„Wollen da oben bleiben“Xhaka macht Meisteransage nach Bayer-04-Sieg gegen Mainz

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Leverkusen's Granit Xhaka celebrates after scoring the opening goal the German Bundesliga soccer match between Bayer 04 Leverkusen and 1. FSV Mainz 05 at the BayArena in Leverkusen, Germany, Friday, Feb. 23, 2024. (AP Photo/Martin Meissner)

Leverkusens Granit Xhaka freut sich über seinen ersten Treffer im Trikot von Bayer Leverkusen.

Bayer Leverkusen hat nach dem 2:1 gegen Mainz elf Punkte Vorsprung auf die Bayern. Torschütze Granit Xhaka wird auch verbal offensiv.

Der große Vorsprung auf den FC Bayern, die Gerüchte um einen Sommerabgang von Trainer Xabi Alonso – Bayer 04 stand am Freitagabend beim Spiel gegen den FSV Mainz 05 mehr unter Druck als noch in den Vorwochen. Die Werkself hielt ihm stand und erkämpfte sich in einem vor allem in der ersten Hälfte sehr intensiven Spiel einen 2:1-Sieg. Damit haben die Leverkusener als Tabellenführer nun elf Punkte Vorsprung vor dem FC Bayern, der am Samstagabend (18.30 Uhr/Sky) den Fünften Leipzig empfängt.

Damit holte sich die Werkself auch den Bundesliga-Rekord für 33 Pflichtspiele ohne Niederlage. Das ist noch keiner Mannschaft vorher gelungen. „Mainz hat Aufwind gehabt unter dem neuen Trainer. Wir haben kein gutes Spiel gemacht, waren zu ungeduldig und nicht genau genug, haben zu viele Fehler gemacht. Trotzdem ist es eine Qualität, auch solche Spiele zu gewinnen“, sagte Robert Andrich.

Alonso gilt generell als Mann, der nicht leicht auf die Palme zu bringen ist. Doch das Schiedsrichtergespann am Freitagabend schaffte es. Timo Gerach und sein Unparteiischenteam brachten in der ersten Hälfte nicht nur Alonso, sondern nahezu die gesamte, mit 30 210 Zuschauern ausverkaufte Bay-Arena gegen sich auf. Es fing ganz langsam mit ein paar ausbleibenden Pfiffen an und endete mit einer fatalen Fehlentscheidung kurz vor der Pause, als Jeremie Frimpong vom Mainzer Philipp Mwene in Höhe der Mittellinie gefoult wurde. Die gesamte Gästemannschaft war aufgerückt, als Florian Wirtz einen Ball in die Hälfte der Mainzer spielte. Frimpong, einer der schnellsten Spieler der Liga, machte sich auf den Weg, wurde aber gefoult. Gerachs Pfeife blieb stumm. Am Ende sahen Frimpong und Alonso die Gelbe Karte.

Kontroverse um Schiedsrichter Gerach

Der Videoschiedsrichter überprüfte die Situation zwar, griff aber nicht ein. Wohl, weil sich ein Mainzer zum Zeitpunkt des Foulspiels auf gleicher Höhe mit Frimpong befand. Der Holländer wäre aber aufgrund des Geschwindigkeitsvorteils nicht mehr aufzuhalten gewesen. Eine äußerst unglückliche Fehlentscheidung. Alonso suchte nach dem Halbzeitpfiff noch einmal das Gespräch mit Gerach auf dem Rasen. Das endete mit einem Handshake.

Zu diesem Zeitpunkt stand es 1:1. Granit Xhaka hatte die Hausherren bereits in der dritten Spielminute mit einem Fernschuss nach abgeblockter Grimaldo-Flanke in Führung gebracht. Robin Zentner im Mainzer Tor sah nicht gut aus. Für den Schweizer war es das erste Tor für die Werkself nach seinem Wechsel im Sommer. Doch Mainz, das vom neuen Coach Bo Henriksen zu hohem Pressing getrieben wurde, schüttelte sich nur kurz und spielte direkt mutig nach vorne. Eine Freistoßflanke von Nadiem Amiri köpfte Silvan Widmer ins Zentrum, wo der Ex-Leverkusener Dominik Kohr nur vier Minuten nach der Führung zum Ausgleich einköpfte.

Rund eine Viertelstunde vor dem Anpfiff hatte es noch warmen Applaus der Bayer-Fans für Amiri gegeben. Der im Winter von Leverkusen zum FSV gewechselte 27-Jährige bekam von Werkself-Geschäftsführer Fernando Carro ein Bild für 146 Spiele mit dem Kreuz auf der Brust überreicht.

Bayer 04 übernahm nach dem Ausgleich immer mehr die Kontrolle über das Spiel, kam auch zu aussichtsreichen Chancen, die aber nicht konsequent zu Ende gespielt wurden. Vor allem Jonas Hofmann traf in zwei Situationen die falsche Entscheidung, sonst hätte seine Mannschaft schon früher das 2:1 erzielen können. Mainz wehrte sich nach Kräften und spielte nach Ballgewinn auch schnell nach vorne, ohne zu Gelegenheiten zu kommen. Dann wurde das Spiel durch den unglücklichen Auftritt von Gerach sehr zerfahren.

Schlimmer Patzer von Robin Zentner

Nach der Pause hatte zunächst Amine Adli mit dem Kopf die Chance zur erneuten Führung. Ansonsten kam Bayer 04 zu immer weniger gefährlichen Aktionen im Strafraum. Vielleicht auch deshalb nahm sich Robert Andrich etwas mehr als 20 Minuten vor dem Ablauf der regulären Spielzeit aus mehr als 20 Metern ein Herz. Seinen – zugegeben etwas flatternden Fernschuss – ließ Zentner durch seine Hände rutschen. Sehr zur Freude der Leverkusener Anhänger, deren Erleichterung man beim Jubel spüren konnte.

Die Mainzer machten sich anschließend bei der Aufholjagd selbst einen Strich durch die Rechnung. Der gerade erst eingewechselte Jessic Ngankam trat dem wieder einmal überragenden Granit Xhaka böse von hinten ins Sprunggelenk. Gerach brauchte den Videoassistenten, um die richtige Entscheidung, Rote Karte, zu fällen.

Meisteransage von Granit Xhaka

Xhaka konnte nach Behandlung weitermachen und half dabei, dass sein Team nun den Ball großteils in den eigenen Reihen hielt. Das reichte zum wichtigen Dreier. Der Schweizer machte nach dem Spiel eine Meisteransage: „Wir haben etwas zu verlieren, das sehe ich schon so. Acht, beziehungsweise jetzt elf, Punkte Vorsprung zu haben, ist nicht selbstverständlich. Wer da sagt, wir haben nichts zu verlieren, liegt falsch. Wenn wir da oben stehen, wollen wir auch da oben bleiben.“ Xabi Alonso sah das ein wenig anders und wollte sich noch nicht so weit aus dem Fenster lehnen: „Es ist zu früh darüber zu sprechen. Jetzt noch nicht, aber wir sind ambitioniert.“

Bayer Leverkusen: Hradecky - Kossounou, Tah, Tapsoba - Frimpong (83. Tella), Andrich, Xhaka, Grimaldo - Adli (83. Hincapié), Jo. Hofmann (56. Schick), Wirtz (90. Hlozek); Schiedsrichter: Timo Gerach (Landau in der Pfalz); Zuschauer: 30 210 (ausverkauft); Tore: 1:0 Xhaka (3.), 1:1 Kohr (8.), 2:1 Andrich (68.)

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