Bundesliga stellt Betrieb ein1. FC Köln überlegt, Spieler in den Urlaub zu schicken

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Geschäftsführer Alexander Wehrle begleitet die Mannschaft zum Training, um die FC-Profis über die Absage zu informieren.

  • Wegen der wachsenden Zahl von Verdachtsfällen im Umfeld der Mannschaften sah sich die DFL gezwungen, den Spielbetrieb auszusetzen.
  • Sollte sich die Dynamik der Infektionen ändern, wird die Liga den Betrieb Anfang April wieder aufnehmen, dann allerdings wahrscheinlich wieder ohne Publikum.
  • Manchem Verein droht nun eine finanzielle Schieflage, da Einnahmen aus dem Spielbetrieb ausbleiben.

Köln – Der Tag war rasch zusammengefasst. „Am Morgen haben wir gesagt, dass wir weiterspielen. Am Nachmittag haben wir dann abgesagt“, sagte Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln und Mitglied des Präsidiums der Deutschen Fußball Liga (DFL), am Freitagnachmittag. Zwischen den Entscheidungen hatte die „Dynamik des heutigen Tages“ gelegen, wie die DFL in ihrer Mitteilung am Freitag beschrieb, in der sie erklärte, dass der Spielbetrieb beider Profiligen bis zum 2. April ausgesetzt wird.

Immer mehr Verdachtsfälle

Anlass waren die sich mehrenden Verdachtsfälle im Umfeld der Mannschaften. In der Zweiten Liga waren nach positiven Tests bereits die Profimannschaften des 1. FC Nürnberg und von Hannover 96 durch die örtlichen Behörden in häusliche Quarantäne geschickt worden.

In der Ersten Liga hatte es zunächst weitergehen sollen. Die Mannschaft des 1. FC Köln hätte am Samstagnachmittag um 15.30 Uhr im Rhein-Energie-Stadion ohne Publikum gegen Mainz 05 gespielt. Die Kölner gingen am Nachmittag zwar auf den Trainingsplatz, doch  dort erfuhren sie durch Wehrle von der Absage. 

Alles zum Thema Steffen Baumgart

Spieler trainieren am Dienstag

Wie es für die Profis weitergehen soll, will der Verein in den kommenden Tagen entscheiden. Denkbar ist, den Spielern ein paar freie Tage zu geben, um zu ihren Familien fahren zu können. Aufwendige Reisen sind jedoch derzeit problematisch, was sich verschärfen dürfte, sollten weitere Länder ihre Grenzen schließen. Eine Mannschaft nun allerdings wochenlang ohne Wettbewerbsspiele auf körperlich höchstem Niveau zu halten, gilt als schwierig.

Am Mittag hatte der Bremer Innensenator Ulrich Mäurer die Partie des SV Werder Bremen gegen Bayer 04 Leverkusen abgesagt. Mäurer hatte befürchtet, dass zu viele Menschen die Nähe des Stadions suchen könnten, in dem ihre Mannschaft  um den Verbleib in der Liga kämpft. Überhaupt war das nach dem Beschluss am Vormittag der überwiegende Vorwurf an den Profifußball: Indem der Spieltag durchgeführt werde, ermuntere man Fußballfans dazu, sich in Gesellschaft zu begeben, um die Spiele zu schauen oder gar im Umfeld der Stadien zu großen Gruppen zusammenzufinden und so die Empfehlung zu missachten, soziale Kontakte auf ein Minimum zu beschränken.

Appell der Liga genügt nicht

Die Liga hatte zwar an die Fans appelliert, vernünftig  zu sein und daheim zu bleiben, statt dem Vorbild der Mönchengladbacher zu folgen, die am Mittwoch nach dem 2:1-Sieg im rheinischen Derby über den 1. FC Köln doch noch ihre Mannschaft gefeiert hatten. Darüber  hinaus hatte der Bezahlsender Sky angekündigt, die Partien des 26. Spieltags frei empfangbar zu übertragen, um die Menschen zu bewegen, den Nachmittag auf der Couch zu verbringen. Doch angesichts der steigenden Fallzahlen war es nur noch eine Frage der Zeit, wann erste Infektionen auch aus den Bundesligavereinen bekannt würden. Der Paderborner Trainer Steffen Baumgart, der den Freitag krank in seinem Hotelbett verbrachte, stand etwa unter dringendem Verdacht, an Covid-19 erkrankt zu sein. Damit wäre er eine Kontaktperson vieler Fußballer gewesen – nicht zuletzt der Spieler  des 1. FC Köln, die am vergangenen Freitag in Paderborn gespielt hatten. Doch Baumgart wurde negativ getestet. Dennoch entschied sich die Liga angesichts der wachsenden Unsicherheit, den Spielbetrieb auszusetzen.

Am Dienstag wird sich die Spitze der Europäischen Fußball-Union treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Die Abstellungsphasen für die anstehendenden Länderspiele werden dann ebenso Thema sein wie eine Verlegung der Europameisterschaft, die in drei Monaten beginnen soll und  verschoben werden könnte, um  den Spielbetrieb der Profiligen abschließen zu können.

Der Fußball hofft, dass sich die Dynamik der Infektionen bis Anfang April so entwickelt, dass der Spielbetrieb wieder aufgenommen werden kann – wenn auch weiterhin ohne Zuschauer. Denn aus Sicht der DFL ist die „Integrität des Wettbewerbs“ nach wie ein wichtiges Gut, wie Alexander Wehrle sagt. Trotz aller Show steht der Profifußball auf einer sportlichen Basis, die sich nicht nur damit befasst, wer Deutscher Meister wird. Vor allem geht es um Auf- und Abstieg sowie die Qualifikation für die internationalen Wettbewerbe. Da davon auszugehen ist, dass es auch nach der Covid-19-Pandemie Fußballfans geben wird, die die Champions League sehen wollen, kämpft der Profifußball darum, die Saison zu einem sportlichen Ergebnis zu führen. Daher galt jedes Spiel, das absolviert wird, als eines, das man nicht im Sommer nachholen muss.

Weitere Geisterspiele drohen

Dass in dieser Saison überhaupt noch vor Publikum gespielt wird, damit rechnet derzeit kaum jemand. Die wirtschaftlichen Folgen sind derzeit kaum absehbar. Mit einem Aufkommen von 1,4 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben und mehr als 50 000 direkt oder indirekt beschäftigten Arbeitnehmern ist der deutsche  Profifußball ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor – und damit mehr als nur  ein Spiel, auf das man leicht verzichten kann.

Es geht um viel Geld – etwa aus den Fernsehübertragungen, die nun ausfallen. Die Tranchen werden quartalsweise ausbezahlt und könnten den Vereinen nun fehlen, wie eben auch die Einnahmen aus dem Spielbetrieb nun wegbrechen, was manche Vereine in Schwierigkeiten stürzen wird.

Keine Sorgen beim FC

Nicht allerdings den 1. FC Köln, der trotz der Investitionen dieser Saison noch über ordentliches Eigenkapital-Polster verfügt. Dennoch denkt man am Geißbockheim darüber nach, ob Mitarbeiter womöglich Urlaub nehmen können,  wenn wegen der Spielpause zunächst keine Arbeit für sie da ist.

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