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Bio, Plastik, HolzGibt es einen nachhaltigen Weihnachtsbaum? Tipps zu Alternativen

4 min
Ein Mann trägt eine Tanne.

Klassische Weihnachtsbäume aus Monokulturen haben keine gute Öko-Bilanz. Wie geht es besser? 

Der klassische Tannenbaum aus der Monokultur ist ein Klimasünder. Doch was sind die Alternativen? Wir geben einen Einblick. 

Die grünen Zweige leuchten im Kerzenschein, darunter liegen Geschenke und es riecht leicht nach Nadelholz: Für viele Menschen gehört eine geschmückte Tanne zum Weihnachtsfest dazu. Ob Zuhause, auf dem Weihnachtsmarkt, dem Marktplatz oder an der Kirche – überall stehen in der Adventszeit Weihnachtsbäume und verbreiten Weihnachtsstimmung. Doch wo kommen die her?

Jedes Jahr landen laut Schutzgemeinschaft Deutscher Wald rund 25 Millionen Weihnachtsbäume in deutschen Wohnzimmern. Auf bis zu 50.000 Hektar Anbaufläche werden die Bäume zuvor über einen Zeitraum von acht bis zwölf Jahren herangezüchtet, gepflegt und bewässert, vor allem in Nordrhein-Westfalen. Allein im Sauerland sind es etwa 12.500 Hektar. In NRW sind neue Kulturen deshalb mittlerweile genehmigungspflichtig. Die Monokulturen sind nicht gut fürs Ökosystem und häufig werden die Bäume außerdem gespritzt. Hinzu kommt der Transport.

So grün wie sie aussehen, sind die meisten Bäume also in der Regel nicht. Dass das kaum nachhaltig sein kann, liegt auf der Hand. Wie geht es besser?

Nachhaltige Weihnachtsbäume mit Siegel

Wer mit ökologischem Beispiel vorangehen, aber dennoch einen klassischen Baum haben will, kann auf Bäume mit FSC- oder einem Bio-Siegel aus der Region setzen, empfiehlt Corinna Hölzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Viele Anbieter von Öko-Lebensmitteln bieten zum Fest auch Nadelgehölz an – in der Regel Pflanzen, die ohne mineralischen Dünger und Pflanzenschutzmittel großgezogen wurden.

Regionale Weihnachtsbäume

Man kann sich auch an den örtlichen Förster wenden. Denn in einigen Wäldern gibt es Anbauflächen, wo Fichten, Kiefern und Tannen ohnehin nach einigen Jahren gefällt werden müssen, weil sie etwa unter Stromtrassen wachsen. Besonders empfehlenswert sind Bäume vom nächstgelegenen Forstamt oder Bauernhof. Dort kann man oft nach solchen Bäumen fragen und sie teilweise sogar selbst schlagen. Das macht nicht nur den Kauf nachhaltiger, sondern auch einen stimmungsvollen Ausflug in Wald oder Hof möglich. 

  1. Eine Übersicht zu Verkaufsstellen von Bio-Weihnachtsbäumen sowie zu verlässlichen Siegeln gibt es etwa auf der Internetseite der Umweltschutzorganisation Robin Wood.
  2. Wir haben hier eine Übersicht erstellt, die zeigt, wo Sie Bio-Bäume oder Bäume aus der Region bekommen können.

Weihnachtsbaum im Topf

Die Idee ist gut: Der Baum im Topf mit Wurzelballen kann theoretisch nach dem Fest weiterleben. Die viel gepriesene Lösung scheitert jedoch oft daran, dass viele davon jämmerlich eingehen, wenn sie nach dem Fest ausgesetzt werden.

Laut Hölzel vom BUND gibt es nämlich einige Fallstricke. Wenn der Baum nicht im Topf gewachsen ist, sondern ausgegraben und dort eingepflanzt wurde, kann dies seine Wurzeln beschädigen. Dabei braucht er diese, um Wasser und Nährstoffe aufzunehmen. Auch der Temperaturschock macht dem Baum zu schaffen: Vom kalten Draußen ins warme Wohnzimmer zu wechseln, bedeutet enormen Stress. „Solche Bäume überstehen meist nur eine Saison“, sagt Hölzel.

Wer es trotzdem versuchen möchte, sollte den Baum schrittweise an die Temperatur gewöhnen, sowohl vor dem Reinholen als auch vor dem Wiederaussetzen. In warmen Räumen sollte er nur wenige Tage stehen und gut gegossen werden; eine Zwischenstation im Treppenhaus, der Garage oder im Keller kann helfen. Nach dem Fest raten Forstexperten, den Baum kühl zu lagern, regelmäßig zu wässern und erst im Frühjahr auszupflanzen.

Alternativen zum Weihnachtsbaum: Zweige, Steckbaum, Holzbaum

Die nachhaltigste Variante ist tatsächlich, gar keinen Baum aufstellen, so Corinna Hölzel. „Stattdessen kann man sich etwa einzelne Zweige von einem immergrünen Baum ins Wohnzimmer stellen und diese dekorieren“, sagt die Pestizid-Expertin.

Eine Möglichkeit, die auch Petterson und Findus aus dem gleichnamigen Kinderbuch in der Geschichte „Pettersson kriegt Weihnachtsbesuch“ anwenden, ist eine Holzlatte mit Löchern, in die man Tannenzweige steckt. Ein solches Stecksystem gibt es auch fertig zu kaufen, etwa bei keinachtsbaum.de. Dort bekommt man den Ständer in verschiedenen Größen und auf Wunsch auch die Zweige, sowie verschiedene Sets, Zubehör.

Ein ganzer Baum aus Holz, der jedes Jahr wiederverwendet werden kann, ist ebenfalls eine Möglichkeit, um nicht jedes Jahr eine Tanne zu kaufen. Holz-Weihnachtsbäume gibt es mittlerweile auch im Handel, etwa bei Baumärkten.

Plastik-Weihnachtsbaum als Alternative

Als Alternative zum echten Baum wird der Plastik-Weihnachtsbaum immer populärer – nicht zuletzt, weil er nicht nadelt. Doch Expertin Hölzel gibt zu bedenken, dass für seine Herstellung Erdöl als fossiler Rohstoff energieintensiv verarbeitet wird, häufig in weit entfernten Produktionsländern. „Nur sehr selten werden Plastikbäume so viele Jahre genutzt, dass es sich in der Umweltbilanz lohnen würde“, so Hölzel. Auch der WWF weist darauf hin, dass ein Kunststoffbaum nur dann eine ökologische Option sein kann, wenn er sehr lange im Einsatz bleibt und entsprechend viele echte Bäume ersetzt – idealerweise mehr als 20. (mit dpa/rnd)