 22. Dezember. Freitags und samstags 11 bis 21 Uhr geöffnet, sonntags bis donnerstags 11 bis 20 Uhr. Am Totensonntag, 23. November, 18 bis 20 Uhr – ohne Musikprogramm und Unterhaltung. Die Gastronomie hat jeweils eine Stunde länger geöffnet. Hunde sind erlaubt, der Eintritt ist frei.
Die WC-Anlage (es gibt auch barrierefreie Toiletten) befindet sich hinter der Bühne am Stadtmuseum. Parken: Parkhaus S-Carŕe, Parkhaus Herrengarten, Parkhaus Holzgasse, Parkzentrum Rhein-Sieg-Forum und Parkhaus Mitte sowie der Mühlentorparkplatz bieten sich an. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln ist der Markt über den Siegburger Bahnhof am bequemsten zu erreichen.
Programm: Täglich wird der Markt um 11 Uhr feierlich eröffnet. Bis zum Abend gibt es Live-Musik und Auftritte von Lupus der Gaukler und Con Filius, bevor der Nachtwächter das Spektakel beendet. Das wechselnde Programm ist im Internet aufgelistet, ebenso wie die Angebote von Workshops im Stadtmuseum. (seb)

