Köln – Im Alter von neun Jahren ist Karl-Heinz Thielen mit seiner Familie nach Rodenkirchen-Weiß gezogen.
Es war die Ankunft eines Jungen, der später zu einer der größten Persönlichkeiten des 1. FC Köln werden sollte und nie wieder gehen wollte. Karl-Heinz Thielen war als Spieler oder Funktionär an jedem Titel beteiligt, den der FC bislang gewonnen hat. Am heutigen Donnerstag ist Thielen 75 Jahre alt geworden – auch der Kölner Stadt-Anzeiger gratuliert zu diesem Anlass herzlich.
Bevor es Thielen zum FC zog, überzeugte er auf lokaler Ebene: In seinem letzten A-Jugendjahr erzielte er mehr als 100 Saisontore für den TSV Rodenkirchen. Für die Senioren-Mannschaft des Klubs spielte er mit 18 noch in der ersten Kreisklasse, ehe sein Freund Hans-Paul Eich den jungen Thielen mit zum FC nahm. „Bist du bescheuert? Beim FC, das gibt nix!“ – so reagierte Thielen damals. Mit dieser Einschätzung lag er so sehr daneben, wie es ihm als Spieler und Manager glücklicherweise nur selten passierte.
Bei einem Freundschaftskick der Amateurmannschaft spielte er vor, erzielte beim 7:2-Sieg gegen Rot-Weiß Zollstock vor den Augen des Vorstands um Präsident Franz Kremer fünf Tore – und schon hatte seine Laufbahn beim FC begonnen. Ab Sommer 1959 war er Vertragsspieler. Am 27 März 1960 feierte er sein Pflichtspieldebüt beim 2:2 im Oberliga-Duell in Oberhausen und – wie hätte es anders sein können? – Thielen erzielte einen Treffer.
Unter Trainer „Tschik“ Cajkovski feierte der FC 1962 die erste Meisterschaft der Vereinshistorie – als Torschützenkönig der Oberliga West hatte Thielen großen Anteil daran. „Es war einfach mein und unser endgültiger Durchbruch“, wird er heute im Buch Mit dem Geißbock auf der Brust (Verlag: Die Werkstatt) zitiert.
1963 wurde Thielen mit dem 1. FC Köln erster Deutscher Meister der neu gegründeten Bundesliga. Am 7. Dezember 1963 stellte er während dieser legendären Spielzeit einen Rekord auf: Beim 5:1-Heimsieg gegen Kaiserslautern erzielte er alle Tore. Überboten wurde dieser Wert erst 14 Jahre später – von Dieter Müller, ebenfalls im FC-Trikot.
Karl-Heinz Thielen verfügte über alle Attribute, die eine große Karriere ermöglichen sollten: Er war schnell, hatte eine gute Technik, einen harten Schuss – und er war und ist ein Perfektionist. Ab November 1965 war Thielen FC-Kapitän, er übernahm das Amt von Wolfgang Weber. 1968 führte er die Kölner zum ersten DFB-Pokalsieg der Vereinshistorie.
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Die Spielzeit 1972/73, die der FC als Vizemeister und Zweiter im Pokal abgeschloss, sollte Thielens letzte Saison als aktiver Spieler sein. Der „Robert Redford vom Geißbockheim“, wie Toni Schumacher ihn einst taufte, wurde Geschäftsführer des FC und holte 1976 unter anderem Hennes Weisweiler als Trainer vom FC Barcelona zurück, mit dem er sich jedoch „unheimlich viele Auseinandersetzungen“ lieferte, denn: „Er kam nach Köln und dachte, er sei der Meistertrainer und keiner könne ihm was.“ Aber so nicht – nicht mit Thielen.
Als Manager wickelte Thielen, der in den 70ern auch Kolumnist für die Kölnische Rundschau war, den ersten Millionentransfer der Bundesliga ab, als der belgische Nationalspieler Roger van Gool 1976 für 1,25 Millionen Euro nach Köln kam. Thielen holte außerdem unter anderem Dieter Müller, Herbert Zimmermann, Roland Gerber, Dieter Prestin, Stephan Engels, Pierre Littbarski, Bernd Schuster und Tony Woodcock entweder aus der eigenen Jugend hoch oder von anderen Vereinen zum FC. Der Höhepunkt seiner Zeit als Geschäftsführer war der Gewinn des Doubles aus Meisterschaft und Pokal in der Saison 1977/78.
1981 trat Thielen als Manager zurück und wurde selbstständiger Bezirksleiter vom Nordwest-Lotto – sein Nachfolger beim FC wurde Michael Meier. Bereits im November 1981 wurde Thielen aber ehrenamtlich Vizepräsident und Schatzmeister des FC – und erledigte schon bald auch wieder die Aufgaben des Managers. Im Herbst 1986 trat er zurück.
Im November 1992 kehrte Thielen auf Bitten des FC-Präsidenten Klaus Hartmann erneut zurück und arbeitete wieder als Manager, blieb allerdings keine zwölf Monate. Es war eine turbulente Saison voller Abstiegssorgen, in der Thielen unter anderem die Trainer Jörg Berger und Wolfgang Jerat entließ, dann Morten Olsen für den FC gewinnen konnte und dem Klub schließlich der Klassenerhalt gelang. Vor seinem erneuten Rücktritt als Manager holte Thielen – trotz vereinsinterner Widerstände – noch Toni Polster zum FC.
Thielen wurde später Spielerberater, betreute unter anderem Alexander Voigt. Bei der Gründung der Deutschen Fußballspieler-Vermittler Vereinigung 2007 wurde er deren Präsident und ist es bis heute.
Im April 2012 kandidierte er nach Wolfgang Overaths Rücktritt überraschend für das Präsidentenamt. Sein Konkurrent Werner Spinner wurde jedoch mit überwältigender Mehrheit gewählt und ist bekanntlich bis heute Vorsitzender des FC.
Thielen, der seit 1966 mit seiner Frau Hannelore verheiratet ist und drei Kinder hat, kommt trotzdem zu nahezu jedem Heimspiel ins Rhein-Energie-Stadion. Er ist leidenschaftlicher Golfer und spielt Tennis für Blau-Weiß Köln.
Karl-Heinz Thielen wohnt noch immer in Rodenkirchen-Weiß.