Sieg gegen Union alternativlosDer 1. FC Köln zeigt Zuversicht vor der letzten Chance

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Trainer Timo Schultz und Lizenzspielerleiter Thomas Kessler präsentieren das Sondertrikot der „Aktion Mensch", mit dem der 1. FC Köln auflaufen wird.

Trainer Timo Schultz und Lizenzspielerleiter Thomas Kessler mit dem Sondertrikot der „Aktion Mensch", mit dem der FC gegen Union auflaufen wird.

Der 1. FC Köln muss am Samstag Konkurrent Union Berlin bezwingen und ist zudem auf Schützenhilfe angewiesen.

In einer Welt, in der alles immer komplizierter zu werden scheint, ist aus Sicht des 1.FC Köln und seiner vielen Anhänger am Samstagnachmittag alles ziemlich einfach. Da eben alles überschaubar ist. Wie oft gab es das in der Vergangenheit, als man am vorletzten Spieltag, dessen Partien über viele Jahre zeitgleich ausgetragen wurden, stets im Bilde sein sollte oder musste, wie es denn auf den anderen Plätzen so steht. Die FC-Fans, die noch leibhaftig das letzte Double des Vereins vor 46 Jahren miterlebten, können vielleicht noch was mit dem Begriff des Transistorradios anfangen, der darüber Aufschluss gab. Seit einigen Jahren würde auch ein unspektakulärer Blick auf das Smartphone reichen. Oder natürlich eine Durchsage des langjährigen Stadionsprechers Michael Trippel, der sich aus eigener Erfahrung noch an große Zeiten des 1. FC Köln erinnern kann. Und vielleicht auch an Transistorradios.

Aktuell sind die FC-Zeiten nicht gut. Schon mal gar nicht in dieser Saison, denn der Traditionsklub will es noch irgendwie schaffen, sich zu retten und den Klassenerhalt in der Bundesliga zu sichern. Doch am Samstagnachmittag (15.30 Uhr/Sky) muss Trippel nichts durchsagen, und keiner muss nervös auf das Handy schauen. Die Lage ist so einfach wie schwer: Will der 1. FC Köln (24 Punkte) noch auf den Klassenerhalt hoffen, muss er im Duell des Tabellenvorletzten gegen den 15. den 1. FC Union Berlin (30 Zähler) bezwingen. Punkt. Aus. Und dies ist erst einmal unabhängig davon, wie der Drittletzte Mainz (29) erst am Samstagabend (18.30 Uhr) gegen Borussia Dortmund spielt. Alle anderen Paarungen sind aus Kölner Sicht ohnehin uninteressant.

1. FC Köln: Schultz-Team will weiteres Endspiel in Heidenheim erzwingen

Eine Alternative zum Sieg gibt es für den FC nicht. Es sei denn, man betrachtet den dann besiegelten Abstieg als eine Art Neuanfang. Da es allerdings bereits der siebte in den vergangenen 26 Jahren wäre und der FC nur selten daraus seine Lehren ziehen und konstant wieder erfolgreich werden konnte, ist das mit dieser Art Neufang auch so eine Sache. Zumal dem FC im Unterhaus tatsächlich glatt über 40 Millionen Euro an Einnahmen wegbrechen und „dank“ Ausstiegsklauseln ein paar wichtige Spieler weggehen würden, die man aufgrund der gegen den Klub verhängten Transfersperre auch nicht mal eben ersetzen könnte. Klingt jetzt perspektivisch alles irgendwie nur so semi-gut.

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Aber noch ist es nicht so weit. Und der FC will gegen Union zumindest alles in seiner Macht stehende tun, damit er am letzten und 34. Spieltag weiterhin eine Chance auf die Rettung hat. Der Begriff „Alles-oder-nichts-Spiel“ trifft es am Samstag allerdings nur unzureichend. „Nichts“ gäbe es für die Kölner bei einem Remis oder einer Niederlage, aber nicht „alles“ bei einem Sieg. Denn dann muss das Team von Trainer Timo Schultz beim so wackeren Aufsteiger Heidenheim antreten, ebenfalls gewinnen und hoffen, dass Union nicht parallel gegen Freiburg und Mainz nicht in Wolfsburg punktet – sofern der FSV dies nicht schon gegen Dortmund getan hat. Man ist also auf Schützenhilfe angewiesen.

Doch da der Abstiegskampf auch ein brutales Nervenspiel ist, scheint nichts unmöglich. Wer weiß, was bei den Unionern, die in dieser Saison am brutalsten von allen Klubs abgestürzt sind (von der Champions League in die Abstiegsnot) und Anfang der Woche noch panisch den Trainer wechselten (Marco Grote für Nenad Bjelica), dann am letzten Spieltag los wäre. Psychisch befände man sich dann an der Alten Försterei in einer absoluten Ausnahmesituation. Kölns Trainer-Legende Christoph Daum bezeichnete einst nicht ohne Grund den Kopf als „drittes Bein“.

Aus dem Kölner Lager war am Freitag das zu vernehmen, was man in solch einer Situation wohl sagen muss. „Jetzt ist es wirklich ein Endspiel, um uns ein weiteres zu holen. Dementsprechend werden wir nach vorne spielen. Wir wollen mutig bleiben und das Spiel gewinnen. Zuletzt haben wir das nicht geschafft, da reden wir nicht drumherum. Wir wissen, dass wir die drei Punkte hierbehalten müssen und werden offensiv zu Werke gehen“, kündigte Schultz an.

Und in Tagen der verunglückten Wortspiele rund ums Geißbockheim hatte Thomas Kessler noch ein halbwegs verständliches in petto: „Ich bin so lange im Geschäft, da weiß ich, dass es Phasen gibt, wo der Ball einfach nicht ins Tor will. Und dann kann es wie bei einer Ketchup-Flasche sein, wo man ganz lange draufhaut und irgendwann kommt eine ganze Menge raus. Wir wollen am Samstag das Tor treffen und gewinnen!“, sagte der Kölner Lizenzspielerleiter. Einmal das Tor zu treffen, das könnte indes etwas zu wenig sein, ein Sieg mit mindestens zwei Treffern Unterschied wäre in Anbetracht des schlechteren Torverhältnisses wünschenswert.

Die Kölner Fans, so viel ist sicher, werden ihre Mannschaft im Rhein-Energie-Stadion nach vorne peitschen. Und wollen dann am Samstag darauf eine Völkerwanderung zur Schwäbischen Alb unternehmen. Doch ohne einen Sieg gegen Union wäre diese eher eine traurige Touri-Tour. Doch da wir ja bekanntlich in der Woche der Wortspiele sind, könnte ein ursprünglich aus dem Englischen stammendes gut passen, das aktuell gerade bei vielen FC-Fans ein Comeback erlebt : „It ain't over till the fat lady sings“. Ergo: Es ist nicht vorbei, bis die dicke Dame singt. Oder: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Mögliche Aufstellungen:

1. FC Köln: Schwäbe – Schmitz, Hübers, Chabot, Finkgräfe – Martel, Huseinbasic – Thielmann, Waldschmidt, Kainz – Alidou. Union Berlin: Rönnow - Doekhi, Vogt, Leite - Trimmel, Tousart, Khedira, Gosens - Volland - Vertessen, Hollerbach.

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