Weltbürger mit kölschem Repertoire

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Intendant Louwrens Langevoort schätzt die Architektur und Akustik der Philharmonie.

Intendant Louwrens Langevoort schätzt die Architektur und Akustik der Philharmonie.

Kein Zweifel. Dieser „Imi“ ist auf dem besten Weg, ein echter Kölner zu werden. Schließlich hat Philharmonie-Intendant Louwrens Langevoort die schwierigste Bewährungsprobe schon gemeistert: Der gebürtige Niederländer beherrscht kölsche Karnevalslieder. „Vielleicht singe ich die nicht ganz unfallfrei. Aber ich versuch's“, erläutert der 49-Jährige lächelnd - mit leichtem Akzent. Und überhaupt: Den Fastelovend hat er seit seinem Amtsantritt im Jahr 2005 genauso schätzen gelernt wie das gesamte quirlige Colonia, dessen Einwohner das Schunkel-Schlager-Repertoire ja hervorgebracht haben. „Köln ist ein interessanter Ort mit einem vielseitigen Musikleben“, sagt er.

Damit spielt er nicht bloß auf die vielen Förderer rheinischen Liedguts an. Ihm geht es um die „gesamte freie Szene“ mit ihrem kreativen Potenzial auch im Bereich Alte, Neue und improvisierte Musik, um international renommierte Orchester wie die WDR-Sinfoniker und das Gürzenich-Orchester - und selbstverständlich um jene öffentlichen Musentempel wie Oper und Philharmonie, die ihre kräftige Klangfarbe ins gesamtstädtische Ensemble einweben. Ein derart schillerndes Spektrum also, dass Langevoort dem Phänomen „Musikstadt“ nun bei einer City-Führung nachspüren möchte - unter dem Motto „Wie ich Köln sehe“.

Stadtführer Günter Leitner hat die gleichnamige Reihe vor vier Jahren für das umfangreiche City-Touren- Programm der evangelischen Anto niterkirche konzipiert. Seither ruft er prominente Bürger dazu auf, ihn auf dem Weg durch die Rhein-Me tropole zu begleiten und dieselbe aus ihrer Sicht zu betrachten. Sechs Stationen wird er am Pfingstsonntag mit Intendant Langevoort besuchen - allen voran dessen Lieblingsort in Köln. Das ist - natürlich - die Phil harmonie mit ihren mehr als 400 Veranstaltungen pro Jahr.

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Längst sind dem Musikmanager und studiertenJuristen Langevoort sein Mitarbeiter-Team und auch das Gebäude ans Herz gewachsen. „Nicht nur, weil ich jeden Tag hierherkomme“, sagt der Weltbürger, den seine Karriere unter anderem in mehrere deutsche Städte sowie nach Belgien und Österreich geführt hat - auch in Köln hat er in den Jahren 1993-95 bereits Station gemacht, als Künstlerischer Betriebsdirektor der hiesigen Oper. „Es ist auch die elegante Architektur der Philharmonie, die gefällt.“ Ebenso faszinierend: „Ein Detail, das man gar nicht sehen, dafür aber umso besser hören kann: die Akustik.“ Deren wunderbare Wirkung hat Langevoort allerdings noch nicht „eigenhändig“ getestet: Obwohl er schon als Sechsjähriger das Geigenspiel erlernte, kam er bisher nie in Versuchung, sich in einer stillen Stunde auf die Bühne zu stellen und die Saiten probeweise zum Klingen zu bringen.

Stattdessen bereitet der gebürtige Groninger vielen Künstlern ein optimales Podium im renommierten Konzerthaus - was ihm „schon viele schöne Erinnerungen“ beschert hat. Eine davon ist noch ganz frisch. Auch sie hat am Rande mit dem Karneval zu tun - und mit der speziellen Haltung des Kölner Publikums, das „Neuem erfreulicherweise mit großer Neugierde begegnet“. Es geschah während des gerade beendeten Triennale-Festivals. Gabriela Montero, eine Pianistin aus Venezuela, schwor die Zuhörer im großen Rund der Halle darauf ein, ihr mehrere Melodien vorzugeben und vorzusingen. Denn im zweiten Teil des Klavierabends stand das Improvisieren vor Auditorium auf dem Programm. „Zuerst wagten sich nur wenige vor, dann immer mehr, und schließlich sang der ganze Saal enthusiastisch »Mer losse d'r Dom en Kölle«“, erzählt Langevoort. „So spontan klappt dies wohl nur in dieser Stadt.“ Höchstes Lob also aus berufenem Mund - es dürfte den Kölnern wie Musik in den Ohren klingen.

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