Der Bayer-04-MacherWie Simon Rolfes die Zeit nach Rudi Völler plant

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Rolfes nachenklich

Simon Rolfes

Leverkusen –  Als Simon Rolfes am Montagmorgen sein Büro betrat, tat er das als Manager, der alle Argumente auf seiner Seite hat. Am vorletzten Spieltag der Saison ist Bayer 04 Leverkusen durch einen 4:2-Sieg bei der TSG Hoffenheim in die Champions League eingezogen und hat den dritten Tabellenplatz gesichert. Die Mannschaft hat schon jetzt mehr Tore erzielt (78) als alle Bayer-Teams in der Bundesliga-Geschichte und massiven Ausfällen am Saisonende getrotzt. Der Kader hat seinen Wert weiter gesteigert.

Top-Spieler wie Patrick Schick, Moussa Diaby, Florian Wirtz, Edmond Tapsoba und Jeremie Frimpong sind alle unter tatkräftiger Mithilfe des Sportdirektors Rolfes verpflichtet und mit langfristigen Verträgen ausgestattet worden. Ebenso Trainer Gerardo Seoane, der die Erstgespräche noch als Erfolgs-Coach von Young Boys Bern mit Rolfes führte, bevor er im Sommer 2021 als in Deutschland gänzlich Unbekannter für drei Jahre unterschrieb.

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Dass Simon Rolfes zur neuen Saison die Rolle des Geschäftsführers von Rudi Völler übernimmt, folgt jetzt auch der Logik des Erfolges. Der Weltmeister von 1990, der dem Klub künftig in der Rolle des Markenbotschafters und wichtigen Beraters im Gesellschafterausschuss verbunden bleibt, hat ihm zuletzt bei der Vorbereitung aller wichtigen Entscheidungen vertraut. So fallen der Abschied und Übergabe leichter. Dabei hilft, dass der Saisonabschluss gegen den SC Freiburg (Samstag, 15.30 Uhr/BayArena) ein Fest ohne Erfolgsdruck werden kann. „Wir freuen uns alle, das sportliche Ziel schon vor dem letzten Spiel gegen Freiburg erreicht zu haben. Das wird ein wahnsinnig schöner Abschied für Rudi mit einer tollen Atmosphäre. Das hat er sich wirklich verdient“, sagt Rolfes im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger.“

Der Erfolg macht die Arbeit für den 40-Jährigen auch in seiner neuen Rolle als Geschäftsführer leichter, obwohl die große Transferoffensive nicht geplant ist. „Der Umbruch im Kader hat vor zwei, drei Jahren stattgefunden, als wir in jeder Transferperiode drei, vier Spieler verpflichtet haben. Jetzt soll es dazu gezielte Verstärkungen geben, denn wir sehen in den Spielern, die da sind, noch große Entwicklungspotenziale“, sagt Rolfes. Für potenzielle Neuzugänge sei weniger wichtig, ob Bayer 04 in der Europa oder Champions League spielt. „Für die Spieler, die wir holen wollen, ist sie oft nicht das Entscheidende, denn sie kennen das Profil des Klubs, der es jungen Talenten ermöglicht, den nächsten Schritt zu tun“, sagt der Sportdirektor. Eine viel größere Rolle spielt die Präsentation in der Königsklasse für die aktuellen Top-Spieler im Kader, Stars wie Patrik Schick und Moussa Diaby, die im Fokus reicher Klubs stehen.

„Unser Ziel ist es, den Kader im Wesentlichen zu halten, und ich bin zuversichtlich, dass es gelingt“, erklärt Rolfes gegenüber dieser Zeitung und präzisiert: „Die Champions-League-Teilnahme spricht für uns. Es gibt insgesamt nicht viele Klubs, die Champions League spielen können. Auch in der Premier League sind es nur vier. Das wird gern vergessen. Und da die WM im Winter stattfindet, ist die Champions League die beste Bühne, um sich für die Nationalmannschaft zu empfehlen. Die Qualifikation für die Champions League hilft immer dabei, einen Kader zu halten.“

Diese Aussagen sind vor dem Hintergrund der Gerüchte zu verstehen, dass ein durch Saudi-Millionen schwerreicher, aber international noch nicht präsenter Klub wie Newcastle United sein Auge auf Moussa Diaby geworfen hat. Bayer 04 hat keine Lust, sich Schmerzgrenzen für den 22-Jährigen auszudenken, dessen Vertrag wie der von Patrik Schick noch bis 2025 läuft und vertraut auf die Perspektive eines deutschen Top-Klubs in der Champions League für mindestens eine weitere Saison. Dabei spielt auch der Trainer eine wichtige Rolle, der seine Fähigkeiten als Team-Entwickler in den Augen von Simon Rolfes messbar unter Beweis gestellt hat.

Lob für Trainer Gerardo Seoane

„Ende der Vorrunde kamen wir in der Analyse zu dem Schluss, dass die Leistungen bis dahin okay waren, aber nicht wahnsinnig super“, erklärt der künftige Geschäftsführer Sport, „seitdem haben wir uns spielerisch gesteigert und schon jetzt fünf Punkte mehr geholt als in der Hinrunde. Wir haben als Team Entwicklungsschritte gemacht. Besonders eindrucksvoll fand ich, dass wir nach der Niederlage gegen Köln und den schweren Verletzungen in diesem Spiel und den Tagen danach nur noch einmal verloren haben. Außer dem 0:1 gegen Leipzig und dem 0:0 gegen Bochum haben wir alle Spiele gewonnen. Da haben wir 16 Punkte in sieben Spielen geholt. Das war sehr beeindruckend und spricht für die Arbeit von Gerardo Seoane.“

Für die Interpretation seiner Geschäftsführer-Rolle nach dem Abgang von Rudi Völler will Simon Rolfes keinen Schauspielunterricht nehmen. „In meiner alltäglichen Arbeit im operativen Geschäft von Kaderplanung und Scouting wird sich nicht allzu viel ändern. Rudi hat uns allen in der Außendarstellung und bei der medialen Arbeit viel abgenommen, hier werde auch ich in Zukunft mehr gefragt sein und es auf meine Art machen, denn ich bin natürlich ein anderer Typ als Rudi.“

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