„Das war wahnwitzig“Baumgartlinger über Bayers Schwächephase in Paderborn

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Julian Baumgartlinger (l.) verfolgt Paderborns Sebastian Vasiliadis. 

Leverkusen – Die Scherze auf seine Kosten konnte Bayer 04 Leverkusens Alterspräsident gut ertragen. „Wenn der Baumi schon ein Tor schießt, müssen wir das Spiel auch gewinnen“, sagte Keeper Lukas Hradecky nach dem Training am Dienstag in Julian Baumgartlingers Richtung. Der mit 32 Jahren älteste Feldspieler der Werkself hatte beim 4:1 zum Rückrundenauftakt in Paderborn seinen ersten Treffer seit zwei Jahren erzielt und mit einer auch sonst starken ersten Halbzeit einen wichtigen Beitrag zum Sieg geleistet. „Ein Tor tut immer gut“, sagte der Österreicher. „Aber es hält sich die Waage. Der Saisonstart war natürlich auch wichtig für uns, gerade nach dem schlechten Test gegen Utrecht (3:4, d. Red.). Da ist man nicht zu 100 Prozent sicher, in welche Richtung es geht.“

Borussia Mönchengladbach als Fixpunkt

Vorerst geht es für Bayer 04 und Baumgartlinger tendenziell nach oben. Denn immerhin ist der Abstand zu Mönchengladbach nach der Pleite gegen Schalke 04 auf fünf Zähler geschrumpft. Die Borussia ist ein oft genannter Fixpunkt für Leverkusen, wenn es um Ziele für die Rückrunde geht. Im vergangenen Jahr hatte Bayer 04 damit gute Erfahrungen gemacht. Nach dem ersten Spiel unter Peter Bosz im Januar und einer 0:1-Pleite gegen Gladbach betrug der Rückstand zwölf Punkte. Am Saisonende Mitte Mai hatte Leverkusen dann drei Zähler Vorsprung und war für die Champions League qualifiziert.

Eine wichtige Rolle bei dieser Aufholjagd spielte Julian Baumgartlinger. Nach der Gladbach-Niederlage, die er von der Bank aus verfolgte, verpasste der Salzburger keine Partie mehr. Zusammen mit Charles Aránguiz bildete Baumgartlinger ein passsicheres und zweikampfstarkes Zentrum, das Kai Havertz und Julian Brandt ihre famosen Auftritte erst ermöglichte.

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Zur neuen Hinrunde ging Baumgartlinger diese Sicherheit verloren, wie dem Rest der Werkself. Beim früheren Mainzer fiel die Formschwäche allerdings besonders auf – er kommt eher über die Robustheit als über das Filigrane. Zeitweise wirkte Baumgartlinger  vom schnellen Spiel der Teamkollegen überfordert. Bei vielen Fans hatte er in der Folge einen schweren Stand. Das Vertrauen des Trainers oder des Klubs litt darunter hingegen nicht, zu hoch wird die Rolle des sympathischen Österreichers in der Mannschaft eingeschätzt. Der Lohn war unter anderem eine Vertragsverlängerung bis 2021 im vergangenen Oktober. Trotz der durchwachsenen Hinserie hat Baumgartlinger auch in der Rückrunde seinen Platz sicher, zumindest vorerst. Sein früherer Nebenmann Aránguiz fehlt wegen eines Muskelfaserrisses noch länger, Neuzugang Exequiel Palacios ist für zwei weitere Liga-Spiele gesperrt. Und Kerem Demirbay, offensiver Partner auf der Sechs beim Sieg in Paderborn, hat seine Bestform noch lange nicht erreicht.

Sonntag gegen Fortuna Düsseldorf

Schwächen offenbarte das Mittelfeld-Duo vor allem nach dem  Gegentreffer. Anstatt mit ihrer Erfahrung das Spiel an sich zu reißen, tauchten Baumgartlinger und Demirbay ab und überließen Paderborn das Zentrum. Dass es nicht zu größeren Schäden kam, lag an der mangelnden Qualität des Gegners und Havertz’ schnellem Tor zum 4:1.

„Wir waren ja gewarnt eigentlich“, sagte Baumgartlinger mit Blick auf Paderborns Heimspiel gegen RB Leipzig, als der Außenseiter aus einem 0:3 zur Halbzeit immerhin noch ein 2:3 machen konnte. „Dass es dann fast genauso auch gegen uns passiert, das ist schon witzig. Oder eher wahnwitzig. Man weiß, was kommen könnte, man will genau das nicht – und dann passiert es.“ Baumgartlinger hofft auf Lehren aus den Vorkommnissen: „Es ist eine gute Warnung für das nächste Spiel und die gesamte Rückrunde, dass diese Schwächephasen im Optimalfall immer kürzer werden sollten. Oder vielleicht sogar aus dem Spiel verschwinden.“

Am Sonntag empfängt Leverkusen in der Bay-Arena Fortuna Düsseldorf zum rheinischen Derby (18 Uhr/Sky).

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