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„Müssen uns alle wohlfühlen“Berichte sorgen für Irritationen – Wechsel von Florian Wirtz völlig offen

Lesezeit 5 Minuten
Bayer Leverkusen's German midfielder #10 Florian Wirtz reacts during the German first division Bundesliga football match between Bayer 04 Leverkusen and Borussia Dortmund in Leverkusen, western Germany, on May 11, 2025. (Photo by INA FASSBENDER / AFP) / DFL REGULATIONS PROHIBIT ANY USE OF PHOTOGRAPHS AS IMAGE SEQUENCES AND/OR QUASI-VIDEO

Leverkusens umworbener Unterschiedsspieler: Florian Wirtz.

Bei Bayer 04 liegt kein Angebot für Florian Wirtz vor. Von einer schnellen Entscheidung geht man in Leverkusen nicht aus.

Florian Wirtz wechselt zum FC Bayern München, das ist so gut wie fix – zumindest, wenn man der Berichterstattung vor allem der Medienschaffenden aus München glauben will. Doch nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ ist die Sachlage viel offener, als es derzeit den Anschein macht.

Klar, dass Wirtz, der bei Bayer 04 Leverkusen noch einen Vertrag bis 2027 hat, zum FC Bayern wechseln könnte, ist nicht ausgeschlossen. Doch ein Wechsel an die Isar in diesem Sommer erscheint nicht besonders realistisch. Eine Bestandsaufnahme.

Die „Bild“ aus München berichtet von unterschriebenen Vorverträgen beim FC Bayern, gültig ab 2025 oder 2026. Die „tz“ spricht von einem Fünfjahresvertrag bis 2030 und einem jährlichen Gehalt von 20 bis 25 Millionen Euro. Es wird von laufenden Verhandlungen und einem möglichen „Blitz-Transfer“ berichtet. Nach Informationen dieser Redaktion ist man sowohl bei Bayer 04 Leverkusen als auch in der Familie Wirtz über diese Berichte irritiert. „Das, was in den Medien kolportiert wird, ist die eine Sache“, sagte Bayers Sportgeschäftsführer Simon Rolfes am Sonntag bei Dazn, „wir haben ein sehr vertrauensvolles Verhältnis zu Florian und seiner Familie. Er ist Spieler von Bayer 04. Wir kämpfen darum, dass er das auch nächstes Jahr ist.“

Es liegt kein Angebot für Wirtz vor

Bis zum Montagnachmittag soll bei der Werkself noch kein Angebot für Wirtz vorgelegen haben. Weder Spieler noch Vater und Berater Hans Wirtz sollen dem Verein zudem signalisiert haben, dass der gerade 22 Jahre alt gewordene Nationalspieler nach München wechseln möchte. Bayer 04 – vor allem in Person von Simon Rolfes – pflegt seit vielen Jahren eine enge Beziehung zur Familie Wirtz. Die Vereinsführung steht wöchentlich im Austausch mit der Familie, die sich öffentlich allerdings völlig abgeschottet hat.

Dass Wirtz ein falsches Spiel treiben könnte und den Klub hinters Licht führen würde, wird in den Überlegungen der Bosse ebenso ausgeschlossen, wie die Möglichkeit, dass der Spieler und die Beraterseite zu irgendeinem Zeitpunkt Druck auf Bayer 04 ausüben könnten. Man sei sich einig, dass man im Falle eines Wechsels keine verbrannte Erde hinterlassen möchte. Dazu passt die Aussage von Fernando Carro, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung, am Sonntag vor dem Spiel gegen Dortmund (2:4): „Bei Florian ist es so: Das Wichtige ist, egal ob die Lösung heißt, hierbleiben oder woanders hin, wir müssen uns alle wohlfühlen.“

Der Wunsch der Vereinsführung ist weiterhin, dass Wirtz seinen Vertrag in Leverkusen über 2027 hinaus verlängert. Ein Angebot, das auch eine Ausstiegsklausel beinhaltet, liegt vor – und wird nach Informationen dieser Redaktion auch zu keinem Zeitpunkt von Bayer 04 zurückgezogen werden. Die Haltung des Klubs bleibt allerdings weiterhin, wie Carro schon mehrfach betont hatte: verlängern oder in diesem Sommer verkaufen. Es ist zwar nicht ausgeschlossen, dass Wirtz auch bis 2026 ohne Verlängerung bleibt, doch diese Lösung sieht man im Klub eher kritisch. Der Wertverlust bei einem Transfer mit nur noch einem Jahr Restlaufzeit wäre mit einer großen Wahrscheinlichkeit sehr hoch. Zudem bestünde die Gefahr einer schwereren Verletzung und dadurch womöglich ein ablösefreier Wechsel 2027.

Zur Einordung: Ein Transfer von Wirtz soll die Finanzkraft des Klubs auf mehrere Jahre sichern. Der Geldsegen würde auch beim wichtigsten Projekt des Vereins, dem Bau des neuen Trainingszentrums, dem Bayer-Campus, helfen. Im vergangenen Jahr hatte Fernando Carro eher beiläufig Wirtz ein Preisschild von 150 Millionen Euro umgehängt, was der Spanier später widerrief. Dennoch bewegt sich die Ablösevorstellung aktuell in etwa dieser Region. Und Bayer 04 wird davon in diesem Sommer auch nicht abrücken – besonders nicht bei einem Transfer innerhalb der Bundesliga zum FC Bayern. „Wir haben klare Aussagen der Familie. Deshalb sind wir entspannt“, sagt Rolfes. „Wir wissen, dass es viel Interesse gibt und es noch eine offene Thematik ist.“

Gespräche mit Manchester City und FC Liverpool

Die Idealvorstellung der Verantwortlichen bleibt die Verlängerung mit Wirtz. Klappt das nicht, wäre ein Transfer ins Ausland die präferierte Variante. Wirtz und seine Familie sollen sich mit mindestens vier europäischen Topklubs unterhalten haben – darunter auch die englischen Vereine Manchester City und FC Liverpool. Diesen beiden Klubs aus der finanzstarken Premier League wird im Gegensatz zum FC Bayern auch eher zugetraut, die aufgerufene Ablösesumme für Wirtz im kommenden Transferfenster stemmen zu können.

Dass der scheidende Trainer Xabi Alonso seinen Unterschiedsspieler zu seinem neuen Klub Real Madrid mitnehmen könnte, gilt als ausgeschlossen. Auf die Frage des „Kölner Stadt-Anzeiger“, ob er den Bayer-Verantwortlichen ein Versprechen gegeben habe, dass er keine Spieler abwerben würde, sagte Alonso: „Da braucht es kein Versprechen.“

Die Leverkusener Verantwortlichen sind in jedem Fall davon überzeugt, dass es in den nächsten Tagen und Wochen noch keine große Bewegung im Poker um Wirtz geben wird. Als Beispiel dient auch der Wechsel von Kai Havertz zum FC Chelsea. Der damals 21-Jährige wechselte für ein Gesamtpaket von rund 100 Millionen Euro erst am Ende des Transferfensters, Anfang September, auf die Insel.

Es ist also gut möglich, dass Wirtz zunächst die Nations-League-Spiele mit der DFB-Elf im Juni, des Trainingslager mit Bayer 04 oder sogar Ligaspiele der neuen Saison absolvieren wird, ehe es zu einem Wechsel kommt. Der Ausgang des Pokers: völlig offen.