Bundesliga-KolumneScheinheilige Aussagen der DFL-Chefin, abgehängte Jäger

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Die neue DFL-Chefin Donata Hopfen zu Gast in der Allianz Arena in München

Köln – Donata Hopfen, die neue Chefin der Deutschen Fußball-Liga (DFL), hat ein bemerkenswertes Interview gegeben.

Die 45-Jährige hat das Recht und sogar die Pflicht, über neue Wege in der Bundesliga nachzudenken. „Es gibt für mich keine heiligen Kühe“, kündigte Hopfen hinsichtlich der Entwicklung des deutschen Profifußballs an und brachte Themen wie Play-offs oder den Supercup im Ausland auf die Agenda – zur Not auch in Saudi-Arabien. Ihrer Meinung nach muss der deutsche Profifußball angesichts der starken internationalen Konkurrenz und der heftigen finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie „aufpassen, dass wir nicht in eine Abwärtsspirale geraten“. 15 Jahre arbeitete die 45-Jährige für den Springer-Verlag, es war also kein Wunder, dass sie via „Bild“-Zeitung ihre Thesen verbreitete. Das alles ist legitim, es ist auch richtig, dass sie sich gegen Denkverbote wehrt. Und wer für den Gang nach Mekka ist, muss nicht gleichzeitig auch den nach Canossa antreten.

Doch dass Hopfen  im selben Interview dafür plädiert, „den Fan wieder mehr in den Mittelpunkt“ zu stellen, ist an Bigotterie kaum zu übertreffen.

Sie versucht, den Spagat hinzubekommen – und scheitert. Sie will die Fans umgarnen und gaukelt Bodenhaftung vor. Doch sie scheitert an der Quadratur des Kreises und verkauft den Fan für dumm. Denn richtig wäre es gewesen, ihnen reinen Wein einzuschenken und ehrlich zu sein. Ein Super-Cup wird ja möglicherweise nicht in Saudi-Arabien ausgetragen, weil es dort so schön ist, es eine große Fußball-Kultur und -Tradition gibt oder Rafael Czichos dort geboren wurde. Es geht einzig darum, neue Wege zu finden, um noch mehr Geld zu verdienen. Und ob die Langeweile an der Bundesliga-Spitze durch Playoffs beseitigt wird, ist hypothetisch. In keiner anderen Top-Liga Europas werden Playoffs ausgespielt. Es hat seinen Grund, warum das so ist. Das Problem ist, dass es keiner anderen Top-Liga einen solch dominanten Verein wie in der Bundesliga mit dem FC Bayern gibt. Und das wird sich auch kaum ändern,  Bayern hat den besten Kader und Trainer. Und dieser Julian Nagelsmann ist erst 34 Jahre alt. Die Bayern haben viel Geld und stellen viel damit an. Und sie werden am Ende die zehnte Meisterschaft in Folge einfahren. Auch, weil sie weniger Fehler als ihre Jäger machen, die eigentlich keine mehr sind.

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Was ist mit Borussia Dortmund los?

Nichts Gutes jedenfalls. Der BVB, der in die Kategorie der abgehängten Jäger gehört, präsentierte sich am Sonntag beim 2:5 gegen  Bayer 04 Leverkusen von der Rolle. Borussia kann erneut nicht mit den Bayern Schritt halten und gibt  Rätsel auf. Gut, die so talentierte Werkself spielte stark auf  und bewies, zu was sie in der Lage sein kann. Doch der BVB-Auftritt war desolat. Der  verletzte Wunderstürmer Erling Haaland wird sich noch mehr Gedanken machen, ob er beim BVB auch in naher Zukunft richtig aufgehoben ist. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, zu welcher Entscheidung er kommen wird.

Brause-Klub RB Leipzig hatte sich ebenfalls auf die Fahnen geschrieben, den Bayern etwas mehr Paroli zu bieten.

Das taten die Sachsen  auch im direkten Duell, beim 2:3 waren sie einem Punkt sehr nahe. Der Blick auf die Tabelle ist indes für die Leipziger eine Katastrophe: Sie haben sagenhafte 21 Punkte Rückstand auf die Bayern und liegen hinter – halten Sie sich jetzt bitte fest – dem 1. FC Köln. Am kommenden Freitag stehen sich RB und der FC gegenüber, und den Kölnern (dann wohl wieder mit Steffen Baumgart) ist zuzutrauen, dass sie auch nach dem Spieltag vor den Leipzigern stehen. Die haben zwar auch viel Geld, stellen derzeit aber wenig damit an. Hertha BSC, dem unsexiesten Hauptstadtklub Westeuropas, gelingt es allerdings, noch mehr Kohle zu verbrennen.

Und wie präsentierte sich Borussia Mönchengladbach im Spiel eins nach Max Eberl?

Durch das 1:1 in Bielefeld verpasste Gladbach den Befreiungsschlag, erkämpfte sich aber einen verdienten Punkt. Auch für die Fohlenelf ist der Blick auf die Tabelle alles andere als schön. Und das nicht nur, weil Gladbach neun Punkte weniger hat als der Erzrivale aus Köln. Die emotionalen Tage nach dem Rückzug von Sportchef Max Eberl sind Vergangenheit, die Zukunft von Borussia heißt Abstiegskampf. Die nun folgende Partie gegen den FC Augsburg, das nur einen Punkt weniger hat, ist laut Trainer Adi Hütter ein „Schlüsselspiel“. Der Coach hat Rückendeckung. Noch. Nicht von Eberl, der ist ja weg. Der Manager, der über so viele Jahre das Kraftzentrum und das Gesicht des Klubs war. Und der jetzt irgendwie von Borussia ersetzt werden muss.

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