Nachdem der von ihr favorisierte Kandidat für den Vorstandsvorsitz durchgefallen war, zog SPD-Politikerin Susana dos Santos Herrmann die Konsequenzen.
Nach PersonalentscheidungAufsichtsratschefin der Kölner Häfen und Güterverkehr tritt unerwartet zurück

Die Zentrale der HGK liegt im Niehler Hafen.
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In der Aufsichtsratssitzung der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) ist es nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Montag zu einem Eklat gekommen. Die langjährige Aufsichtsratsvorsitzende Susana dos Santos Herrmann (SPD) hat demnach während der Sitzung ihren Rücktritt verkündet. Wie zu erfahren war, protestierte sie damit gegen eine Personalentscheidung des von ihr geführten Gremiums der Stadtwerke-Tochter.
Vertrag des bisherigen Kölner HGK-Chefs läuft Ende September aus
Konkret ging es dem Vernehmen nach darum, einen Nachfolger für den bisherigen Vorstandsvorsitzenden Uwe Wedig zu bestimmen. Sein Vertrag läuft am 30. September dieses Jahres aus. Eine Verlängerung ist nicht möglich, weil er dann die maximale Altersgrenze für Geschäftsführer und Vorstände im Kölner Stadtwerke-Konzern, zu dem die HGK-Gruppe gehört, erreicht.
Die Findungskommission, die den Auftrag hatte, einen Nachfolger zu suchen und dem Aufsichtsrat vorzuschlagen, konnte sich dem Vernehmen nach nicht auf einen gemeinsamen Kandidaten einigen. Dos Santos Herrmann favorisierte demnach einen anderen Kandidaten als die weiteren Mitglieder der Findungskommission, eine Einigung ließ sich bis zuletzt nicht erzielen. Auch in der Aufsichtsratssitzung warb sie dafür, sich auf den von ihr als geeigneter bewerteten Kandidaten festzulegen. Beide Kandidaten arbeiten auch jetzt schon für die HGK Gruppe.
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Der Aufsichtsrat folgte Dos Santos Herrmann am Montag jedoch nicht, mehrheitlich fiel die Entscheidung demnach zugunsten des auch innerhalb der Findungskommission favorisierten Kandidaten. Die SPD-Politikerin verkündete daraufhin ihren sofortigen Rücktritt aus dem Aufsichtsrat. „Ich möchte keine Verantwortung für eine Entscheidung übernehmen, die ich im Ergebnis für falsch halte“, sagte Dos Santos Herrmann dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zu nichtöffentlichen Angelegenheiten aus dem Aufsichtsrat äußere sie sich grundsätzlich aber nicht.
Kölner CDU-Ratsmitglied übernimmt Vorsitz im Aufsichtsrat kommissarisch
Dem Vernehmen nach soll Steffen Bauer, der derzeit den Unternehmensteil HGK Shipping leitet, die Nachfolge des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Uwe Wedig übernehmen. Da der Aufsichtsratsvorsitzende dabei üblicherweise eine führende Rolle übernimmt, fällt diese Aufgabe nun zunächst kommissarisch dem CDU-Ratsmitglied Dirk Michel zu, Vorsitzender des Wirtschaftsausschusses im Stadtrat und stellvertretender HGK-Aufsichtsratsvorsitzender.

SPD-Politikerin Susana dos Santos Herrmann
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Dem Vernehmen nach will die SPD-Ratsfraktion bereits in der Stadtratssitzung am Montag eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für Dos Santos Herrmann vorschlagen. Die SPD-Politikerin gehörte von 2004 bis 2017 dem Stadtrat an und von 2017 bis 2022 dem NRW-Landtag. Seit Ende des Jahres 2020 war sie Aufsichtsratsvorsitzende der HGK.
Kölner HGK kaufte Imperial Shipping im Jahr 2020 für 176 Millionen Euro
Steffen Bauer leitet das zur HGK-Gruppe gehörende Unternehmen HGK Shipping seit dem 1. August 2020. Zuvor war er mehrere Jahre als Geschäftsführer der Imperial Shipping Holding und Chief Operating Officer der Imperial Shipping Group tätig. Die HGK hatte zum 1. August das europäische Binnenschifffahrts-Geschäft der Imperial Logistics International übernommen und wurde damit zum größten Binnenschifffahrtsunternehmen Europas.
Der Kauf kostet das Tochterunternehmen des Stadtwerke-Konzerns, der wiederum der Stadt gehört, damals 176 Millionen Euro. Rechnet man die Zinsen hinzu, waren es insgesamt 200 Millionen Euro, die das Unternehmen investierte. Die HGK hatte sich in den vergangenen Jahren vom einstigen Hafenbetreiber zu einer europaweit tätigen Gruppe für integrierte Transport- und Logistikdienstleistungen entwickelt und zuletzt stets Gewinne erzielt.
Die HGK selbst äußerte sich am Montag nicht zu dem Vorgang. Der HGK-Aufsichtsrat wird sich voraussichtlich am Dienstag zu Wort melden.