Rheinbach – Rheinbach. Es war ein bewegender Moment, als Michal Třešňák, der Bürgermeister von Rheinbachs Tschechischer Partnerstadt Kamenický Šenov, mit seinem Stellvertreter Petr David ein schönes Blumengebinde aus roten Rosen, weißen Lilien und Chrysanthemen am Hochkreuz vor dem Hof Raaf niederlegte.
Alt-Bürgermeister Raetz zeigte Spuren des Unglücks
Gleich nach der Unglücksnacht im Juli vergangenen Jahres hatten sich die Besucher aus Steinschönau nach dem Wohlbefinden ihrer teilweise massiv vom Hochwasser betroffenen Freunde in Rheinbach erkundigt, und durch ihre Fürsorge viele sehr gerührt. „Unsere Gedanken strömten zu ihnen und es war nicht leicht, sich von ihnen zu befreien“, erklärte Bürgermeister Třešňák zum Gedenken an die Opfer der Katastrophe. Fünf Rheinbacher Mitbürger haben im Zusammenhang mit der Flut ihr Leben verloren, darunter zwei Feuerwehrleute und die junge Arzthelferin Vanessa K. (19), die auf dem Nachhauseweg von den Fluten mitgerissen wurde.
Anlässlich des über 20-jährigen Bestehens der Partnerschaft weilen gerade 49 Mitglieder des Partnerschaftsvereins Rheinbach/Kamenický Šenov in der Glasstadt, davon 14 Jugendliche. Rheinbachs stellvertretender Bürgermeister Karl Heinz Kerstholt dankte „für die freundliche Geste“. Wie Bürgermeister Ludger Banken hatte auch Kerstholt, dessen Heim in Merzbach geflutet worden war, einen besorgten Anruf aus Tschechien erhalten. „Als mir Hilfe angeboten wurde, habe ich einen Kloß im Hals gehabt“, beschrieb er seine Gefühle. Es sei schön zu wissen: „Wenn wir Hilfe brauchen, ist sie da.“
Rohre platzten einfach auf
Rheinbachs Alt-Bürgermeister Stefan Raetz hatte die Gäste aus der Partnerstadt am Morgen vor dem Gedenken bereits am einstigen Sitz des Rheinbacher Turnvereins am ehemaligen Waldschwimmbad vorbeigeführt und ihnen die Zerstörung durch die Flut gezeigt. Als die Besucher mit eigenen Augen sahen, was „der kleine Gräbbach“ dort angerichtet hatte, waren sie fassungslos.
Ein Tag für Rheinbach am 14. Juli
Unter dem Titel „Ein Tag für Rheinbach“ gedenkt die Stadt am 14. Juli der tödlich Verunglückten in der Flut. Der Tag drückt seinen Dank für die Unterstützung durch die vielen freiwilligen, ehrenamtlichen und organisierten Helfer aus und richtet den Blick auf den Zusammenhalt der Stadtgesellschaft. Beginn ist um 15 Uhr mit einer Kranzniederlegung am Hochkreuz in der Bachstraße und einem Trauermarsch durch die Hauptstraße zum Himmeroder Wall.
Dort beginnt um 16 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst. Um 17 Uhr wird eine Ausstellung über Hilfsorganisationen, ehrenamtliche Helferinitiativen, Feuerwehr und Bundeswehr eröffnet. Zudem werden Ergebnisse zur Öffentlichkeitsbeteiligung an dem Projekt „Erinnerungskultur für den 14.07.2021“ präsentiert. Ab 18 Uhr folgen ein Bühnenprogramm mit Interviews und Rheinbacher Musik-Gruppen (Gedankenspiel, Some Folks, Fidelia Wormersdorf, Tomburg Winds, PlayOff) sowie ein Mitmachkonzert „Frau Höpker bittet zum Gesang“. (gvt)
Die Schäden seien dort noch nicht behoben worden, da das Haus möglicherweise abgerissen werde, so Raetz. Auf diese Weise sollen Bach- und Regenwasser in Zukunft wieder Flächen zum Versickern bekommen. Auch in Queckenberg sei zu sehen, dass es ein Fehler sei, einen Bach zu verrohren, führte Raetz aus. Die Rohre seien in der Unglücksnacht geplatzt „und das Wasser hat sich seinen alten Weg gesucht“. Am Hochkreuz habe das Wasser hüfthoch gestanden, erläuterte Raetz: „Die Autos sind teilweise weggeschwommen.“
Besuch an der leeren Steinbachtalsperre
Die Delegation aus Steinschönau wurde ebenfalls zur aktuell leeren Steinbachtalsperre geführt, die im vergangenen Jahr zu brechen drohte. „Wenn das Wasser daraus zu uns geflossen wäre, wäre die Katastrophe noch größer gewesen“, so Raetz. Gemeinsam mit dem Lions Club Bonn-Rhenobacum sei es ihm gelungen, für die Flutopfer Spenden in Höhe von 850 000 Euro zu sammeln. „Auf diese Weise konnten wir schon in der zweiten Woche nach der Flut den Opfern Geld geben, das sie zum Aufbau benötigten.“