Auswärtssieg in der AnalyseBayer 04 profitiert erneut vom Spielglück

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Jubel bei Bayer nach dem Tor zum 3:1.

Augsburg – Das Wichtigste zuerst

Bayer 04 Leverkusen bleibt auch im dritten Spiel der neuen Bundesliga-Saison unbesiegt. Am Samstag gab es einen 4:1 (2:1)-Sieg beim FC Augsburg und – mindestens bis Sonntag – den Sprung auf Platz eins. Während das Ergebnis dem des Erfolgs gegen Mönchengladbach (4:0) ähnelt, war der Auftritt der Werkself weit weniger souverän und von zwei Augsburger Eigentoren begünstigt.

Die Tore

Nach dem Innenpfosten-Yann-Sommer-Abpraller-Tor gegen Gladbach ging es in Augsburg munter weiter mit Geschenken des Gegners für Bayer 04: Nach drei Minuten setzte Patrik Schick einem Ball im Strafraum nach, wohl eher aus Gewohnheit. Denn eine gefährliche Situation für gab es eigentlich nicht. Für die sorgte erst Augsburgs Linksverteidiger Iago, der unbedrängt aus 14 Metern seinen Torhüter Rafal Gikiewicz überlupfte. Auf der anderen Seite wäre der Treffer ein Kandidat zum „Tor des Monats“, so wird er sich wohl in Fußball-Fail-Clips bei Youtube verewigen.

Für den FCA setzte sich der Alptraum fort. In der 14. Minute beförderte Florian Niederlechner eine harmlose Flanke von Kerem Demirbay per Kopf ins eigene Tor. Einige Momente wurde der Leverkusener als Torschütze geführt, ehe die erbarmungslosen Liga-Verantwortlichen die Szene neu bewerteten und Niederlechner als zweiten Eigentorschützen des FC binnen elf Minuten ausriefen. Bayer 04 hatte noch keinen gefährlichen Torschuss abgegeben und lag 2:0 in Führung.

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Doch auch Leverkusens Hintermannschaft bewies Slapstick-Qualitäten. In der 30. Minute scheiterte Mitchel Bakker im ersten Versuch beim Klären einer harmlosen Flanke, schlug im zweiten Anlauf ein Luftloch und tunnelte dann seinen Keeper Lukas Hradecky. Niederlechner stand irgendwie daneben und stolperte den Ball zum 1:2 über die Linie.

In der zweiten Halbzeit wurde es etwas weniger willkürlich. Schick übernahm in der 75. Minute bei einem Konter den Ball vom eingewechselten Florian Wirtz, vertraute auf seinen sagenhaften linken Fuß und traf von der Strafraumkante zum 3:1. Wenig später war dann Wirtz an der Reihe, als er nach Vorarbeit von Demirbay den Ball am herauseilenden Keeper Gikiewicz vorbeischob und aus spitzem Winkel zum 4:1 ins leere Tor traf.

Das war gut

Mal wieder die Anfangsviertelstunde. Die beiden kuriosen Eigentore waren die Leverkusener Treffer vier und fünf in den ersten 15 Minuten – Liga-Bestwert. Bayer 04 konnte zudem die beeindruckende Serie gegen Augsburg ausbauen, in 21 Bundesliga-Duellen gab es keine einzige Niederlage.

Das war schlecht

Zeitweise wirkte Leverkusens Viererkette weit weg von der Höhe des Geschehens. So kamen die bis dato in der Bundesliga tor- und torschusslosen Augsburger nach 15 Sekunden zum ersten Mal gefährlich in den Strafraum und hätten wenig später einen Elfmeter bekommen können. Den Sieg und Tabellenplatz eins hat Bayer 04 mehr dem Spielglück als der eigenen Defensiv-Stärke zu verdanken.

Mann des Spiels

In der 84. Minute gab Amine Adli nach nur einer Trainingseinheit in Leverkusen sein Debüt für Bayer 04. Bis zu 15 Millionen Euro bezahlt Leverkusen für 21 Jahre alten Flügelstürmer an den FC Toulouse, er soll die von Leon Bailey hinterlassene Lücke schließen. Fünf Minuten nach seiner Einwechselung  fehlten Adli wenige Zentimeter zum Premieren-Tor – nach einem Konter traf der den rechten Pfosten.

Moment des Spiels

Nicht nur wegen der Eigentore konnte sich Bayer 04 erneut über großes Spielglück freuen. In der achten und neunten Minute hatte Leverkusen auch das Schiedsrichter-Gespann auf seiner Seite. Jonathan Tah hatte sich nach einem Ball in die Schnittstelle verschätzt, André Hahn startete durch. Tahs Versuch, ihn zu foulen – und damit eine Rote Karte zu riskieren – misslang. Im Strafraum kam dann Bakker angerauscht, per Grätsche von hinten aus aussichtsloser Position. Hahn wurde zwar anders als Gladbachs Stefan Lainer nicht brutal vom Niederländer abgeräumt, ging aber nach einer Berührung zu Boden. Die Torchance war vertan. Und der Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Benjamin Brand blieb aus, auch nach Rücksprache mit dem Videoassistenten Sascha Stegemann.

Das sagen die Trainer

Markus Weinzierl (FC Augsburg): „Es ist ein bitterer Nachmittag, wenn du zwei Eigentore schießt. Wir waren eigentlich gut im Spiel.“

Gerardo Seoane (Bayer 04): „Kompliment für den Spirit, den meine Mannschaft an den Tag gelegt hat. Es war eine kuriose erste Halbzeit mit diesen Toren. Da lag das Spielglück auf unserer Seite."

Das sagen wir

Bayer 04 hat einen Top-Start in die Saison hingelegt, dennoch gibt es Fragezeichen. Denn es herrscht noch keine Klarheit über den tatsächlichen Stand von Leverkusens Leistungsfähigkeit, die bisherigen Spielverläufe können keinen finalen Aufschluss dazu geben. Beim 4:0 gegen Gladbach war alles zugunsten der Werkself gelaufen. In Augsburg profitierte Bayer 04 erneut von zwei Eigentoren und einem ausbleibenden Elfmeterpfiff. Dieses Glück ist kein „erzwungenes“. Sondern eines, das im Verlauf der kommenden Wochen ausbleiben kann und wird.

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