Mutiges Ziel vor FC-StartSteffen Baumgart will unter die ersten Zwölf

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FC-Trainer Steffen Baumgart

Köln – Steffen Baumgart hatte sich auf die Pressekonferenz vor seinem ersten Bundesliga-Heimspiel als Trainer des 1. FC Köln gut vorbereitet. Der neue Cheftrainer hatte sich  auf Zetteln diverse Notizen gemacht. Da standen neben dem  obligatorischen Update zum Personal (um dies kurz zu beantworten: Nur Linksverteidiger Jannes Horn fällt aus) offenbar auch ein paar andere Anmerkungen.

So  machte es den Anschein, als ob Baumgart auf einige Fragen von den anwesenden Reportern am Geißbockheim fast nur gewartet hatte. So etwa die Frage nach dem Saisonziel. Als er diese gestellt bekam, entgegnete Baumgart  ohne Umschweife und ziemlich mutig:  „Ich möchte schon in erster Linie zu den besten zwölf Mannschaften gehören. Wir wollen tabellenmäßig nach oben rücken. Ich höre immer, wir wollen mit dem Abstieg nichts zu tun haben. Ob Platz zwölf dafür reicht, weiß ich nicht", sagte Baumgart vor dem Bundesliga-Auftakt der Kölner am Sonntag (17.30 Uhr) gegen Hertha BSC.

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In der vergangenen Spielzeit hatte der Bundesligist um den Klassenerhalt wieder einmal zittern müssen und diesen erst  in der Relegation gegen Kiel erreicht. Jetzt soll alles besser werden. An eine ruhige Saison  glaubt indes auch Baumgart nicht: „Die gibt es in Köln ohnehin nicht“, sagte der Coach erst mit einem Schmunzeln und fügte an: „Ein großes Ziel wäre für mich, dass der FC in der Gesamtheit als Einheit auftritt. Nicht nur die Mannschaft, sondern auch alles drumherum. Wir wollen einen Weg gehen, und der soll Erfolg bedeuten, die Menschen stolz machen. Dafür müssen aber alle an einem Strang ziehen“, forderte Baumgart und hofft auf Rückendeckung und Zusammenhaltung im Klub.

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Erstmals seit 533 Tagen wieder vor Tausenden Zuschauern

Gegen die „Alte Dame“ spielt der FC erstmals seit 533 Tagen wieder vor einer relevanten Anzahl von Heimfans. Letztmals war das Rhein-Energie-Stadion am 29. Februar 2020 gut besucht. Sogar richtig gut besucht, denn es war beim 3:0-Sieg über Schalke 04 mit 50.000 Zuschauern ausverkauft. Davon ist man in Zeiten der Pandemie noch weit entfernt, doch im ersten Heimspiel der Saison darf der FC immerhin 16.500 Fans begrüßen, von denen 15.500 geimpft oder genesen und die restlichen 1000 getestet sind. Auch Baumgart genießt die Rückkehr der Zuschauer. „Wer sich nicht darauf freut, dass wir hier wieder Fans begrüßen können, der ist fehl am Platz“, sagte der gebürtige Rostocker vor seinem Bundesliga-Debüt als FC-Trainer.

Gegen die Berliner kündigte  Baumgart – ganz so, wie es seine Art ist – eine forsche Spielweise seiner Mannschaft an.  Vor diesen Fans gehe es „nicht nur darum, dass sie uns mitnehmen, sondern auch, dass wir sie mitnehmen. Wir wollen die Leute mitreißen. Deshalb ist der Weg ganz klar vorgegeben: Nach vorne.“ Im Erstrunden-Pokalspiel beim Viertligisten  Jena, in dem der FC erst im Elfmeterschießen weiterkam, hatten die Kölner zwar nicht den Rückwärtsgang eingelegt, aber dennoch über weite Strecken ideenlos und träge gespielt. Baumgart monierte zwar das fehlende Tempo, beurteilte die Gesamtleistung aber weniger schlecht als Außenstehende. Sein Team hätte viel von dem umgesetzt, was das Trainerteam sehen wolle.

Gegen die mit Spielern wie Stevan Jovetic, Kevin-Prince Boateng, Suat Serdar oder Marco Richter verstärkten Berliner wird die Leistung von Jena sicher nicht reichen. „Wenn sie ins Rollen kommen, kann das eine sehr gute Saison für sie werden“, warnte der FC-Coach,  fügte aber auch an: „Wir haben ein Heimspiel, und das wollen wir gewinnen.“

Auch Hertha hat neues Selbstvertrauen

Doch auch beim Gegner ist das Selbstvertrauen merklich gestiegen. Hertha hat so gut wie keine Verletzten und vor allem wieder eine Mannschaft, die den Namen verdient. Auch der neue „Macher“ Fredi Bobic, seit Juni Geschäftsführer Sport, sieht alles bereitet für eine Saison ohne die großen Sorgen der jüngeren Vergangenheit. „Es ist eine Mannschaft, die will, die hungrig ist.“ Früher habe jeder nur an sich selbst gedacht, nun sei Hertha „als Truppe zusammengekommen“. Die sei insbesondere das Verdienst von Trainer-Rückkehrer Pal Dardai. Am Freitag kam dann  noch die Nachricht, dass Geldgeber Lars Windhorst die letzte Rate von rund 30 Millionen Euro überwiesen hat, 375 Millionen Euro Investoren-Geld somit innerhalb von zwei Jahren komplett sind.

Der 1. FC Köln kann von solch einem Geldregen nur träumen, will es aber trotz der Pandemie weiter ohne Investor schaffen. Und auf dem Platz am Sonntag  zählt dies ohnehin alles nicht. „Es ist auch nicht normal, wenn alles so gut läuft. Ich warte, wann kommt der Blitz“, sagte Herthas Dardai. Ihn beschlich so eine Vorahnung angesichts der fast optimalen Vorbereitung und der  Geldspritze. Der FC hätte aber sicherlich nichts dagegen, wenn Dardai nach der Partie zu einem verbalen Donnerwetter in der Hertha-Kabine ansetzen würde.

1. FC Köln: T. Horn - Schmitz, Hübers, Czichos, Hector - Skhiri - Duda, Kainz - Uth - Thielmann, Modeste.– Hertha BSC: Schwolow - Pekarik, Stark, Marton Dardai, Plattenhardt - Ascacibar - Boateng, Serdar - Lukebakio, Jovetic - Selke.

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