„Es geht um alles“Kalte Dusche gegen Kroatien – Handballer bangen um Olympia

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Torhüter Andreas Wolff zeigt sich beim Spiel der deutschen Handballer gegen Kroatien enttäuscht.

Torhüter Andreas Wolff zeigt sich beim Spiel der deutschen Handballer gegen Kroatien enttäuscht.

Nach der Pleite gegen Kroatien muss Bundestrainer Alfred Gislason um das Olympiaticket zittern – und damit auch um seinen Job.

Mit Enttäuschung im Blick verabschiedeten sich die Handballer vom Gegner, als Alfred Gislason nachdenklich auf seinen Stuhl am Spielfeldrand sank. Nach der kalten Dusche gegen Kroatien muss der Bundestrainer um das Olympiaticket zittern - und damit auch um seinen Job.

„Es war ärgerlich, wie schnell wir den Ball weggeworfen haben“, sagte Gislason nach dem 30:33 (10:16) beim Qualifikationsturnier in Hannover gegen den kroatischen EM-Elften, „damit haben wir uns das Leben schwer gemacht.“

„Es war ärgerlich, wie schnell wir den Ball weggeworfen haben“

Vor allem aufgrund einer schwachen ersten Halbzeit steht das deutsche Team, nach dem 41:29-Erfolg zum Auftakt gegen Algerien mit 2:2 Punkten, unter Zugzwang. Verliert die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Sonntag (14.10 Uhr/ARD und Dyn) gegen Österreich, finden die Olympischen Sommerspiele im Sommer wohl ohne deutsches Männerteam statt.

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„Es ist ein Endspiel um das Olympiaticket“, sagte Gislason, „es geht um alles.“ Immerhin machte ihm die Aufholjagd in der zweiten Hälfte Mut: „Da haben wir mit mehr Selbstvertrauen gespielt.“ Bester deutscher Werfer am Samstagnachmittag vor 10.099 Zuschauern war erneut Renars Uscins mit acht Treffern. Sebastian Heymann sah sieben Minuten vor Schluss wegen groben Foulspiels die Rote Karte.

„Es ist ein Endspiel um das Olympiaticket“

Die Kroaten, die seit einigen Wochen vom früheren Bundestrainer Dagur Sigurdsson betreut werden, haben die Olympia-Teilnahme mit nunmehr 4:0 Punkten so gut wie sicher. Den zweiten Spieltag des Quali-Turniers beschließen am heutigen Samstagabend Österreich und Algerien (beide 0:2 Punkte). Nur die besten zwei Teams sind in Paris dabei.

Knapp zwei Monate nach der 24:30-Niederlage gegen Kroatien bei der Heim-EM hatten sich die deutschen Handballer am Samstag einiges vorgenommen. Coach Gislason, dessen Vertrag bis 2027 nur bei einer erfolgreichen Olympia-Qualifikation gilt, sprach von „Revanche“. Und auch Linkshänder Christoph Steinert meinte: „Wir haben ein bisschen was gut zu machen. Ist doch gut, dass wir mit ein bisschen Wut im Bauch spielen.“

Von dieser Wut war zunächst nur wenig zu spüren. Biss, Durchschlagskraft und Torgefahr strahlte in der ausverkauften ZAG Arena vor allem die Sigurdsson-Sieben aus. Obwohl Kroaten-Kapitän Domagoj Duvnjak zu Beginn auf der Bank saß, bekam die deutsche Defensive kaum Zugriff. Vorne scheiterten die DHB-Angreifer immer wieder am 21 Jahre alten Gäste-Schlussmann Dominik Kuzmanovic, der bereits im EM-Duell den Unterschied ausgemacht hatte.

Im zweiten Abschnitt zeigt Deutschland ein anderes Gesicht

Geschlagene sechs Minuten dauerte es, ehe Juri Knorr für den ersten DHB-Treffer zum 1:4 sorgte. Auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit hatte Sigurdsson, der das deutsche Team 2016 sensationell zum EM-Titel geführt hatte, im Duell der isländischen Trainer mehr Grund zum Jubeln. Auch eine frühe Auszeit Gislasons fruchtete nicht wie gewünscht. Duvnjak erhöhte für Kroatien auf 9:4 (16.). Und selbst ein gehaltener Siebenmeter von Wolff gab keine Sicherheit, kurz vor der Pause führte Kroatien erstmals mit sieben Toren Vorsprung.

Im zweiten Abschnitt zeigte Deutschland ein ganz anderes Gesicht. Hinten parierte Wolff nun wichtige Bälle, vorne steigerten die DHB-Männer ihre Wurfeffizienz. Als der erst 21 Jahre alte Uscins eine Viertelstunde vor dem Ende auf 21:23 verkürzte, keimte neue Hoffnung - und die Halle stand Kopf. In der Schlussphase lieferten sich beide Teams ein Duell auf Augenhöhe. Mit dem besseren Ende für Kroatien. (sid)

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