Der Aufstiegstrainer wurde hingehalten und spürte die Ablehnung in den Gremien. Thomas Kessler erlebt keinen leichten Start ins neue Amt.
FC-AbsageFriedhelm Funkel handelt konsequent und folgerichtig


Abschied: Friedhelm Funkel wird sein Traineramt beim 1. FC Köln nicht weiterführen.
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Soeben im Amt, kann einem Thomas Kessler bereits ein wenig leidtun. Der langjährige Torhüter und bisherige Lizenzspielleiter des 1. FC Köln, der erst am Donnerstag zum Sportdirektor befördert worden war, hätte gern mit Friedhelm Funkel als Trainer weitergemacht. Beide kennen und schätzen einander seit Ewigkeiten, das Vertrauen ist also da.
Es war Kessler, der Funkel für die Rettungsmission Aufstieg gewann, die der Trainer dann so erfolgreich abschloss. Kessler weiß im Verein wohl am besten, wofür der 71-jährige Coach steht – und wofür nicht. Und er war davon überzeugt, dass Funkel mindestens für den Übergang der richtige Mann sein könnte, der mit Erfahrung, Ruhe und Empathie den Verein auch in der Bundesliga in ruhigem Fahrwasser hätte halten können. Das Risiko hätte sich in Grenzen gehalten. Großteile der Mannschaft und der Fans hätte Kessler auf seiner Seite gewusst.
Funkel spürte die Ablehnung bei der Vereinsführung
Doch in den Gremien des Klubs, das bemerkte auch Kessler schnell, gab es die Zustimmung pro Funkel und das Vertrauen nicht. Insbesondere nicht von Präsident Werner Wolf, der mit seinen Vorstandsmitgliedern nur noch bis Ende September im Amt ist. Kessler hatte trotz erfolgter Beförderung also kein stabiles Mandat, um Funkel durchzudrücken. Rückenwind zu Beginn einer Amtszeit sieht anders aus. Nach dem Desaster mit Alleinherrscher Christian Keller steht dem Vorstand der Sinn offenbar vorerst nach einem Sportchef, der im Team entscheidet.
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Der FC teilte mit, dass er in einem „verantwortungsvollen Auswahlprozess“ auch mit anderen Trainern rede. Ein normaler Vorgang. Auch bei der jüngsten Suche nach einem neuen Marketing-Geschäftsführer hatte die Vereinsführung von einem „mehrstufigen Auswahlprozess“ unter Einbeziehung eines „renommierten externen Personalberatungsunternehmens“ gesprochen, am Ende fiel die Wahl dann auf einen (Philipp Liesenfeld), der seit 13 Jahren im Verein ist.
Aberwitzig: Bundesliga-Legende hätte Auswahlprozess durchlaufen sollen
Dass allerdings auch Funkel dieses Verfahren hätte durchlaufen sollen, ist geradezu aberwitzig. Denn schließlich hat Funkel rund 1500 Profispiele als Trainer und Spieler absolviert, den FC jüngst zum dritten Mal trainiert und zuletzt zwei Mal gerettet – zum Klassenerhalt 2021 und zum Aufstieg am vergangenen Sonntag.
Natürlich kann eine Vereinsführung der Auffassung sein, dass Funkel nicht oder nicht mehr der richtige Mann für die kommende Saison ist. Und ganz sicher wäre der 71-Jährige keine langfristige Lösung mehr. Doch das hätte man Funkel Anfang der Woche mitteilen können beziehungsweise müssen.
Es ist daher so logisch wie konsequent, dass sich Funkel, der den Gegenwind der Gremien spürte, nicht weiter hinhalten lassen wollte. Trotz seines besonderen Verhältnisses zu Thomas Kessler. Der muss jetzt einen anderen Trainer finden, der die Wahrscheinlichkeit erhöht, dem 1. FC Köln eine einigermaßen sorgenfreie Bundesliga-Saison zu bescheren. Beide Unterfangen, das scheint bereits jetzt klar, dürften nicht einfach werden.