Das Signal am Donnerstag in Rom war wichtig. Es zeigt: Der Westen setzt eben nicht allein auf Waffen, er plagt sich auch mit den Mühen der Ebene.
Ukraine-Konferenz in RomWichtige Trippelschritte für einen fernen Frieden


Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU, r) steht in Rom neben Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine im Zuge der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine.
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Ohne Idealisten geht es nicht, auch nicht in der Politik. Doch Idealismus allein löst keine Probleme. Diese bittere Lektion mussten dieser Tage all jene lernen, die noch immer auf simple Lösungen für ein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs hoffen: vom selbsternannten Verhandlungsgenie Donald Trump über pazifistische Waffengegner in Deutschland bis zum ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Umso wichtiger war das Signal, das am Donnerstag von Rom ausging: Der Westen setzt eben nicht allein auf Waffen, er plagt sich auch mit den Mühen der Ebene.
Es klingt unspektakulär, wenn Italiens Regierungschefin Meloni zu einer Konferenz lädt, um Unternehmen für Investitionen in den Wiederaufbau der Ukraine zu gewinnen – zumal die russische Zerstörung ungebremst weitergeht. Kritiker brandmarken das Treffen als substanzlos, als Geldverschwendung oder beides, weil in Rom keine Schritte zu einer Friedenslösung beschlossen wurden, sondern Teilnehmer wie Bundeskanzler Merz oder der US-Sondergesandte Kellogg lediglich weitere Solidarität mit Kiew sowie neue Hilfen zusagten. Und ganz sicher jammert wieder irgendjemand, dass Moskau nicht eingebunden war.
Dagegen hilft ein Realitätscheck: Dass Meloni die EU in der Ukraine-Frage nicht spaltet, sondern sogar Eigeninitiative zeigt, war angesichts ihrer neofaschistischen Wurzeln nicht zu erwarten. Und dass Trumps Vertreter offiziell neue Flugabwehr in Aussicht stellte, lässt nicht nur die Ukrainer aufatmen.
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Lerneffekte nach Putins falschem Spiel mit Donald Trump
Es scheint Lerneffekte ausgelöst zu haben, dass Putin in seinem fünften Telefonat mit Trump seit dessen Wiederwahl freundliche Worte fand - die Ukraine danach aber mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn überzog: Ihm ist egal, dass Trump frustriert über seine fruchtlosen Vermittlungsversuche ist, dass er nun doch mit Sanktionen droht und dass sein Außenminister Lawrow tags darauf den US-Kollegen Marco Rubio traf.
Wenn aber sogar Trump als einstiger Bewunderer des „Genies“ Putin begreift, dass vom Kremlchef nichts als „jede Menge Bullshit“ kommt, sollten die deutschen Verfasser diverser Diplomatie-Appelle ihre Pamphlete dringend überarbeiten. Wer auf Friedensarbeit jenseits von Waffenlieferungen setzt, muss Gipfeln wie dem in Rom Erfolg wünschen. Privates Geld anzuwerben, Unternehmen für Reparaturen der Infrastruktur zu finden, die Verbündeten zusammenzuhalten: Das sind wichtige Trippelschritte, um für einen fernen Frieden gerüstet zu sein.
Selenskyj mag enttäuscht sein, dass Europa nicht auf seinen Wunsch einging, russische Auslandsvermögen zu beschlagnahmen. Leider blendet er wichtige Fragen aus, etwa zum Völkerrecht, autokratischen Nachahmern oder Folgen fürs globale Finanzsystem.
Das Geld auf Geberkonferenzen, in der Wirtschaft und mit Fonds zu sammeln, ist mühsamer, langwieriger, unspektakulär. Aber realistischer.