1. FC KölnDejan Ljubicic zeigt gewohnte Klasse auf einer ungewohnten Position

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Dejan Ljubicic genießt seinen Treffer gegen Schalke 04. 

Köln – Profisportler brauchen feste Abläufe, und kaum etwas stört sie mehr als Überraschungen am Wettkampftag. So gesehen war es bemerkenswert, dass der 1. FC Köln am Sonntag sein Auftaktspiel der neuen Bundesliga-Saison gegen Schalke souverän 3:1 gewann. Das befand im Rückblick auch Dejan Ljubicic, der sich am Mittwoch zu den Geschehnissen äußerte. „Es war ein komischer Tag. Aber wir haben es gut rübergebracht mit einem Sieg“, beschrieb der österreichische Nationalspieler.

Am Freitag hatte Mittelstürmer Anthony Modeste den Verein darüber informiert, ein Angebot von Borussia Dortmund annehmen zu wollen, Geschäftsführer Christian Keller war anschließend in die Verhandlungen eingestiegen. Im Verlauf des Sonntags war dann öffentlich geworden, dass es eine mündliche Einigung der Vereine gab. Zwar wollte Modeste trotz der Nachrichtenlage noch ein letztes Spiel im FC-Trikot absolvieren. Doch Trainer Steffen Baumgart befand, der Franzose habe bei der Mannschaft „nichts mehr zu suchen“ – und schickte Modeste nach dem Anschwitzen am Morgen heim. „Tony war in der Früh da, am Nachmittag nicht mehr. Trotzdem haben wir es gut gelöst und sind froh über die drei Punkte“, sagt Ljubicic.

Starke erste Saison in Köln

Der 24-Jährige hat eine bemerkenswerte erste Saison in Köln gespielt. Nun scheint er daran anzuschließen. Beim Pokal-Aus in Regensburg gelang ihm nicht nur der Ausgleich zum 2:2. Anschließend übernahm er auch Verantwortung, trat im Elfmeterschießen als erster an – und verwandelte.

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Am Sonntag gelang ihm vier Minuten nach dem Schalker Anschlusstreffer das 3:1 – per Kopf. Zwar hatte er ein wenig Glück, dass der Ball vom Pfosten an Schalke-Keeper Schwolow prallte und von dort ins Tor rollte. Doch war der Abschluss nahe der Perfektion, obgleich Ljubicic auch von Thielmanns überragender Flanke profitierte. Die Fans sollten sich jedoch nicht zu sehr an den Kopfballspezialisten Dejan Ljubicic gewöhnen – sagt jedenfalls Dejan Ljubicic.

„Den Kopfball werden Sie von mir nicht so oft sehen, dafür bin ich nicht der Typ“, erklärte er am Mittwoch. Tatsächlich war es sein erster Treffer mit dem Kopf für den FC, die vier davor hatte er jeweils mit dem rechten Fuß erzielt. Wo das hinführen soll? Mal sehen. „Grundsätzlich bin ich kein Spieler, der mehr als zehn Tore schießt. Vielleicht ja diese Saison. Aber ich mir da keinen Druck aufbauen.“

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Seinen rechten Fuß setzte Ljubicic auch am Sonntag mehrfach ein. Fünf Schüsse gab er auf das Schalker Tor ab, keiner seiner Kollegen versuchte es häufiger. Insgesamt gab der FC 31 Torschüsse ab, der höchste Wert des ersten Spieltags. Doch zumindest Ljubicic schoss rein situativ, vorgenommen hatte er es sich nicht. „Es hat sich ergeben. Die Schalker haben mich nicht attackiert, da habe ich gedacht: Okay, ich haue mal drauf, einer wird schon sitzen.“ Am Ende saß dann allerdings der Kopfball.

„Wir wollten sowieso gewinnen“

Im vergangenen Sommer kam Ljubicic als Abwehrspieler von Rapid Wien nach Köln. Doch schon im ersten Spiel tauchte er auf der rechten Offensivseite auf. Gegen Schalke vertrat er nun den verletzten Mark Uth auf der zentral-offensiven Position im Mittelfeld. Wegen seiner Schnelligkeit konnte er bei Ballverlusten gleich noch das defensive Mittelfeld schließen. Das funktionierte hervorragend, neben seinem Treffer und den Schüssen verbuchte Ljubicic eine Passquote von 94 Prozent.

Von einer „jetzt erst recht“-Mentalität als Reaktion auf die Unruhe um Modeste mochte Ljubicic allerdings nichts wissen. „Wir wollten auch vorher mit Tony gewinnen. Die ersten 15 Minuten war Schalke sehr gut drin. Dann haben wir es aber immer besser gemacht.“

Uth droht auszufallen

Auch am Mittwoch fehlte Mark Uth im Training. Der Chef der Kölner Offensive leidet nach wie vor unter Adduktorenproblemen aus dem Spiel in Regensburg, als er sich 120 Minuten lang mit allem, was er hatte, gegen das Aus stemmte. Offenbar gab er sogar ein wenig mehr, und das hat ihm die Muskulatur noch immer nicht verziehen. Möglich also, dass Steffen Baumgart auch am Samstag (15.30 Uhr/Sky) bei RB Leipzig auf den dynamischen Ljubicic im Zentrum setzt.

Ljubicic würde den Job übernehmen, obwohl er betont, dass er Uth auf der Position grundsätzlich sehr gut aufgehoben sieht. „Mark hat dort in der vergangenen Saison super gespielt“, sagt er, und leise lächelnd: „Ich fühle mich auch auf der rechten Seite sehr wohl.“

Der Gegner hat nach David Raum nun auch noch Timo Werner verpflichtet und damit endgültig einen Kader mit Titelambitionen beisammen. „Vergangene Saison haben wir auch gleich im zweiten Spiel bei den Bayern super gespielt. Wir werden die Leipziger genau analysieren. Sie haben einen besonderen Stürmer bekommen. Aber uns ist das egal. Wir werden Vollgas geben.“

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