Abwehrchef des 1. FC KölnTimo Hübers managt sich selbst – und bleibt dem FC vorerst treu

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Timo Hübers am Aschermittwoch auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln, der Abwehrspieler trägt ein signalgelbes Trainingsleibchen zur roten Trainingsjacke.

Timo Hübers am Aschermittwoch auf dem Trainingsplatz des 1. FC Köln

Kölns Abwehrchef Timo Hübers managt sich selbst – und wird dem 1. FC Köln wohl vorerst erhalten bleiben.

Am Aschermittwoch hatte Timo Hübers zwar schon die zweite Trainingseinheit seit Rosenmontag in den Beinen. Doch spürte der Abwehrchef des 1. FC Köln vor allem seinen Wurfarm. „Da waren ein paar erste Etagen, in die Kamelle geworfen werden mussten“, erklärte der 26-Jährige, der auf dem Wagen des FC im Zoch mitgefahren war. „Es hat großen Spaß gemacht. Wie frenetisch wir empfangen wurden – man konnte den Eindruck haben, die Leute in Köln seien momentan stolz auf ihren FC.“

Das trübe 0:3 am Karnevalssamstag in Stuttgart hatte Hübers verpasst, beim 3:0 über Eintracht Frankfurt am Sonntag zuvor hatte er sich die fünfte Gelbe Karte eingehandelt. Einen Trend wollte er aus der Niederlage in Stuttgart nicht ableiten. „Man sieht, wie nah Gut und Schlecht bei uns zusammenliegen. In der Vorwoche hatten wir einen Champions-League-Achtelfinalisten noch mit dem gleichen Ergebnis besiegt. Wir wissen, dass wir gegen jeden Gegner gewinnen können. Aber auch, dass wir jederzeit auch gegen Mannschaften verlieren können, die hinter uns stehen.“

Ungewöhnlich schwaches Kölner Spiel beim VfB Stuttgart

Die Partie in Schwaben war aus Sicht der Kölner eine ungewöhnliche. Die Mannschaft von Trainer Steffen Baumgart kam ständig zu spät – und wenn Köln einmal den Ball gewann, funktionierte das Umschalten nicht. Weil wenig zusammenlief, brauchte Baumgart sein Wechselkontingent früh auf. Als sich dann Jan Thielmann verletzte, musste Köln in Unterzahl zu Ende spielen und kassierte noch das 0:3.

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Ein drastisches Ergebnis, in den fünf Spielen seit der Winterpause hatte der FC nur insgesamt zwei Treffer kassiert. Hübers fand den Ausgang etwas zu hoch. „Es war ja nicht so, dass Stuttgart uns in Gleichzahl an die Wand gespielt hat. Wir hatten gute Balleroberungen, haben dann aber nicht den Weg in die Tiefe gefunden, den Stuttgart gefühlt das ganze Spiel über gefunden hat. Wir haben am Mittwoch im Training schon daran angesetzt und versucht, besser hinter die Abwehrkette des Gegners zu kommen, um aus unseren Ballgewinnen mehr Kapital zu schlagen“, beschrieb der Verteidiger. Am Samstag (15.30 Uhr) empfangen die Kölner den Tabellen-Siebten VfL Wolfsburg; vier Punkte liegen sie derzeit hinter den Niedersachsen.

Ich weiß gar nicht genau, wie viele Punkte es nach unten und wie viele es nach oben es sind
Timo Hübers

In der vergangenen Saison genügte dem FC Rang sieben für die Qualifikation zur Conference League. Beim 3:0 im Rückspiel in Fehervar war es Timo Hübers, der mit seinem Treffer zum 1:0 das Tor zur Gruppenphase aufstieß. Zwar kam der FC später nicht über die Gruppenphase hinaus. Doch Europa war gut für den Verein. Allerdings offenbar nicht so wichtig, dass die Spieler vor dem 22. Bundesliga-Spieltag kein anderes Thema mehr haben. Hübers jedenfalls hat die Partie gegen Wolfsburg noch nicht als Sechs-Punkte-Spiel um den Angriff auf Europa wahrgenommen. „Ich weiß gar nicht genau, wie viele Punkte es nach unten und wie viele es nach oben es sind. Die letzten Spiele haben es gezeigt: Wir spielen relativ unabhängig vom Gegner oder davon, ob wir nun unbedingt gewinnen müssen. Wir versuchen immer, was rauszuhauen“, sagt er.

Die Tabelle kennt er auch auf Nachfrage nicht auswendig, und das ist keine Pose: Für das Leistungsniveau der Mannschaft spielt der genaue Stand offenbar eine untergeordnete Rolle. „Ich weiß, dass wir nicht nur einen Punkt vor dem Relegationsplatz stehen. Und ich weiß auch, dass wir nicht einen Punkt hinter Platz sechs stehen“, sagt er. Als Hübers dann erfährt, dass Köln mit 26 Punkten derzeit vier Zähler Rückstand auf Wolfsburg hat, lächelt er: „Dann ist das Spiel also nicht ganz unwichtig, wenn wir uns dort oben noch einmal festsetzen wollen.“

Abgeschlossenes Studium an der Universität Hannover

Der Bundesligaprofi Timo Hübers kommt mit offensiv vorgetragener Unwissenheit weniger leicht davon als die meisten seiner Kollegen. Vor knapp einem Jahr schloss der gebürtige Hildesheimer an der Universität Hannover seinen Masterstudiengang der Wirtschaftswissenschaften ab. Da wird vieles vorausgesetzt. Neuerdings ist er auch Spielerberater, sein bisher einziger Klient: er selbst. „Ich habe da jetzt kein großes Business aufgemacht“, sagt Hübers. Viel weiter auf seine Entscheidung eingehen möchte er nicht. „Ich ticke grundsätzlich so, dass ich Sachen, die mich betreffen, gerne auch selbst in der Hand habe“, sagte er unlängst in einem Interview. Er sehe sich „in einer Position, für meine Interessen selbst eintreten zu können“.

Im Sommer 2021 kam Hübers von Hannover 96 nach Köln, wo er bereits in der Saison 2015/16 in der Regionalliga-Mannschaft gespielt hatte. Der Zweijahresvertrag, den er damals noch unter der Anleitung seines Managements schloss, läuft in diesem Sommer aus. Doch der Berater Hübers muss dem Fußballer Hübers offenbar vorerst keinen neuen Kontrakt aushandeln oder gar einen neuen Arbeitgeber suchen. Denn offenbar hat Hübers mittlerweile eine Zahl an Pflichtspiel-Einsätzen erreicht, mit der sich sein Kontrakt um ein weiteres Jahr verlängert. Es gibt also keinen Anlass für die Kölner, sich mit Hübers und seinem Berater zu Gesprächen zu verabreden.

Allerdings ist im Sommer dennoch nicht ausgeschlossen, dass der Berater Timo Hübers noch etwas zu tun bekommt. Denn durch die Vertragsverlängerung, so berichtete zuletzt der „kicker“, werde eine Ausstiegsklausel aktiviert, die es Hübers erlaubte, für eine mittlere siebenstellige Summe zu wechseln. Wenig Geld für einen Innenverteidiger, der in dieser Saison seinen 50. Erstligaeinsatz haben wird.

Offiziell bestätigen mag Hübers das alles nicht. Der Berater Hübers hat einfach nicht die Zeit, sich mit dem Spieler Hübers kurzzuschließen. „Der muss immer nur trainieren.“

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