Der Mann mit dem vorletzten PassSo wichtig ist Granit Xhaka für Bayer 04 Leverkusen

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Granit Xhaka jubelt mit seiner Mannschaft nach dem Treffer zum 1:0.

Granit Xhaka jubelt mit seiner Mannschaft nach dem Treffer zum 1:0.

Granit Xhaka erzielt sein erstes Tor für Leverkusen und spricht vom Ziel Bundesligatitel.

Es wirkt fast schon unfair bei den Zugängen von Bayer Leverkusen einen als Königstranfer auszumachen. Schließlich tragen alle Neuen zu dieser bisher so außergewöhnlichen Saison bei, in der die Werkself mit nun 33 Pflichtspielen ohne Niederlage einen neuen Bundesliga-Rekord aufgestellt hat. Und dennoch kommt man nicht umhin, dann doch einen von den anderen Klassespielern ein wenig abzuheben: Granit Xhaka.

Der Kapitän der Schweizer Nationalmannschaft ist erster Anführer dieser Mannschaft – auf und neben dem Rasen. Es war also nicht gerade verwunderlich, dass der 31-Jährige der erste Spieler war, der die Ziele der Leverkusener Elf ein wenig deutlicher formulierte. Dass Bayer 04 ambitioniert sei, geben alle unisono zu Protokoll. Was allerdings eine ziemliche Nichtaussage ist, denn alles andere wäre als Profifußballklub auch schwierig.

Nach dem harterkämpften 2:1-Erfolg gegen Abstiegskandidat Mainz 05 am Freitagabend wurde Xhaka auf den großen Vorsprung auf den FC Bayern angesprochen, der nach dem Wochenende weiterhin acht Punkte beträgt: „Ich sehe das schon so, dass wir etwas zu verlieren haben. Es ist nicht selbstverständlich, dass man acht Punkte Vorsprung auf den Zweiten hat. Wenn jetzt einer das Gefühl hat, dass wir einfach nur schauen, was nach 34 Spieltagen passiert, liegt er falsch. Wenn wir da oben stehen, wollen wir auch da oben bleiben.“

Im Klartext heißt das: Alles andere als der Gewinn der Meisterschaft wäre bei diesen Voraussetzungen eine Enttäuschung. Und wenn einer weiß, wie sich diese Enttäuschung anfühlt, dann Xhaka. In der vergangenen Saison hatte der Mittelfeldstratege beim FC Arsenal einen ähnlichen Vorsprung auf Manchester City verspielt. Im Sommer folgte dann der etwas überraschende Wechsel nach Leverkusen, wo Xhaka einen Vertrag bis 2028 unterschrieb.

Xhaka hat die zweitmeisten Minuten

Hinter vorgehaltener Hand wurde geraunt, ob das nicht ein bisschen lange wäre für einen Ü30-Spieler. Diese Meinung ist längst überholt. Xhaka ist topfit, mit 2636 Minuten bei 31 von 33 möglichen Pflichtspieleinsätzen steht er auf Rang zwei der meisteingesetzten Bayer-Akteure, nur ein anderer Zugang hat 36 Minuten mehr gespielt: Alejandro Grimaldo. Xhaka überzeugt in jeder Hinsicht, ist als Sechser der Kopf der Mannschaft, ist unheimlich ballsicher, spielt kluge Pässe, egal ob kurz oder lang und organisiert mit Worten und Gesten quasi 90 Minuten den Verbund um ihn herum.

Gegen Mainz gelang ihm mit dem schönen Fernschuss zum 1:0 dann auch endlich der erste Treffer im Trikot mit dem Kreuz auf Brust. Insgesamt ist es erst die zweite direkte Torbeteiligung für ihn. Ganz schön wenig, könnte man meinen. Diese Bilanz liegt aber an mehrere Faktoren. Zunächst waren seine Abschlüsse aus der Distanz bisher in der Tat oft nicht präzise genug, oder Pfosten oder Latte standen im Weg. Zudem gehört das Toreschießen in einer Mannschaft mit so vielen herausragenden Offensivakteuren nicht zwingend zum Arbeitsauftrag des Schweizers. Vor allem aber spielte Xhaka schon sehr häufig den Pass vor dem letzten Pass, der eben nicht in der Statistik aufgeführt, aber nicht minder wichtig ist.

Xabi Alonso vermeidet Titelansage

Dass Xhaka als angesehener Führungsspieler nun eine direktere Ansage in Richtung Titelgewinn macht, ist nur logisch. Auch wenn Trainer Xabi Alonso da noch etwas defensiver bleibt: „Ich stimme mit Granit überein, dass wir so gut wie möglich abschließen wollen, das ist unser Ziel. Aber wir sollten darüber noch nicht reden, wir werden darüber reden, aber der Moment ist noch nicht gekommen.“

Xhaka selbst wollte mit seiner Aussage auch keineswegs den Druck auf die Mannschaft erhöhen, wie er betonte: „Es gibt nichts Schöneres, als wenn man Vorsprung hat. Das hat nichts mit Druck zu tun. Wir hatten vom ersten Spieltag bis heute immer Druck. Dass es nicht einfacher wird, wissen wir.“ Am nächsten Sonntag wird der nächste Abstiegskandidat versuchen, Bayer 04 die erste Saisonniederlage beizubringen: Dann wartet das Derby beim 1. FC Köln (15.30 Uhr/Dazn).

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