ProzessLehrling von Troisdorfer Autohaus mit Pkw überrollt – Vater und Sohn verurteilt

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Der Eingang zum Amtsgericht Siegburg.

Vater und Sohn mussten sich für eine Attacke auf einen Troisdorfer Lehrling vor dem Amtsgericht verantworten. (Symbolbild)

Weil sie mit der Reparatur unzufrieden waren, attackierten zwei Männer den Lehrling eines Troisdorfer Autohauses. Er wurde schwer verletzt.

Der Streit um eine Werkstattrechnung über 50 Euro hatte teure Folgen. Am Ende gab es zwei Verletzte, ein demoliertes Auto und einen Prozess vor dem Schöffengericht. Die Kunden des Autohauses in Troisdorf-Spich, Vater und Sohn, wurden wegen gefährlicher Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr zu Freiheitsstrafen und hohen Schmerzensgeldzahlungen verurteilt.

Auf dem Gelände des Autohändlers war es an einem Samstag im Juli 2022 zu einer Auseinandersetzung gekommen. Der 51-jährige Angeklagte hatte einen Auszubildenden am Schlafittchen gepackt, sein Sohn (24) diesem mit einem Faustschlag die Nase gebrochen.

Regelrechte Jagdszenen auf dem Gelände eines Troisdorfer Autohauses

Sie seien erbost gewesen über die vorangegangene, aus ihrer Sicht mangelhafte Reparatur, so ihre Verteidiger, und hatten ihre Wut an dem 21-jährigen Lehrling ausgelassen. Der aber hatte mit der Reparatur gar nichts zu tun und sollte nur für ein nachträglich eingebautes Ersatzteil 50 Euro kassieren. Telefonische Anweisung vom Chef, der sich an diesem Tag freigenommen hatte.

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Die anderen Werkstatt-Beschäftigten riefen den Bruder und den Vater des Lehrlings, die gerade in der Nähe waren, zur Hilfe. Danach kam es zu regelrechten Jagdszenen. Der ältere Angeklagte sprang in seinen VW Polo, stieß wüste Beschimpfungen aus und drohte mit der Mafia. Der jüngere Angeklagte gab in seinem Fords Gas und fuhr rückwärts in die Dreiergruppe, überrollte den Lehrling und klemmte dessen Bruder (23) ein.

Dann rollte er vorwärts und setzte erneut zurück. Der Vater wollte mit seinem Polo auch auf die Männer zufahren, touchierte aber den Bordstein und beschädigte seinen Wagen. Das konnten die zahlreichen Zuschauer im Gerichtssaal auf dem Video aus einer Überwachungskamera sehen. „Die Pkw wurden als Waffe eingesetzt. Da hätte noch viel mehr passieren können“, sagte der Vorsitzende Richter Dr. Alexander Bluhm.

Lehrling eines Troisdorfer Autohauses war monatelang arbeitsunfähig

Der Lehrling landete auf der Intensivstation, musste sich später in psychologische Behandlung begeben. Er brach die Ausbildung ab, war monatelang arbeitsunfähig. Erst im kommenden August werde er eine andere Lehre beginnen. Sein Bruder gab an, immer noch Schmerzen im Knie zu haben: „Ich bin Handwerker, das könnte mir noch Probleme bereiten“, sagte der Installateur.

Der frisch reparierte Ford wurde auch in Mitleidenschaft gezogen. Die Angegriffenen hatten auf den Wagen eingeschlagen und dabei unter anderem die Windschutzscheibe zerstört. Der jüngere Angeklagte, dem die Polizei den Führerschein abnahm, wird ohnehin noch längere Zeit kein Auto fahren dürfen.

Seine Sperre wurde vom Gericht um drei Monate verlängert, das Straßenverkehrsamt verlangt in diesen Fällen eine aufwendige und teure MPU. Der Arbeitslose, der eine Frau, zwei Kinder und keine Ausbildung hat, muss insgesamt 3000 Euro Schmerzensgeld bezahlen, 2000 Euro an den jüngeren Bruder, den Lehrling, und 1000 Euro an den älteren.

Vater und Sohn zu Bewährungs- und Geldstrafen verurteilt

Der 51-jährige Angeklagte, ebenfalls seit Jahren arbeitslos, gelernter Kfz-Mechaniker und zwölffacher Vater, muss 1000 Euro Schmerzensgeld an den jüngeren Bruder zahlen. Die Freiheitsstrafen, 16 Monate für den Sohn, sieben Monate für den Vater, werden zur Bewährung ausgesetzt.

Als Auflage verhängte das Gericht auf Vorschlag der beiden Nebenklageanwälte die Zahlung des Schmerzensgeldes in 200-Euro-Monatsraten. Das, so Marc Piel und Yannik Börter, könnte die Zahlungsmoral erhöhen.

Bleiben die Überweisungen aus, drohen Widerruf und Gefängnis. Außerdem müssen die Angeklagten die Honorare und Rechnungen sämtlicher Anwälte und die Gerichtskosten tragen, schätzungsweise einige tausend Euro insgesamt. Die Werkstattrechnung zu begleichen, wäre billiger gekommen.

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