1:1 in MünchenBayer 04 erkämpft sich einen Punkt beim FC Bayern

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Bundesliga, Bayern München - Bayer Leverkusen, 25. Spieltag in der Allianz Arena.

München – Bayer 04 hat dem FC Bayern München am Samstag in der Allianz-Arena nach einer für Leverkusen ungewohnten Abwehrschlacht ein 1:1 (1:1) abgetrotzt. Damit bleibt die Werkself auf Champions-League-Kurs, auch weil die Verfolger Leipzig und Freiburg ebenfalls 1:1 spielten und sich die Punkte teilten.

Die Tore

Eine Viertelstunde lang hatte die vielbeinige Defensive der Werkself die Kombinationen des Rekordmeisters rund um den Strafraum zum Erliegen gebracht – ehe eine Standardsituation und ein schlimmer Fehler von Lukas Hradecky die Führung der Bayern ermöglichte: Nach einer Ecke von Joshua Kimmich in der 18. Minute hatte der finnische Keeper von Bayer 04 im Strafraum komplett die Orientierung verloren. Nachdem Charles Aránguiz den ersten Versuch der Münchener per Kopf auf der Linie klärten konnte, Hradecky noch immer herumirrte und Piero Hincapie mit Jonathan Tah kollidierte, nutzte Niklas Süle das Chaos und traf zum 1:0.

Auch der Ausgleich in der 36. Minute war eine Kuriosität. Zunächst hatte sich die Ausführung eines Freistoßes von Kerem Demirbay aus dem rechten Halbfeld verzögert, weil sich im Zentrum Hincapie und Robert Lewandowski behakten, was eine kleine Rudelbildung zur Folge hatte. Das beeinträchtigte offenbar vor allem die Konzentration von Thomas Müller. Denn der Stürmer grätschte den von Demirbay eigentlich viel zu nah vor das Tor getretenen Freistoß unbedrängt über die eigene Linie. Es war Müllers erstes Eigentor im 615. Pflichtspiel für die Bayern.

Das war gut

Bayer 04 konnte unter großem Druck aufmerksam und mit nur wenigen Fehlern verteidigen. Trainer Gerardo Seoane war im Angesicht der Münchener Offensiv-Power von seinem angriffslustigen System abgerückt und hatte auf eine Fünferkette gesetzt. Für den zusätzlichen Verteidiger wurde Stürmer Lucas Alario geopfert. In den Münchener Druckphasen ging der Plan auf. Die meisten Angriffe wurden von Leverkusener Beinen oder Köpfen gestoppt. Den Rest entschärfte Keeper Hradecky, der nach dem schweren Patzer vor dem 0:1 auf Widergutmachung bedacht war.

Das war schlecht

Die Werkself musste sich zunächst selbst mit ihrer defensiven Ausrichtung anfreunden. In den ersten 30 Minuten war Bayer 04 nur mit dem Verteidigen beschäftigt – kaum ein abgefangener Ball wurde irgendwie sinnvoll nach vorne gebracht. Insgesamt regierte lange der Zufall die Leverkusener Aktionen, weil es bei der Spielfortsetzung nach Ballgewinnen haperte. Florian Wirtz hatte auf der halbrechten Außenposition viel weniger Einfluss auf das Spiel von Bayer 04 als gewohnt. Auch Moussa Diaby war lange unauffällig. Ein robuster Mittelstürmer als Zielspieler hätte beiden wohl gutgetan.

Momente des Spiels

Nach dem Ausgleich durch Eigentor-Schütze Müller hätte Bayer 04 das Spiel drehen müssen. Genauer gesagt: Angreifer Amine Adli hätte dies tun müssen. Doch übersah der Franzose in der 41. Minute bei einem Konter den links durchstartenden und bemerkenswert freien Mitchel Bakker, der sich darüber gestenreich beschwerte. Wenige Sekunden später bekam Adli einen Ball von Dayot Upamecano in den Fuß gespielt, ging an Bayern-Keeper Sven Ullreich vorbei und scheiterte am rechten Außenpfosten. Kurz darauf lief Adli alleine aufs Tor des Rekordmeisters zu und verzog erneut – stand dabei aber wohl im Abseits.

Mann des Spiels

Hätte Amine Adli werden können. So würden wir hier Saradar Azmoun nominieren, der nach erfolgreicher körperlicher Aufbauarbeit in der 88. Minute zu seinem Pflichtspiel-Debüt für Bayer 04 kam und sich in den kommenden Wochen noch als wichtige Alternative erweisen könnte.

Das sagen die Trainer

Julian Nagelsmann (FC Bayern): „Die erste halbe Stunde war sehr gut von uns, da hatten wir sehr gute Kontrolle. Es hat das zweite Tor gefehlt. Dann bekommen wir das Tor, das war vermeidbar. Danach haben wir Glück und müssen in Rückstand geraten. Wir hatten zu einfache Fehler. In der zweiten Halbzeit hatte Leverkusen drei gute Konter. Uns hat etwas der Punch gefehlt. Der Punkt geht für beide Teams in Ordnung.“

Gerardo Seoane (Bayer 04): „Die ersten 30 Minuten waren schwach von uns. Wir haben gebraucht, um uns in dem neuen System zurechtzufinden. Es war aber auch dem Auftritt der Bayern geschuldet. Dann haben wir Vertrauen gewonnen und hatten einige sehr gute Situationen. Kompliment an die Mannschaft, sie hat solidarisch gekämpft, war sehr leidensfähig.“

Das sagen wir

Leverkusen wird in großen Teilen zufrieden sein mit dem Punkt beim Rekordmeister. Die selten genutzte, weil selten benötigte, Defensiv-Taktik ist aufgegangen. Bayer 04 verteidigte leidenschaftlich und brachte in fast jeder entscheidenden Aktion ein Körperteil zwischen Ball und eigenem Tor. Schönheitsfehler des Samstagnachmittags bleiben individuelle Aussetzer: Der von Kapitän Hradecky vor dem 0:1, die vielen Fehlentscheidungen der Angreifer nach aussichtsreichen Kontern. Dennoch sollte das Spiel Selbstvertrauen für die schwere Europa-League-Aufgabe bei Atalanta Bergamo am Donnerstag geben.

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