Nächster Rekord für Bayer-StarFlorian Wirtz verdrängt Lukas Podolski

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Anführer auf dem Rasen und bei der Ehrenrunde: Florian Wirtz am Samstag in der Bay-Arena

Leverkusen – Selbst auf der Ehrenrunde ging Florian Wirtz voran, sein Trikot hatte der 18-Jährige da bereits einem glücklichen Fan in der Nordkurve zugeworfen. So präsentierte Bayer 04 Leverkusens Supertalent seinen muskelbepackten Oberkörper und ließ sich von den Anhängern am Samstagnachmittag für den 1:0 (0:0)-Heimsieg gegen den FSV Mainz 05 feiern, für den Wirtz mit seinem so herausragend herausgespielten wie kinderleicht wirkenden Treffer in der 62. Minute gesorgt hatte. Hinter Wirtz bekamen seine ebenfalls oberkörperfreien Mitspieler ihren verdienten Applaus – im Kollektiv hatten sie dem Hochbegabten zugearbeitet und damit Bayer 04 zu Platz zwei verholfen. „Ein geiler Zocker. Er schreibt wahrscheinlich Woche für Woche Geschichte“, sagte Kapitän Lukas Hradecky. „Er macht das überragend und ich bin froh, dass er bei uns spielt.“

Vorarbeit von Jeremie Frimpong

Wirtz’ Treffer war eine kompakte Zusammenfassung einiger Qualitäten, die den 18-Jährigen ausmachen. Aus dem Zentrum heraus hatte der Nationalspieler den Angriff auf die rechte Seite verlagert und Jeremie Frimpong in Szene gesetzt. Sofort wurde Wirtz von seinem urgewaltigen Spielverständnis in die gefährliche Zone im Mainzer Strafraum geleitet. Dort spielte er zwei schnelle Pässe mit Frimpong und schloss von halbrechts ins entfernte Eck ab. Kein Mainzer Verteidiger hatte in dieser Szene der Qualität des Leverkuseners etwas entgegenzusetzen, auch Keeper Robin Zentner guckte nur hinterher.

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So spielte es auch keine große Rolle mehr, dass sich die Werkself gegen defensivstarke Mainzer eine Halbzeit lang schwer getan hatte und nur aus der Distanz zu Abschlüssen gekommen war. Schnelles Flügelspiel war kaum zustande gekommen – dafür aber diverse Ballverluste in gefährlichen Räumen. Nur die fehlende Mainzer Durchschlagskraft und gute Paraden von Hradecky standen einer Gäste-Führung im Weg. In der zweiten Hälfte drehte Bayer 04 auf, angetrieben von Kerem Demirbay, der im Mittelfeld die Fäden zog und dabei half, Wirtz weiter vorn Räume zu verschaffen.

Durch seinen vierten Saisontreffer  stellte Wirtz mal wieder einen Bundesliga-Rekord auf. Es war sein zehntes Tor im Oberhaus insgesamt – nie war ein Profi beim Erreichen dieser Marke jünger als der frühere Kölner mit seinen 18 Jahren und 145 Tagen. Wirtz, dem man beim 1. FC Köln noch Jahrzehnte nachtrauern könnte, löste eine Klub-Ikone des rheinischen Rivalen ab: Lukas Podolski war bei seinem zehnten Bundesliga-Tor 18 Jahre und 353 Tage alt. Beeindruckend bleibt auch die Scorer-Statistik des gebürtigen Pulheimers: Vier Tore und vier Vorlagen in 292 Bundesliga-Minuten – alle 36,5 Minuten ist Wirtz an einem Treffer für Bayer 04 beteiligt. „Das sind tolle Qualitäten. Florian kommt immer in Abschluss-Situationen, ist dann klar im Kopf und trifft gute Entscheidungen“, lobte Leverkusens Trainer Gerardo Seoane. Für den grundsätzlich sachlichen Schweizer kommt dies schon einer Ode an Wirtz gleich, da ausschweifende Lobeshymnen nicht zu Seoanes Analyse-Repertoire gehören. Viel lieber stellte Leverkusens Coach das „solidarische“ Wirken der Mannschaft in den Vordergrund sowie die Geduld gegen die Mainzer Fünferkette.

Lukas Hradecky rettet den Sieg

Doch hatten neben Entscheider Wirtz und Antreiber Demirbay noch zwei andere Leverkusener persönlichen Anteil am Erfolg. Zunächst Piero Hincapié, der in der 66. Minute für den fahrigen Odilon Kossounou ins Spiel kam, in seinem zweiten Einsatz für Bayer 04 im Stile eines Abwehrchefs auftrat und fast jede Gefahr im Keim erstickte. Dazu Torhüter Hradecky, der die Führung in der 88. Minute mit einem Reflex gegen Marcus Ingvartsen verteidigte und als väterliche Figur in der Werkself betonen durfte, wie wichtig es für Shootingstar Wirtz sei, in der Kabine auf dem Boden zu bleiben. Bislang muss sich Bayer 04 in diesem Bereich keine Sorgen machen. Seine bis zum Anschlag mit Selbstvertrauen gefüllte Aura trägt Wirtz nur auf dem Platz mit sich herum – und gewinnt so die Spiele für Bayer 04.

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