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1. FC Köln sucht neuen Käpt'nFunkel geht von Bord – Neuer Trainer-Name im Gespräch

Lesezeit 5 Minuten
1. FC Köln, Vorstellung von Friedhelm Funkel als neuer Cheftrainer, 05.05.2025,  von links: Werner Wolf, Thomas Kessler, Friedhelm Funkel (1. FC Köln), Bild: Herbert Bucco

Zusammenarbeit beendet: Friedhelm Funkel (r.) bleibt nicht FC-Trainer. Sportdirektor Thomas Kessler (M., daneben Präsident Werner Wolf) sucht jetzt einen neuen Coach.

Nach der Absage von Friedhelm Funkel sucht der 1. FC Köln jetzt einen anderen Trainer. Diese Namen werden am Geißbockheim gehandelt.

Am Samstag ist Friedhelm Funkel zum Tennisspielen verabredet, der Fußballtrainer fühlt sich bekanntlich auch mit 71 Jahren sehr fit, selbst aktiv Sport zu treiben gehört für ihn einfach noch immer dazu. Anfang Juni macht die Bundesliga-Legende dann etwas, das auch für sie tatsächlich Neuland ist: Eigentlich ist es auch kein Land, sondern das Meer. Zusammen mit seiner Frau Anja geht es für Funkel erstmals auf Kreuzfahrt.

Eine Seereise hatte der Coach bisher vermieden, der Respekt vor unruhigem Gewässer war recht groß. Da Funkel allerdings als Fahrtgebiet das Mittelmeer ausgesucht hat, dürfte sich ein allzu hoher Wellengang in Grenzen halten. Das Mittelmeer präsentiert sich im Sommer für gewöhnlich eher als Badewanne.

Der 1. FC Köln, den Funkel am vergangenen Sonntag zum Bundesliga-Aufstieg geführt hatte, muss – um im Bild zu bleiben – in der kommenden Saison mit rauer See rechnen. Die Spielzeit im Oberhaus dürfte keine leichte werden, der Ausgang ist ungewiss. Aber wie heißt es doch: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand.

Auf Fahrensmann Funkel wird der FC dann allerdings verzichten müssen, denn der Coach geht beim Aufsteiger von Bord. Und das ist auch der Grund, warum der Trainer wieder Zeit für Müßiggang hat. Denn Funkel wird nicht Kölner Trainer bleiben. Dies gab der Coach am Freitag im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bekannt.

Als Grund nennt Funkel, dass er „nicht die 100-prozentige Zustimmung in den Gremien gespürt“ habe. Der Trainer weiter: „Ich habe mir die Entscheidung wahrlich nicht leicht gemacht. Ich wäre sehr gerne FC-Trainer geblieben. Aber so macht es leider keinen Sinn.“ Funkel erklärte, dass seine Entscheidung „unumstößlich“ sei. „Ich werde nicht noch einmal sieben bis neun Tage warten, ehe sich eine Mehrheit für mich oder einen anderen Trainer ergibt. Die Verantwortlichen sollten mich eigentlich gut genug kennen. Wenn du in eine neue Saison gehst, musst du das größtmögliche Vertrauen spüren. Das habe ich leider nicht in dem Ausmaß gespürt, wie es notwendig ist.“

Allerdings heiße das nicht, dass Funkel dem FC in Zukunft nicht für eine andere Aufgabe zur Verfügung stehe: „Doch darüber haben wir noch nicht gesprochen“, so Funkel, der nicht nur die Unterstützung vieler Fans, sondern auch weite Teile der Mannschaft gehabt hätte. So sagte etwa Abwehrspieler Dominique Heintz: „Ich hätte nichts dagegen, wenn er nochmal ein Jahr bleibt.“

1. FC Köln: Funkel war Wunschlösung des neuen Sportdirektors Kessler

Doch nun bekommt der neue FC-Sportdirektor Thomas Kessler, der mit Geschäftsführer Philipp Türoff am Freitag gegen 12 Uhr mit Funkel gesprochen hatte, nicht seinen Top-Kandidaten für den Trainerposten. Funkel dazu: „Thomas Kessler hätte das sicher gerne mit mir gemacht, aber er ist erst seit Donnerstag offiziell Sportdirektor und kann das natürlich nicht alleine entscheiden. Ich hätte die Aufgabe sehr gerne gemacht und habe auch sehr viel Rückhalt bei der Mannschaft und bei den tollen Fans gespürt, in den Gremien und beim Präsidenten sieht es aber offenbar etwas anders aus. Das ist schade, aber leider ist es nun einmal so.“ Im siebenköpfigen Gemeinsamen Ausschuss, der darüber zu entscheiden hat, gab es keine Mehrheit für Funkel.

Friedhelm Funkel hat für sich entschieden, nicht am Auswahlprozess teilzunehmen
FC-Sportdirektor Thomas Kessler

Sportdirektor Kessler sprach von einem „sehr offenen und respektvolle Gespräch“ mit Funkel, das von Beginn an von „großer Wertschätzung und Augenhöhe“ geprägt worden sei. „Wir haben dabei transparent dargelegt, dass wir im Rahmen eines verantwortungsvollen Auswahlprozesses verschiedene Gespräche mit potenziellen Kandidaten führen. Friedhelm hat uns daraufhin mitgeteilt, dass er die Notwendigkeit eines solchen Prozesses für eine so wichtige Position absolut nachvollziehen kann, für sich jedoch entschieden hat, daran nicht teilzunehmen“, teilte Kessler mit.

Man sei Funkel für seine klare Haltung und seine Verdienste um den FC sehr dankbar. „Wir haben vereinbart, im engen Austausch zu bleiben, um gemeinsam zu überlegen, in welcher Form Friedhelm seine Expertise auch künftig beim FC einbringen kann“, erklärte der 39-Jährige, der nun einen anderen Trainer finden und verpflichten muss. Es ist seine dringlichste Aufgabe, der Faktor Zeit spielt eine Rolle. Denn Anfang Juli nimmt der FC die Saisonvorbereitung wieder auf. Zudem muss der nach der Demission von Sport-Geschäftsführer Christian Keller gerade erst beförderte Kessler die Kaderplanung vorantreiben.

Wer folgt auf Funkel? Diese Trainer werden am Geißbockheim gehandelt

Doch wer könnte den FC nun als Trainer übernehmen? Gehandelt wurden in den vergangenen Tagen viele. Christian Titz (54, bis Saisonende Magdeburg), Urs Fischer (59, bis November 2023 Union Berlin), Bo Svensson (45, bis Dezember Union, zuvor Mainz 05), Horst Steffen (56, kämpft gerade mit Elversberg um den Bundesliga-Aufstieg), Lukas Kwasniok (43, bis Saisonende Paderborn). Und sogar der frühere FC-Profi Christian Eichner, der bereits im vergangenen Sommer vor der Amtsübernahme von Gerhard Struber als neuer Kölner Trainer gehandelt worden war, scheint in der Verlosung zu sein. Und dies, obwohl der frühere Teamkollege von Kessler erst im November 2024 seinen Vertrag beim Karlsruher SC bis 2027 verlängert hatte.

Einige Kölner Gremienvertreter sollen sich auch sehr gut Sandro Wagner als kommenden FC-Trainer vorstellen können. Beziehungsweise konnten, denn der 37-Jährige dürfte schnell vom Markt sein. Am scheidenden Assistenten von Bundestrainer Julian Nagelsmann soll auch der FC Augsburg stark interessiert sein, der sich am Freitag vom bisherigen Coach Jess Thorup getrennt hat.

Pellegrino Matarazzo ein Thema beim FC? Funkel geht nicht in Trainer-Rente

Und wie diese Zeitung erfuhr, wird auch ein neuer Name beim FC gehandelt: Pellegrino Matarazzo. Der war bis Ende 2024 bei der TSG Hoffenheim tätig. Bis zum 11.11. – in Köln kann man mit diesem Datum bekanntlich sehr viel anfangen. Der 47-Jährige, in den USA geborene Trainer verfügt mit 136 Spielen immerhin über einige Bundesliga-Erfahrung.

Mit Funkel kann Matarazzo da freilich nicht mithalten, muss er aber auch nicht. Funkel wiederum wird noch nicht in Rente gehen. „Meine Trainerkarriere ist damit nicht beendet. Ich fühle mich dazu einfach zu fit.“ Und wer weiß: Vielleicht muss Funkel am Ende schwer in Seenot geratene Kölner noch einmal retten. Beim FC hoffen sie nur, dass der Kapitän nicht als Letzter von Bord geht, einen Untergang will man partout vermeiden. Wer immer dieser Kapitän auch sein mag.