Fernando Carro hat unabhängig der Großwetterlage stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen. In diesen Tagen ist es aber besonders ausgeprägt. Kein Wunder, schließlich ist Bayer 04 Leverkusen auf dem besten Weg, endlich wieder neues Edelmetall für den Trophäenschrank zu besorgen. Im Foyer in der Bay-Arena sind der DFB-Pokal von 1993 und der Uefa-Pokal von 1988 präsent in großen Glaskästen ausgestellt. Im besten Fall gesellen sich im Sommer drei weitere Trophäen dazu.

Carro, Vorsitzender der Bayer-04-Geschäftsführung, zeigte sich am Dienstag bei einer Podiumsdiskussion mit den Mitgliedern des Verbandes Westdeutscher Sportjournalisten sehr zuversichtlich. Und der 59-jährige Spanier weiß, wer den Löwenanteil an der schier unglaublichen Serie von 38 Pflichtspielen ohne Niederlage trägt: Trainer Xabi Alonso. Carro singt auf seinen Landsmann ein echtes Loblied.

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„Eine der Sachen, die mich als Quereinsteiger geschockt haben, ist die Schwierigkeit des Trainer-Seins. Der Trainer hat 40 Leute, die direkt an ihn berichten, 25 bis 30 Spieler und dazu einige Staff-Mitglieder. Das gibt es in der Wirtschaft nicht“, erklärt der frühere Bertelsmann-Vorstand Carro: „Alle Trainer, die ich hier erlebt habe, Heiko Herrlich, Hannes Wolf, Peter Bosz oder Gerado Seoane, hatten viele Stärken, aber auch gleichzeitig einige Schwächen. Die hat jeder Mensch, ich ebenfalls. Aber bei Xabi ist es schwierig, eine Schwäche zu finden, da muss man schon proaktiv gucken.“

Fernando Carro ist seit 2018 bei Bayer 04

Seit 2018 ist Carro der starke Mann in der Führungsetage der Werkself, hat seither einige Steine umgedreht und zusammen mit Sportgeschäftsführer Simon Rolfes im Spätherbst 2022 Fußball-Weltstar Alonso von der zweiten Mannschaft von Real Sociedad San Sebastian nach Leverkusen gelotst. „Es die Aufgabe des Sport-Geschäftsführers, eine Liste zu haben, mit vielen möglichen Trainern. Die hat Simon Rolfes“, sagt Carro. „Diese Liste wird immer aktualisiert. Als die vergangene Saison so schlecht anfing, haben wir angefangen, uns vorzubereiten. Xabi stand auf der Liste. Als absehbar wurde, dass wir etwas ändern mussten, haben wir uns mit ihm getroffen. Simon und ich waren begeistert von dem Gespräch. Wir waren damals von Gerardo Seoane überzeugt, aber manchmal braucht man im Fußball neue Energie und neue Kraft. Dann haben wir gesagt, wir holen Xabi Alonso.“

Was folgte, war bis hierhin eine Erfolgsgeschichte. In 75 Pflichtspielen bei Bayer 04 hat Alonso einen Punkteschnitt von 2,2 Zählern pro Partie – ein Fabelwert. So führte er die Werkself in der vergangenen Saison von Platz 17 noch auf Rang sechs und in der Europa League bis ins Halbfinale. In der laufenden Spielzeit zwei Titel realistisch, ein weiterer möglich.

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„Xabi hat eine wahnsinnige Fähigkeit, dem sensiblen Konstrukt einer Kabine das zu geben, was es braucht: Die Spieler richtig vorzubereiten, auf die relevanten Punkte einzugehen, seine Ansprachen in der Halbzeit, das Geben und Nehmen mit den Spielern. Die Spieler hören auf ihn, er gewinnt sie für sich“, schwärmt Carro. „Er ist direkt, sehr kommunikativ und führt viele Einzelgespräche. Er lässt gut trainieren, ist taktisch gut, hat von vielen tollen Trainern gelernt. Und er hat eine natürliche Autorität und die Fähigkeit, zu wissen, was ein Spieler braucht. Es ist ein Glücksfall, dass wir ihn haben. Ich hoffe, dass er hier lange bleibt.“

Vor der Saison hatte Alonso seinen Vertrag bei der Werkself bis 2026 verlängert. Die Begehrlichkeiten sind mit den Ergebnissen in dieser Saison exponentiell gestiegen. Dass mit dem FC Liverpool und dem FC Bayern zwei seiner Ex-Klubs als Spieler neue Trainer suchen, befeuert die Spekulationen um einen Abgang im Sommer. „Xabi Alonso hat einen Vertrag. Ich habe schon öfter gesagt: Es gibt keinen Grund, zu zweifeln, dass er hierbleibt“, sagt Carro, schiebt direkt hinterher: „Aber im Fußball weiß man auch nie, was passiert. Die Hand dafür würde ich nicht ins Feuer legen, aber ich habe großes Vertrauen und wir haben eine sehr gute Beziehung. Ich bin da relativ entspannt – und Simon Rolfes auch.“

Trainerliste in Schublade von Simon Rolfes

Für den Fall eines Abgangs nach dieser Saison sei Bayer 04 aber gerüstet. „Wir planen die nächste Saison schon seit langer Zeit, auch mit Xabi Alonso zusammen“, betont Carro. „Die Trainerliste gibt es immer. Die wird immer aktualisiert. Wir müssen auch vorbereitet sein, falls es anders kommt. Ich glaube es zwar nicht, aber man muss vorbereitet sein.“ Bevor es aber um die mittelfristige Zukunft in Leverkusen geht, steht erst einmal die nahe Zukunft mit zehn Punkten Vorsprung in der Bundesliga, dem DFB-Pokal-Halbfinale und dem Viertelfinale in der Europa League an.

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Carro ist auch hier zuversichtlich, dass die Bayer-Anhänger im Mai etwas zu feiern haben werden: „Es würde der Liga guttun, wenn Bayern nicht das zwölfte Mal Meister wird. Wenn wir selbst das dann sind, kann es gar nicht besser laufen. Ich merke ja, wie viel Unterstützung wir bekommen und wie viele sich wünschen, dass wir Meister werden. Aber: Wir haben es noch nicht geschafft. Fünf Siege müssen noch her. Wir tun alles dafür, das möglich zu machen.“